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Zeitschrift für Humor und Kunst


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Im Hotel " „Was höre ich, die alte Dame, die eben die Rechnung beim

Oberkellner reguliert, ist Ihre Schwiegermutter ... und die haben
Sie mit auf die Lochzeitsreise genommen?"

— „Der Billigkeit halber! Bares Geld wollte sie nicht heraus-
rücken, aber sie hat sich bereit erklärt, unterwegs alles zu bezahlen!"

Der Erfolg

„Aha! Wie hoher Besuch.

Da hat er recht. Aber wie kün-
digte der sich denn an? Damit
ich Bescheid weiß. Ich warte ja
auch auf ihn."

„Du glaubst ja nichts. Da
kannst du lange warten."

„Ach so: weil ich nicht an
mich glaube, darum kommt er
nicht zu mir?"

„Ach, das ist Nebensache.

Wenn du an dich glaudst —
davon hast du nichts. Andere
müssen an dich glauben!"

„Ia, die Redakteure, ich
weiß. Aber was glaubst du
denn?"

„Träumst du öster?" fragte
Adolf Krause zurück.

„Wenn ich Zeit habe. Mei-
stens schlafe ich."

„Ich träume immer."

„Ach so, nun verstehe ich!

Du hast geträumt, daß der Er-
folg kommt?"

„Direkt nicht. Aber du
brauchst nicht so spöttisch drein-
zusehen."

„Das täuscht. Wenn ich
spöttisch dreinsehe, bin ich toternst. — Also du hast indirekt
von Erfolg geträumt? Wie war denn das?"

„Ob du in deinem Lerzen lachst oder nicht, lieber
Freund," sagte Adols Krause von oben herab, „das ist mir
gleichgültig. Wenn ich den Erfolg habe, kannst du ruhig
läcdeln; ich lache laut und schallend. Ohne Rücksicht. Der
Erfolg steht mir zur Seite. Wer Erfolg hat, der hat recht.
And wer recht hat, der kann lachen!"

„Wunderbar kannst du sprechen," fchaltete ich ein.

nwoe»-.

Das Nächstliegende — „Da bist du ja wieder, Pikkolo;

wo hast du denn gesteckt?"

— „Krank war ich ... Sie hab'n ge-
wiß gedacht, ich sei schon im Felde?"

„Ganz so, als ob du den Erfolg schon hättest. Aber du
hast ihn doch erst beinahe?"

„Ach, er ist mir sicher!" machte Adolf Krause verächtlich.
„Wenn einer von einem großen Lause träumt, von Dienern
in Livree usw., was bedeutet denn das?"

„Das kann ich dir ganz genau sagen. Davon habe
ich vor vierzehn Tagen geträumt. And am andern Tage
kam der Gerichtsvollzieher!"

„Ia, das ist, weil du an nichts glaubst!" Adols Krause
hob seine Stimme: „Aber ich muß nun gehen. In
die Redaktion. And, Freund. ich habe auch von
einem großen Lause geträumt und von vielen Dienern
in goldbelreßter Livree. !lnd — " AdolfKrause machte
eine kleine Kunstpause, die die Spannung bei mir
wesentlich erhöhte — „und der Traum, mein Freund,
der macht mich!"

Ich erblaßte vor Neid. Denn ich wollte schon
lange „gemacht" werden. Aber ich durfte mir nichts
merken lassen. Ich mußte schweigend dulden. Nein,
noch mehr: ich mußte Adolf Krause Glück wünschen!
Das tat ich auch. Wehen Lerzens.

Mit dem sicheren Blick der erfolgreichen Leute,
die alles durchschauen, erkannte das Adolf Krause.
And es freute ihn. Er sagte:

„Wenn er dir auch nicht von Lerzen kommt,
Freund, ich nehme ihn doch an, deinen Glückwunsch.
Du kannst dich nach vierzehn Tagen 'mal bei mir
einfinden. Mal sehen, was sich für dich tun läßt."
Adolf Krause verneigte sich. Dann ging er.

Ich schrieb mir schnell das Datum auf die Man-
schette und darunter: „vierzehn Tage später." Damit
ich aber nicht lange nach der Bedeutung suchen müsse,
schrieb ich in Klammer dahinter (AdolfKrause, Traum).

Lils ich nach vierzehn Tagen die Manschetten
wechseln wollte — nein, ich wollte sie zur Wäsche
 
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