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166

^7> Meggendorfer-Blätter, München

Angewiß — „Na, Schayi, was kochst du da Schönes?"

— „Frag' nicht so voreilig, LanS. Wenn es sich umdrehen
läßt, wird's eine Omelette, wenn nicht, ein Eierschmarrn."

Lieöchen

Schwinge dich, liebes Schwälbchen,
Aum alten Giebelhaus,

Wo früh die blonde Grete
Verstohlen guckt herausl

Unö sag' ihr fcohe Kunde,
Doch sag' es nicht zu laut:
Bald blüht die grüne Myrte,
Und Gretel heißt die Brautk

Reinhard Volker

Die Macht der Gewohnheit

Die Witwe Strobl hatte einen
Eisenbahner geheiratet. Einige Tage
nach der Lochzeit gab's in ihrer
Wohnung in aller Früh einen fürchter-
lichen Lärm Die Lausleute liefen
znsammen, borchten und rieten. Bald
klärte sich die Sache auf. Die Strobl
hatte in ihrer Vergeßlichkeit ihren
tvm Nachtdienste heimkehrenden Mann
durchgeprügelt!

Dkr 2oUg0 Von Gedanensis

In Lerrn Dobrieners Privatkontor sitzt in einer Ecke
tagaus, tagein eine graue, krumme Gestalt und tut irgend-
etwas, schreibt Briefe oder hält Buch oder dergleichen.
Vielleicht tut sie auch nur so, als ob sie was tüte. Aber
jedenfalls ist sie immer da, wenn Lerr Dobriener Besucher
empfängt. Und sie geht dann nicht sort; sie rührt sich nicht
von der Stelle.

Eo ein Mensch muß doch manchmal stören, wenn Leute
kommen, Geschäflsfreunde oder Geschäftsfeinde. Deshalb
erkundigte ich mich neulich bei Lerrn Dobriener, was sür
ein Mann das denn wäre. „Das ist der alte Zoseph,"
erklärte Lerr Dobriener. „Wissen Sie, den hab' ich ja
gerade dazu angestellt, in meinem Privatkontor zu sihen.
Es kann doch mal vor-
kommen, daß irgendein
Geschäftsfreund Lust hat.
ein bißchen heftig zu mir
zu werden, — na, da sieht
er dann, es ist ein Zeuge
da, und nimmt sich lieber
zusammen."

Ich sah mir den alten
Ioseph genauer an. Er
schien mir irgendwie nicht
ganz vollständig zu sein.

„Sagen Sie, Lerr Do-
briener, was hat der alte
Mann?" Lerr Dobriener
zuckt die Achseln. „Nu. —
was soll er haben! Stock-
taub ist er. Eine Dread-
nought-Breitseite könnten
Sie neben ihm abseuern, —
höchstens würd' er Prosit
sagen."

„Ia aber, Lerr Dobriener, Sie sagten doch, er säße

hier für den Fall, daß mal ein Geschäftsfreund-"

„Nu ja, — daß die Leut' stch zusammennehmen. Aber
wenn nu mal einer doch keine Lust hat, sich zusammenzu-
nehmen, — da kann der Ioseph doch wenigstens nicht
hören, was ich mir von so einem Menschen ins Gesicht
sagen lassen muß "

Erwünschte Zertrümmerung

Amtmann: „Sehen Sie denn nicht, daß der Betrunkene
»ach der Straßenlaterne wirft?"

Polizist: „Selbstverständlich. Wenn er s' trifft, dann
muß er s' bezahlen; lvertraulich) das ist nämlich die Latern',
die den Sprung schon hat, Lerr Amtmann!"

Copyright 1915 by I. F. Schreiber
 
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