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12S

Der Schlaumeier

einen Man«, wie der Sagschneider einer war, gab es
nalürlich keinen Zweifel, daß alle diese Schwierigkeiten zli
überwinden waren. Viel schlimmer traf ihn die Erfahrung.
daß die Bauern sich angewöhnt hatten, der Kriegszeiten
wegen ihre Außenstände hängen zu lassen, obwohl sie selber
von ihren Abnehmern glatt bezahlt wurden. And gerade
die reichsten waren in dieser Beziehung am zähesten.

Das paßte natürlich dem Sagschneider nicht.

And am meisten ärgerte ihn der reiche, protzige und
geizige Lemmhofer von Grinzing, der dem Sagschneider
fast hundert Mark schuldig war, ohne einen Wink verstehen
zu wollen, so deutlich ste auch der Sagschneider zu machen
verstand.

Da versteht man's, wenn der Sagschneider eines Tages
vor seinem Schreibtische saß und darüber nachdachte, wie
er den reichen Protzen zum Zahlen kriegen könne. Avikatisch
wer'n, das ging nicht, dazu war der Lemmhoser ein viel
zu guter Kunde, grob wer'n im Wirtshaus auch nicht, dazu
war er zu stark.

Nach langem Lin- und Lerdenken beschloß der Sag
schneider, einen Brief zu schreiben. Er zog den Rock aus
und begann greißend:

Liber Freind!

Indem das in diffen Zeiten die Gescheften sehr
schlecht gen, habe ich die Bicher in die Land genohmen
und da steht es, liber Schbezi, das Du mir noch
95 March und 30 Pfenning schuldig bist. Ich weuß
es, das bei Dir keine Gefar durchaus gar nicht da
ist, aber bei dissen Zeiten kan es schon sein, das man

in Verlegenheit ist und das m«n kein Geld nicht hat
und nicht zaln kan. Aber es macht nix und balst
Du jez nicht zaln kanst, weils Du selfs kein Geld
nicht hast, so zals Du speter. Mit dissem grißt Dich

Dein Freind

I. Sagschneider.

Kein Tag verging, da kam der Lemmhofer mit einer
Brieftasch voll Banknoten, als ob er ein Laus kaufen wollte.

„Was bin i schuldi?"

„Muaß glei' amal nachschaugn/ sagte der Sagschneider
und tat, als ob er ein paar hundert Schuldner hätte.
„Finfandneinzig March, dreißgö."

„So, da hast dei' Göld, Lungerleider, notiger! And
dös mirkst dir, das der Lemmhofer zweng a so an Drög
koa Bauchgrimma kriagt."

„Wia dös?" fragte der Sagschneider unschuldig, „i'
hab's guat g'moant, weils gar so viel schlechte Leut gibt
heutzutags, wo nöt zahln woll'n und da ko' der Best in
Verleg'nheit'n kemma."

„Ko' scho' sei'," sagte der Lemmhofer und sahFeinen
Lieferanten mißtrauisch von der Seiten an.

„Schöne Noßdecken hätt' i'," bemerkte ablenkend der
Sagschneider. „Laß ma' mei' Ruah," brummte der Lemm
hofer.

„3a, ja, bei die Zeit'n, da spart a jeda wiar a ko,
und a so a rare War, vierzg March as Paar, da versteht
mas, das die jetzt nöt gern kauft wer'n."

„Fangft jatza scho' wieder o'?" Der Lemmhofer schlug
mit der Faust auf die Ladenbudel. „Moanst vielleicht, i'
kunnt man koanö Roßdeck'n kaufa'c Moanst vielleicht, i'

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vverfen, ^onclern bunn 8ick uuf cler Ztelle in ein puur IVIinuten mit fri^cber nuZelneuer
^Vü86be ver^eben, okne be^or^en -:u mü88en, clu88 8ie clnrcb clu8 ^ u^cben -:u Iclein vverclen
vvircl. ^Velcbe XVobltLt clie8 becleutet, 8LZt fu8t seäer Kelöpo^tbries.

I^eue 8un1ic!i1 Oe8eIl8ckakt von 1914 m. b. il.

kbeinLu—IVtannbeim.

Lllsinigs Illssrstsosllllaömo: llusolk k^osss, Lllll0llssll-Lxi>säition.
 
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