Nr. 127!
Zeitschrift für Humor und Kunst
77
Die langen Losen
sicherer genommen zu werden. Der war jetzt nalürlich oben-
auf. „Gehst du jetzt? Zch bleibe noch hier, will mal erst
ein paar Töpfchen Bier trinken."
Nein, Paul Schlichtegroll hatte keine Lust zu Bier,
nicht einmal zu einem einzigen Töpfchen. Er ging auch viel
lieber allein zurück, denn der lange Meißner hätte sicher
unterwegs viel zu viel neben ihm triumphiert. Schlecht
marschierte es sich aus dem Leimweg. Auf dem Linmarsch
hatten ste beide den Lohenfriedberger Marsch gepfiffen,
immer und immer wieder. Paul Schlichtegroll verfuchte
es jetzt allein. Aber es ging gar nicht mehr so forsch.
„Gehst du mit, Mensch?" Wieder und wieder war das
auch am Sonntag und Montag die Frage der Gymnasiasten,
aber sie trat schon mehr wie eine Grußform auf, und auch
die Anlwort „Na und ob, Mensch!" wurde bei den meisten
aus den unteren Klassen schon zu einer Formel, und immer
lässiger wurde sie herausgebracht, sodaß ihr baldiges Ende
vorauszusehen war. Am Dienstag aber verbreitete sich das
Gerücht, der lange Meißner wäre genommen worden; sein
Vater hatte einfach ja sagen müffen. Donnerwetter, ein
Untertertianer zog in den Krieg! Das war doch mal eine
Sache. Und noch früher würde er hinauskommen als die
Primaner, die natürlich erst einmal das Notabiturium
machen wollten.
Wenn Meißner das gelungen war, mußte es doch auch
anderen glücken. Einige Obertertianer beschloffen, sich zu
melden, dort, wo Meißner es getan hatte, denn da muß-
ten doch die Aussichten besonders gute sein. Am Mittwoch
wollten sie hinmarschieren. Paul Schlichtegroll wurde
gefragt, ob er mit käme. Er mochte natürlich nicht fagen,
daß er schon da gewesen und ausgelacht worden war. „Ich
werd's mir überlegen," sagte er. „Aber, Mensch, wer wird
da überlegen; das ist ja unanständig," hieß es, und Paul
Schlichtegroll fchämte sich ganz und gar mit Unrecht.
Ob er es nicht doch nvch einmal versuchte? Unter all den
anderen würde man ihn nicht wiedererkennen. „Du hast ja
überhaupt noch kurze Losen," hatte man ihm gesagt. Das
war das Elend. Tante Kvlbe war schuld daran, die noch
immer nicht die langen Losen erlaubt hatte. Aber wer
durfte jetzt Rücksicht nehmen, Größeres stand auf dem Spiel.
Wenn man keine langen Losen hatte, dann nahm man sich
eben welche.
„Ich gehe mit euch," erklärte Paul Schlichtegroll. „War-
tet nicht auf mich, ich komme nach."
Nach dem Mittagessen sollte der Marsch unternommen
werden, damit man genügende Zeit für Lin- und Rückweg
hatte und zu Lause nichts gemerkt wurde. Als Onkel und
Tante Kolbe sich zur Mittagsruhe niedergelegt hatten, schlich
Paul Schlichtegroll an den Kleiderschrank und nahm sich
des Onkels graue Beinkleider, seine besten grauen Bein-
kleider. Es wäre ein geringeres Anrecht gewesen. eine schlech-
tere Lose zu nehmen, aber die größere Klugheit gebot es.
sich an die beste zu halten, denn die wurde nicht so leicht
vermißt, die zog Onkel Kolbe nicht einmal jeden Sonntag an.
Paul Schlichtegroll stopfte die Lose, eng zusammen-
gelegt, unter seine Iacke und machte, daß er seinen Genossen
nachkam. Dort, wo die Landstraße durch den Wald führle,
bog er zunächst einmal vom Weg ab, zog im Gebüsch
seine kurze Lose aus und kletterke auf einen Baum, um sie
sicher auf einem Ast zu verwahren. Da war sie vortrefflich
bis zu seiner Rückkehr ausgehoben. Dann zog er Onkel
Kolbes schöne Lose an. Sie war ihm natürlich viel zu weit;
drei Paul Schlichtegrolls wären hineingegangen. Aber er
hatte vorsorglicherweise ein paar Sicherheitsnadeln mit-
genommen, damit steckte er hinten den Losenbund enger.
Wenn das Zeug nur vorne einigermaßen prall saß das
war die Laupksache. Dann lief er, die andern einzuholen.
Er hörte sie schon die „Wacht am Rhein" singen.
Nun ja, ein schöner Ausflug war das ja geworden, aber
auch nicht mehr. Samt und sonders wurden sie zurückge-
gewiesen. Aber Paul Schlichtegroll wurde erkannt. „Iunge,
du warst ja schon einmal hier," hieß es; „jetzt willst du dich
mit langen Losen einschmuggeln. Nein, mein lieber Junge,
trotz der langen Losen nehmen wir dich nicht." Aber aus-
gelacht wurde er diesmal nicht; man gab ihm sogar die
Land. Das war ihm ein guter Trost, und vor seinen
Kameraden stand er jeyt sogar groß da.
Deshalb machte er auch mit, als auf dem Leimweg im
letzten Dorf vor der Stadt eingekehrt wurde. Das Gesühl
erfüllter Pflicht — denn man hatte dvch seine Pflicht ge-
tan, nicht wahr! — mußte mit etwas Bier zu dem Iubel,
den die erlebte Dämpfung nicht aufkommen laffen wollte,
angefeuert werden. Es fing an zu regnen, und deshalb
blieben die andern noch etmas länger sitzen. Paul Schlichte-
groll aber trank sein Glas hastig aus und lief davon, —
des Losenwechsels wegen mußte er ja ohnehin voraus sein.
Gott sei dank, seine kurzen Losen waren noch da; etwas
Sorge hatte er doch schon gehabt. Schnell auf den Baum
hinauf. Es fiel ihm gar nicht ein, daß er eigentlich Onkel
Kolbes gute Losen unten hatte ausziehn wollen, vor dem
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30 000 verschiedene selteue gar.echt, auch Post>
'arten versende auf Berlangen zur Auswahl
ohueKanfzw. „1.40-60"/° unt. all. Katalogpr.
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Zeitschrift für Humor und Kunst
77
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