Nr. 1270
Zeitschrift für Humor und Kunst
61
Der Stiefelsammler
Was es doch für merkwürdige Erwerbs
zweige gibt!
Neulich war wieder einmal das schänd-
lichste Negenwetter. Straßendamm und Bür°
gersteige waren überflutet, und unaufhörlich
schüttete der Äimmel neue Wassermassen dazu,
und das war für mich sehr angenehm anzu-
sehn, denn ich war ganz und gar nicht gc-
zwungen, ja nicht einmal veranlaßt, auszugehn.
Da klingelte es an meiner Tür, und als ich
öffnete, stand ein Mann da, der mich doppelt
traurig anschaute, nämlich einmal rnit den iZlugen
und einmal mit den Lühneraugen auf seinen
Zehen, die weit aus seinen Stiefeln heraus
schauten. Der Mann murmelte: „Schlechtes
Wetter — so naß auf der Straße — wenn
derÄerr vielleicht ein Paar alte Stiefel hätte— "
Und dabei bewegte er erst den linken und dann
den rechten Fuß, daß an seinen Stiefeln Sohlen
und Oberleder weit auseinanderklappten.
Natürlich lief ich sofort und suchte ein Paar
Stiefel von mir heraus, ein Paar gut erhaltene
Stiefel, in denen der arme Mann warm und
geschützt durch den Regen patschen konnte. Er
nahm die Stiefel und ich seinen Dank ent-
gegen. „Loffentlich passen fie Ihnen auch,"
meinte ich, und um darüber beruhigt zu sein,
wartete ich, bis er die Sttefel angezogen hatte.
Gemütlich — „Wie lst es denn Mlt vem Kochen IN demer jungen Eye<'
Mann: „Wunderhübsch. Wir lernen es jetzt zusammen."
Er tat das mit einem gewissen Zögern; vielleicht war es ihm peinlich,
daß er so schlechte Strümpse hatte. Aber die Stiesel schienen zu passen,
und nun klappte ich meine Tür zu.
Gerade eine Minute später warf der Briefträger elwas durch den
Schlitz in meiner Wohnungslür, und da es wieder einmal, was stch etwa
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t ^VokIfuenöe krfpiLcfttwg fjnäeo Lie lvenn f i
li 8ie dem ^üssepefwss LVX ruselreo V M
v ZelbLl iIss Iisi'fesfe WgLLliv/sssel'ei'ksIf i 'Ä ; I
' llgclui'cil einemoUigeIVeickkLil. ^
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ttek6 Xl6iäuu§8- unä ^VÜ8eÜ68tüett6. tt6i )6Ü6r ^rt V0U 66vveb6u oä67
668piu8t6n — ttuiuuu, Zuiäu, U0II6 oä6i ttuuunvolle — ttuuu HMH §l6ieb
§üu8ti§ uuä 6ito1§r6ie1i uuZeiveuäet ^vuräeu. 8t6t8 V6rl6iti6u äi6 Ü6r-
V0rrU§6Nä6U ktt§6N8eÜ3tt6U äl6868 11uiV6r8UlUlitt6l8 ä6U1 §6iVU8e1l6N6U
0urä6ro1i68lüett äi6 ur8xrün§tte1i6 8eüön!i6it uuä ttlu^ti^itüt iviuüur.
L1u8t6r 8t6Ü6N tt08t6Nl08 7U vi6U8t6U (inuertiuld 1)6ut8etl1uuä8).
^leue 8unlick1 Oe^ellscliakl V0N 1914 m. d. n.
kkeinau-IVfannkel'm.
^tllsinixs InserLtonmunülin»: kiuüoli l^osss, ^amonosn-LLpsüjtion.
Zeitschrift für Humor und Kunst
61
Der Stiefelsammler
Was es doch für merkwürdige Erwerbs
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