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Kriegschronik der Meggendorfer-Biätter, München
— „Vortrefflich kann ich hier arbeiten, — und zu
Lause hat's mich gestört, wenn nebenan einer hustete."
lZZn^Iick unveemulel lüsen
2irii sm stunsmsknnsl
lZruke Nengen vun cier Iöscbung,
wss üem Vunkee seln' fuisl.
5eine ssnmci'scbiffL nümlicd
ilüil' er ustwüi'Is gern gescülckt,
lluk mnn s!u In jener fernen
öegenü sucfi elnmul erdlickt.
U/eil üle ^nüc nulscfile, isl nun
ller Uei'kefii' elwss gefiemmi;
llreuünuugfils würüun belsplelsweise
Zlcbei' günilicb festgeklemml.
Nitllei'u/eile unlerfislten
üupsn nucfi unü Lbins sicfi;
Istebi' unü mebi' eeigt üei' üspunei'
3icfi im sturüei'n fürcfitei'Iicfi.
U/üi'' nicbt ües fisnsles Lüscbung
2ur brscbüliei'ung geneigt, —
llü siuk nlsüunn üer üupsnei'
U/ubl gsne unerscfiültei't eetgt?
llucfi je mebi' jetet ües Kunsles
buse WZnüe geben nuub,
llesiu wenlgei' glbl üer kleine
lüelbe Insulsnei' nucb.
Tante Laura
Sie war sonst eine recht gute Tante, und in vielen
Dingen konnten stch Lansemanns auf sie verlassen. Aber
wenn Tante Laura etwas erzählte, konnte man sich darauf
nur verlaffen, indem man gerade das Gegenteil annahm. Sie
mußte nun einmal schwindeln; es ging beim besten Willen
nicht anders. Berühmt ist bei Lansemanns die Geschichte von
Tante Lauras Regenschirm. Eines Nachmittags kam Tante
Laura zu Vesuch. „Du hast wohl Regen bekommen, Tante?"
fragte man. „Keine Spur, Kinder," sagte sie; „so lange ich
auf der Straße war, hat es nicht einen Tropfen geregnet."
— „Aber, Tante, dein Schirm ist ja patschnaß," hieß es.
Da erklärte Tante Laura ganz einfach: „O, Kinder, das ist
noch von gestern." — Also kurz und gut: Tante Laura log.
Fritz Lansemann war als Reserveleutnant mit. Aber
Pech hatte er gehabt, — im August war er gefangen ge-
nommen worden, im Westen. Auf die Insel Oleron hatten
ste ihn gebracht. Da saß er nun schon acht Monate und
darbte — nicht nach besserem Essen, als sie ihm vorsetzten,
denn das kümmerte ihn nicht — aber nach Kunde und Nach-
richt aus der Leimat. Gerade, als er aus den Geschehnissen
herausgerissen wurde, hatte es in Ostpreußen so bedenklich
ausgesehn. !1nd in Belgie», — wie mochte das geworden
sein? !lnd England? — Auf Olöron bekam er natürlich
nicht die Wahrheit zu hören; die Leute, die auf ihn auf-
paßten, behaupteten und glaubten es wohl selbst, daß es
mit Deutschland bald aus sein würde. Von Lause aber
durfte ihm ja nichts geschrieben werden. Trotzdem fragte er in
jedem Brief an: „Wie geht es bei euch?" — dick unterstrichen.
And endlich kamen auch Nachrichten, sehr gute Nach-
richten. Mutter Lansemann schrieb:
„Mein lieber Iunge,
mir geht es gut. Nur um den Krieg scheint es leider
schlecht zu stehn. Die Russen haben leider große Erfolge
gehabt. Belgien werden wir wohl nicht mehr lange
halten können. !lnd England wird wohl bald trium-
phieren. Das alles hat mir heute unsere gute Tante
Laura erzählt." Pcker Robmson
Sumnrarisch
Ehemann (abends mit einem Extrablakt nach Lause kommend): „Sieg
aus der ganzen Linie, Alte! Tausende von Gefangenen,
Maschinengewehre, Geschütze und außerdem noch diese
Gans, die ich beim Preiskegeln gewonnen habe!"
Die Verlustliste
Als Miß Nelly Saunders vom Alhambra beirn
Breakfast in ihrem Louis X VI-Bett das Morgenblatt las,
stieß sie plötzlich einen melodischen Schrei aus und fiel wie
leblos in die Seidenkissen zurück. Die Zofe brachte ste
mühsam durch ein Atkinson-Fläschchen zur Besinnung.
„Winnie . . I" — stöhnte die Lerrin — „auch du,
mein Freund Winnie . . I — Lesen Sie, Mary, lesen Sie
schwarz auf weiß — Winnie Brown, London L. 6.,
Änightriderstreet — er ist's — oh, Winnie . . I" —
„Ist er in Flandern gefallen?" — fragte leis die
Zofe — „steht er auf der Verlustliste?"
