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Meggendorfer-Blättcr, München

Nr. 1268

Gold

Gut! Ich ging in die Oeffentlichkeit. In ein großes
Kaffeehaus setzte ich mich, eines Nachmittags um fünf Ahr,
als alle Plätze darin besetzt waren. Aber was ich nun
weiter beginnen sollte, war mir ganz unklar. Sollte ich
aufstehn, eine große Rede an die verehrten Anwesenden
halten, die ich viel zu wenig kannte, um ste zu verehren,
was meistens der Fall mit den Anwesenden ist, — und
sollte ich dann von Tisch zu Tisch wandern und Gold ein-
tauschen gegen die vielen Scheine, die ich vorsorglich zu
mir gesteckt hatte? Ansinn! Ich kann gar nicht reden.

Da fiel mir der Zahlkellner in die Augen. Dieser
Mann trug doch gewiß beträchtliche Barmittel bei stch. Er
mochte auch Gold dabei haben. An ihn wollte ich mich
wenden. Ich gebe zu, daß mich dabei der Gedanke bestach,
bei dem Kellner meiner geringen Aeberredungskunst ganz
wie selbstverständlich durch ein gutes Trinkgeld nachhelfen
zu können. Warum sollte ich mir das Goldsammeln nicht
etwas kosten lassen? Es war ja für das Vaterland.

Ich rief also: Zahlen! Der Mann kam, und als ich
meine Zeche beglichen hatte, ließ ich ihn in meine Börse
schauen, wo die vier Goldstücke lockend lagen, und sagte:
Lätten Sie nicht auch ein paar Goldstücke? Ich sammle
ste für die Reichsbank. Es wird mir auf ein gutes Trink-
geld nicht ankomme».

Der Kellner sah mich ein bißchen schief von der Seite
an. Ziemlich lange. Dann sagte er: Einen Augenblick!
und verschwand. Es fiel mir unangenehm auf, daß er nicht,
wie es die Kellner sonst immer tun: Einen Augenblick,
mein Lerr! gesagt hatte. Aber ich dachte mir nichts dabei.
Ich dachte nur: Ieht holt er Gold; er hat wirklich welches.

Der Kellner kam zurück. Aber statt des Goldes, deffen
Anblick mir angenehm gewesen wäre, brachte er einen dicken
Lerrn mit, deffen Anblick mir weniger angenehm war. Es
schien der Besitzer des Lokals zu sein. Er war es sogar,
denn was er mir jetzt ins Gestcht schrie, fing mit den Worten
an: Bei mir wollen Sie-. Von dem übrigen habe

ich nur wenig behalten wegen der entsetzlichen Aufregung,
in die mich die solgenden Ereignisse stürzten. Der Sinn
der mit viel zu großem Aufwand an Stimmkraft mir ent-
gegengeschleuderten Anklage war jedenfalls, daß ich Gold
sammeln wollte, daß ich mich erboten hätte, etwas darauf
zu zahlen, daß ich einer der schurkisch im Lande umher-
reisenden verräterischen Goldaufkäufer wäre, und daß ich
eigentlich sofort an den Galgen gehörte.

Ich glaube, der Mann schrie nur so sehr, weil er das
Wohlgesallen seiner Gäste erregen wollte. Das gelang
ihm auch, aber für mich wurde ein Mißfallen daraus. In
einem Augenblick sah ich einen menschlichen Zaun um mich
erstehen, einen Zaun, der mir furchtbar vernagelt erschien.
Ich versuchte eine Erklärung, -- niemand wollte darauf
hören. Lände packten mich, Fäuste knufften mich. Finger
bohrten sich zwischen meine Nippen. Ich bin sicher, daß
viele unter der Menge waren, denen nicht die Tatsache des
Goldsammelns, sondern der Besitz der dazu notwendigen
Barmittel ein Gegenstand des Abscheus war. Rehmt ihm
sein Geld ab! schrien fie, und es wäre vielleicht wirklich dazu
gekommen, wenn nicht die Polizei mich befreit hätte. Die
Polizei, die man zu meiner Verhaftung herbeigerufen hatte.

And was hat man auf dem Polizeibureau getan, wohin
man mich wie einen Doppelmörder transportierte? Man
hat mir nicht einmal glauben wollen. Nur weil ich nicht
mehr als vier Goldstücke bei mir hatte, ließen ste mich
wieder laufen, nachdem ich bewiesen hatte, daß ich kein
Ausländer bin. Aber das Gold behielten sie, und achtzig
Einmarkscheine gaben sie mir dafür, Scheine, die bereits
zusammenklebten. Denn das ist der Iammer mit den an
sich so hübschen kleinen Scheinen: das Publikum geht
geradezu saumäßig mit ihnen um.

Mein einziger Trost ist, daß der Staat nun doch das
Gold richtig hat. Aber wenn ich das nächste Mal von
Korbinian Lammelberger Aepsel bekomme. — wiffen Sie,
was ich da tue'? Mindestens ein Iahr lang bleibe ich fie
ihm schuldig.

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