Zeitschrift für Humor und Kunst
Standesbeamter: „Die Lerrschaften haben lange gewartet?"
Braut: „Na, wenn auch! Was geht Vas Sie an — wir sind noch immer jung genug zum Leiraten!"
Dick Plummers Traum
Bei einer solchen Expedition stieß er einmal aus einen
belgischen Offizier, der in ihm hochbeglückt einen Bundes-
genossen erkannte und ihn in schlechtem Englisch fragte,
ob er wohl eine wichtige Ordre an das Lauptquartier über-
mitteln könne. „Gewiß," sagte Dick, der den großen Augen-
blick seines Lebens nahen fühlte. „Gut, mon brave," rief
der Belgier und übergab ihm die Ordre, „dort unten in
jenem Gebäude sah ich eine Fahrgelegenheit. Nehmen
Sie sich ein Pferd und das Whisky, um schneller weiter
zu kommen!" Dick hatte dabei weniger an ein Fuhrwerk
dieses Namens, als an ein heimisches Getränk gedacht,
dessen belebende und schnelligkeitserhöhende Wirkung ihm
nicht unbekannt war. Woher wohl auch der Belgier das
wußte! — Das Gebäude war, wie er richtig vermutet
hatte, eine Wirtschaft, worin das Getränk in guter Oualität
zu haben war. And Dick kam dem falsch verstandenen
Befehl so gründlich nach, daß er Pserd und alles vergaß
und einer just vorüberkommenden deutschen Abteilung
mitsamt der wichtigen Ordre in die Lände fiel.
Nun begann für den armen Dick Plummer eine trübe
Zeit. Nach mancherlei Mühsalen wurde er in ein Lager
gebracht, das einen für ihn schwer auszusprechenden Namen
hatte und nicht weit von Berlin sein sollte. Lier wurde
ihm endlich wieder ein Lichtblick zuteil, denn in der ihm
angewiesenen Baracke stieß er auf seinen intimsten Freund
Bob Turbins, den er bei Beginn der Kriegswirren aus
dem Auge verloren hatte. Pedanten werden vielleicht
einwenden, daß diese Freundschaft etwas anrüchig war,
da sie aus einem gemeinsamen Aufenthalt im Zellen-
gefängnis zu New-Gate herrührte, aber gerade dieser Am-
stand hatte ihrem Bunde eine ungeahnte Solidität ver-
liehen, und umso größer war jetzt die Freude und die
Ueberraschung beider.
Nach einigen erträglich verlaufenen Tagen sollte aber
unserem Lelden seine Vorliebe sür stärkende Getränke zum
zweitenmal verhängnisvoll werden, und das ging so zu:
Als einst der Landsturmmann Karl Lüttendorp, Acker-
dürger aus Ducherow in Pommern. den Vewachungsdienst
versab, hatte er dabei den wertvollsten Inhalt einer unlängst
erhaltenen Feldpostsendung, eine Flasche echten Richten-
berger Kornes leichtsinnig neben sich hingestellt. Die Er-
frischungen des Deutschen waren dcm wachsamen Dick nicht
entgangen, und er konnte der Versuchung nicht widerstehen,
in einem günstigen Moment die Flasche zu attackieren,
welcher Vorgang aber leider von ihrem Eigentümer nicht
unbemerkt geblieben war. Mit einem kernigen „Dunner-
lüchting!" packte Lüttendorp den Engländer rasch am Kragen.
Offenbar hatte sich Dick eben eineS Diebstahls schuldig
gemacht und hätte rechtens dte verschärften deutschen Kriegs-
gesetze kennen lernen müssen, aber der gutmütige Pommer
sah von einer Melvung ab und begnllgte sich mit der
Standesbeamter: „Die Lerrschaften haben lange gewartet?"
Braut: „Na, wenn auch! Was geht Vas Sie an — wir sind noch immer jung genug zum Leiraten!"
Dick Plummers Traum
Bei einer solchen Expedition stieß er einmal aus einen
belgischen Offizier, der in ihm hochbeglückt einen Bundes-
genossen erkannte und ihn in schlechtem Englisch fragte,
ob er wohl eine wichtige Ordre an das Lauptquartier über-
mitteln könne. „Gewiß," sagte Dick, der den großen Augen-
blick seines Lebens nahen fühlte. „Gut, mon brave," rief
der Belgier und übergab ihm die Ordre, „dort unten in
jenem Gebäude sah ich eine Fahrgelegenheit. Nehmen
Sie sich ein Pferd und das Whisky, um schneller weiter
zu kommen!" Dick hatte dabei weniger an ein Fuhrwerk
dieses Namens, als an ein heimisches Getränk gedacht,
dessen belebende und schnelligkeitserhöhende Wirkung ihm
nicht unbekannt war. Woher wohl auch der Belgier das
wußte! — Das Gebäude war, wie er richtig vermutet
hatte, eine Wirtschaft, worin das Getränk in guter Oualität
zu haben war. And Dick kam dem falsch verstandenen
Befehl so gründlich nach, daß er Pserd und alles vergaß
und einer just vorüberkommenden deutschen Abteilung
mitsamt der wichtigen Ordre in die Lände fiel.
Nun begann für den armen Dick Plummer eine trübe
Zeit. Nach mancherlei Mühsalen wurde er in ein Lager
gebracht, das einen für ihn schwer auszusprechenden Namen
hatte und nicht weit von Berlin sein sollte. Lier wurde
ihm endlich wieder ein Lichtblick zuteil, denn in der ihm
angewiesenen Baracke stieß er auf seinen intimsten Freund
Bob Turbins, den er bei Beginn der Kriegswirren aus
dem Auge verloren hatte. Pedanten werden vielleicht
einwenden, daß diese Freundschaft etwas anrüchig war,
da sie aus einem gemeinsamen Aufenthalt im Zellen-
gefängnis zu New-Gate herrührte, aber gerade dieser Am-
stand hatte ihrem Bunde eine ungeahnte Solidität ver-
liehen, und umso größer war jetzt die Freude und die
Ueberraschung beider.
Nach einigen erträglich verlaufenen Tagen sollte aber
unserem Lelden seine Vorliebe sür stärkende Getränke zum
zweitenmal verhängnisvoll werden, und das ging so zu:
Als einst der Landsturmmann Karl Lüttendorp, Acker-
dürger aus Ducherow in Pommern. den Vewachungsdienst
versab, hatte er dabei den wertvollsten Inhalt einer unlängst
erhaltenen Feldpostsendung, eine Flasche echten Richten-
berger Kornes leichtsinnig neben sich hingestellt. Die Er-
frischungen des Deutschen waren dcm wachsamen Dick nicht
entgangen, und er konnte der Versuchung nicht widerstehen,
in einem günstigen Moment die Flasche zu attackieren,
welcher Vorgang aber leider von ihrem Eigentümer nicht
unbemerkt geblieben war. Mit einem kernigen „Dunner-
lüchting!" packte Lüttendorp den Engländer rasch am Kragen.
Offenbar hatte sich Dick eben eineS Diebstahls schuldig
gemacht und hätte rechtens dte verschärften deutschen Kriegs-
gesetze kennen lernen müssen, aber der gutmütige Pommer
sah von einer Melvung ab und begnllgte sich mit der