„Iwok irsrs!" — jammerte die Linterbliebene — „unter
,Konkurse und Zahlungsstockungen'!" Ludwig Engel
Kriegschronik der Meggendorfer-Biätter, München
— „Vortrefflich kann ich hier arbeiten, — und zu
Lause hat's mich gestört, wenn nebenan einer hustete."
lZZn^Iick unveemulel lüsen
2irii sm stunsmsknnsl
lZruke Nengen vun cier Iöscbung,
wss üem Vunkee seln' fuisl.
5eine ssnmci'scbiffL nümlicd
ilüil' er ustwüi'Is gern gescülckt,
lluk mnn s!u In jener fernen
öegenü sucfi elnmul erdlickt.
U/eil üle ^nüc nulscfile, isl nun
ller Uei'kefii' elwss gefiemmi;
llreuünuugfils würüun belsplelsweise
Zlcbei' günilicb festgeklemml.
Nitllei'u/eile unlerfislten
üupsn nucfi unü Lbins sicfi;
Istebi' unü mebi' eeigt üei' üspunei'
3icfi im sturüei'n fürcfitei'Iicfi.
U/üi'' nicbt ües fisnsles Lüscbung
2ur brscbüliei'ung geneigt, —
llü siuk nlsüunn üer üupsnei'
U/ubl gsne unerscfiültei't eetgt?
llucfi je mebi' jetet ües Kunsles
buse WZnüe geben nuub,
llesiu wenlgei' glbl üer kleine
lüelbe Insulsnei' nucb.
Tante Laura
Sie war sonst eine recht gute Tante, und in vielen
Dingen konnten stch Lansemanns auf sie verlassen. Aber
wenn Tante Laura etwas erzählte, konnte man sich darauf
nur verlaffen, indem man gerade das Gegenteil annahm. Sie
mußte nun einmal schwindeln; es ging beim besten Willen
nicht anders. Berühmt ist bei Lansemanns die Geschichte von
Tante Lauras Regenschirm. Eines Nachmittags kam Tante
Laura zu Vesuch. „Du hast wohl Regen bekommen, Tante?"
fragte man. „Keine Spur, Kinder," sagte sie; „so lange ich
auf der Straße war, hat es nicht einen Tropfen geregnet."
— „Aber, Tante, dein Schirm ist ja patschnaß," hieß es.
Da erklärte Tante Laura ganz einfach: „O, Kinder, das ist
noch von gestern." — Also kurz und gut: Tante Laura log.
Fritz Lansemann war als Reserveleutnant mit. Aber
Pech hatte er gehabt, — im August war er gefangen ge-
nommen worden, im Westen. Auf die Insel Oleron hatten
ste ihn gebracht. Da saß er nun schon acht Monate und
darbte — nicht nach besserem Essen, als sie ihm vorsetzten,
denn das kümmerte ihn nicht — aber nach Kunde und Nach-
richt aus der Leimat. Gerade, als er aus den Geschehnissen
herausgerissen wurde, hatte es in Ostpreußen so bedenklich
ausgesehn. !1nd in Belgie», — wie mochte das geworden
sein? !lnd England? — Auf Olöron bekam er natürlich
nicht die Wahrheit zu hören; die Leute, die auf ihn auf-
paßten, behaupteten und glaubten es wohl selbst, daß es
mit Deutschland bald aus sein würde. Von Lause aber
durfte ihm ja nichts geschrieben werden. Trotzdem fragte er in
jedem Brief an: „Wie geht es bei euch?" — dick unterstrichen.
And endlich kamen auch Nachrichten, sehr gute Nach-
richten. Mutter Lansemann schrieb:
„Mein lieber Iunge,
mir geht es gut. Nur um den Krieg scheint es leider
schlecht zu stehn. Die Russen haben leider große Erfolge
gehabt. Belgien werden wir wohl nicht mehr lange
halten können. !lnd England wird wohl bald trium-
phieren. Das alles hat mir heute unsere gute Tante
Laura erzählt." Pcker Robmson
Sumnrarisch
Ehemann (abends mit einem Extrablakt nach Lause kommend): „Sieg
aus der ganzen Linie, Alte! Tausende von Gefangenen,
Maschinengewehre, Geschütze und außerdem noch diese
Gans, die ich beim Preiskegeln gewonnen habe!"
Die Verlustliste
Als Miß Nelly Saunders vom Alhambra beirn
Breakfast in ihrem Louis X VI-Bett das Morgenblatt las,
stieß sie plötzlich einen melodischen Schrei aus und fiel wie
leblos in die Seidenkissen zurück. Die Zofe brachte ste
mühsam durch ein Atkinson-Fläschchen zur Besinnung.
„Winnie . . I" — stöhnte die Lerrin — „auch du,
mein Freund Winnie . . I — Lesen Sie, Mary, lesen Sie
schwarz auf weiß — Winnie Brown, London L. 6.,
Änightriderstreet — er ist's — oh, Winnie . . I" —
„Ist er in Flandern gefallen?" — fragte leis die
Zofe — „steht er auf der Verlustliste?"
„Iwok irsrs!" — jammerte die Linterbliebene — „unter
,Konkurse und Zahlungsstockungen'!" Ludwig Engel