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Zeitschrift für Humor und Kunst
Gold
blankes Geld gegen ein
Stück Papier dahingege-
ben wurde. Denken Sie
sich: zweiundachtzig Mark
zahlte mir Lammelberger
heraus, aber wie? Mit
einem silbernenZweimark-
stlick und vier Zwanzig-
markstücken, mit richtigem
Golde!
Ich muß gestehm ich
fühlte etwas pharisäer-
hafte Empörung gegen
Korbinian Lammelber-
ger. Wie, dicser Mann,
dieser elende Geldhamster
besasi Gold, ganze vier
Goldstücke in einer Zeit,
wo auch das letzte Gramm
dieses Metalles in die
Neichsbankgehörte! Das
war beinahe Vatcrlands-
verrat. Zuerst hatte ich
große Lust, Lammel-
berger das zu sagen. Aber
ich überlegte, daß er mei-
ner Rede wohl gänzlich
unzugänglich sein würde.
Wenn ich ihm erzählt hät
te, daß diese vier Gold-
stücke in den Länden der
Reichsbank nicht achtzig,
nei» zweihundertundvier-
zig Mark bedeuteten, so
hätte ihn das sicher mit einem tiesen Mißtrauen erfüllt
gegen dieses Finanzinstitut, das dergleichen zustande brachte.
Darum
Frau (zmn Gattcn, der ein Sofa auf Natcn gckauft hat): „Den ganzen Tag
wälzt du dich jetzt auf dem Sofa herum und tust fast gar nichts mehr?!"
— „Na ja, man muß es doch ausnützen
bis sie's wieder holen!"
wie lange wird's dauern.
— „Was machst du denn da?"
— „Ich kann meine Uhr nicht finden, und nun
hör ich, ob sie nicht in Karlchens Bauch tickt!"
Deshalb sagte ich nichts, steckte das Gold wie selbstver-
ständlich ein, ging davon, hinaus in die frische Winterluft,
die mir ungemein wohl tat, und freute mich.
Ganz gewaltig freute ich mich. Ich klimperte
mit den Goldstücken, als hälte ich noch niemals
welche besessen. Lurra, das kam i» die Reichs-
bank! !l»d abends trank ich fröhlich ein Glas
Punsch mehr als sonst.
Nun ist es leider Tatsache, daß abendliche
Entschlüsse, die, zumal im Schein des Punsches,
sehr rostg aussehen, vom nächsten Morgen-
grauen auch etwas angegraut werden. So ging
es auch mir am nächsten Tage. Das Gold gehörte
selbstverständlich in die Reichsbank. Schön!
iZlber wie sollte ich es dorthin gelangen lassen?
Sie werden sagen, das ist die einfachste
Sache in der Welt. O nein, da irren Sie sich!
Aeberlegen Sie einmal. Wenn ich auf das nächste
Postamt ging und sagte: Lier ist Gold, geben
Sie mir Scheine! dann würde der Beamte das
selbstverständlich tun. Aber was würde der
Mann dabei sich denken? Aha, würdc er den-
ken, auch so ein trauriger Geselle, der an der
Kraft seines Vaterlandes gezweifelt und tückisch
Gold ausgestapelt hat. And nun hat er ent-
weder nichts anderes mehr zu knabbcrn und
muß doch ans Gold heran, oder er hat seine
Dummheit und Gemeinheit eingesehn.
Was hätte ich gegen solche Meinung dcs
Beamtcn tun können? Doch gar nichts. Ich
Zeitschrift für Humor und Kunst
Gold
blankes Geld gegen ein
Stück Papier dahingege-
ben wurde. Denken Sie
sich: zweiundachtzig Mark
zahlte mir Lammelberger
heraus, aber wie? Mit
einem silbernenZweimark-
stlick und vier Zwanzig-
markstücken, mit richtigem
Golde!
Ich muß gestehm ich
fühlte etwas pharisäer-
hafte Empörung gegen
Korbinian Lammelber-
ger. Wie, dicser Mann,
dieser elende Geldhamster
besasi Gold, ganze vier
Goldstücke in einer Zeit,
wo auch das letzte Gramm
dieses Metalles in die
Neichsbankgehörte! Das
war beinahe Vatcrlands-
verrat. Zuerst hatte ich
große Lust, Lammel-
berger das zu sagen. Aber
ich überlegte, daß er mei-
ner Rede wohl gänzlich
unzugänglich sein würde.
Wenn ich ihm erzählt hät
te, daß diese vier Gold-
stücke in den Länden der
Reichsbank nicht achtzig,
nei» zweihundertundvier-
zig Mark bedeuteten, so
hätte ihn das sicher mit einem tiesen Mißtrauen erfüllt
gegen dieses Finanzinstitut, das dergleichen zustande brachte.
Darum
Frau (zmn Gattcn, der ein Sofa auf Natcn gckauft hat): „Den ganzen Tag
wälzt du dich jetzt auf dem Sofa herum und tust fast gar nichts mehr?!"
— „Na ja, man muß es doch ausnützen
bis sie's wieder holen!"
wie lange wird's dauern.
— „Was machst du denn da?"
— „Ich kann meine Uhr nicht finden, und nun
hör ich, ob sie nicht in Karlchens Bauch tickt!"
Deshalb sagte ich nichts, steckte das Gold wie selbstver-
ständlich ein, ging davon, hinaus in die frische Winterluft,
die mir ungemein wohl tat, und freute mich.
Ganz gewaltig freute ich mich. Ich klimperte
mit den Goldstücken, als hälte ich noch niemals
welche besessen. Lurra, das kam i» die Reichs-
bank! !l»d abends trank ich fröhlich ein Glas
Punsch mehr als sonst.
Nun ist es leider Tatsache, daß abendliche
Entschlüsse, die, zumal im Schein des Punsches,
sehr rostg aussehen, vom nächsten Morgen-
grauen auch etwas angegraut werden. So ging
es auch mir am nächsten Tage. Das Gold gehörte
selbstverständlich in die Reichsbank. Schön!
iZlber wie sollte ich es dorthin gelangen lassen?
Sie werden sagen, das ist die einfachste
Sache in der Welt. O nein, da irren Sie sich!
Aeberlegen Sie einmal. Wenn ich auf das nächste
Postamt ging und sagte: Lier ist Gold, geben
Sie mir Scheine! dann würde der Beamte das
selbstverständlich tun. Aber was würde der
Mann dabei sich denken? Aha, würdc er den-
ken, auch so ein trauriger Geselle, der an der
Kraft seines Vaterlandes gezweifelt und tückisch
Gold ausgestapelt hat. And nun hat er ent-
weder nichts anderes mehr zu knabbcrn und
muß doch ans Gold heran, oder er hat seine
Dummheit und Gemeinheit eingesehn.
Was hätte ich gegen solche Meinung dcs
Beamtcn tun können? Doch gar nichts. Ich