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Kriegschronik der Meggendorfer-Blätter, München
Ein nichtswürdiger Vater
vder: Im Zeitatter der Brotkarkcn
— „Schrecklich! Die ganze Familie hat der Mensch unglücklich gemacht —
drei grüne und zwei rote Brotkarten hat er verloren!"
Sonderbarer Mangel
Die „Times" haben der britischen Regierung vorgeworfen, sie besitze zu
wenig Tatkraft und zersplittere sich zu sehr, Was England in seinem Kabinett
und seiner Kriegsführung heute am nötigsten habe, sei Konzentration. —
Das ist doch sonderbar. Man sollte meinen, an Konzentration dürfte es
der cnglischen Regierung am allerwenigsten fehlen. Sie verfügt doch über
ganze Konzentrationslager.
Lady Bullock
Die New 'Iorker „Tribune" hat die Fahrgäste des Dampfers „Cymric"
der White Star Linie interviewen lassen und erzählt ihren Lesern, Lady
Bullock, die Gattin des Generalgouverneurs der Bermuda-Inseln, die sich an
Bord der „Cymric" befand, habe sich auf der Reise zu ihrer Amgebung sehr
abfällig über die deutschen Antersee-Methoden ausgesprochen. —
Die „Tribune" ist zweifellos ein ausgezeichnetes Blatt und versäumt nicht,
wie es die Pflicht der Prefle ist, ihr Publikum hinsichtlich wichtiger Zeitfragen
mit der Ansicht maßgebender und vorzüglich unterrichteter Persönlichkeiten
bekaunt zu machen. Aber der Reporter taugte in diesem Fall nichts. Er
hätte den Lesern noch mehr über Lady Bullocks Ansichten berichten müssen.
Eine ganze Reihe von Artikeln hätte er bringen sollen; mindestens die folgenden:
Was Lady Bullock über den vorausstchtlichen Zeitpunkt der Einstellung
der Feindseligkeilen meint.
Lady Bullocks genaue Berechnung, wie lange Deulschland noch mit seinen
Lebensmittelvorräten ausreicht.
Lady Bullock weist einige Mängel in der Konstruktion der deutschen
Zeppeline nach.
Die Friedensbedingungen, die nach Lady Bullocks Ansicht von den Alliier-
ten dem bestegten Deutschland auferlegt werden müflen.
Lady Bullock äußert sich anerkennend über General Ioffres neuesten Plan.
Lady Bullocks Dleinung über die Zukunft Konstantinopels.
Lady Bullock deckt bemerkenswerte Fehler in der Strategie Lindenburgs auf.
—VN.
Kleiner Irrtum
Reservist Friedrich Wilhelm Bosch aus Franksurt a. O, hat das Pech,
gleich in seinem ersten Gefecht in französische Gefangenschaft zu geraten. Die
Franzosen in den Ortschaften, durch die er später transportiert wird, be-
schimpfen die Gefangenen und immer wieder ertönt es: „Boche! Boche!"
— „Merkwürdig," murmelt Reservist Bosch, „woher die Franzosen bloß alle
meinen Namen kennen!"
Oe8 OicflterL
slak Italien sieti »oi Lrie^s deteiliAen ^veräe.
Lollte äa8 ader äoed viodt äer d'all 8ein, 80
^veräe er üaradiri maodev.)
Itsiien muö! Italien soli!
Itslien iv'uä rnsrsckiisren!
Lonst virä ss rnsinen flckitungsroll
llür s»s ^sit vsrliersn.
Lsi äsr Lntsnts köräsrlicti
Ourcti Iiunäsritsussnä lots,
blein Vsterlsnä, äsnn prsis' icti äicti
i^lit rnsinsr Oicäitsrpfole.
Oockr blsibst äu bis rurn Lnäs still
In äeinsr Lckcs stsbsn,
O vsk äir — tlsrslciri ivill
Osln Oicbtsr äsnn begsken.
IIsIIsn ritlrs! Osin ?oet
Oibt äsnn äsn Oicbtsrbsucb suk!
tlst er urnsonst äick sngstlsbt,
Lcblitrt er sicb seinsn Vsucb sub
ä' klnnunrio ist fürcbterlicb,
llnä Lcbrecklicbss vsrsprickt er,
Oocb bslt er es sucb sicbsrlicb,
Osnn äskür ist sr Oicbtsr.
Osivik, er ist sls Oicbter groll.
Lsin Osbsn unä ssin Olsbsn
ttst sr äsrum erbsrmungslos
Osr lVelt gslreu bsscbrieben.
llnä >vill ktslisn nicjit ivie sr,
llnä ivill es sicb nicbt ksusn, —
Ob seinss tisken Orsms Isllt er
8sin gsnrss wnrs scbsusn.
Viro
üerr dMlon
lüic bört msn äock von Leit ru Leit
llon öeutcn mit unä okne Hiteln:
ln lstslkington sei man bereit
kuropa Irieäen eu vermitteln.
llnä klänner kslten äort von Nuk
ln sllem Lrnlle llonterenren
klusstklictzlick nur ru äem Sekuk
llss vötkerringen ru begrenrcn.
llnä graä lierr lOilkon koll im stat
ver ?rieäenskreunäe äarsuk äringen!
lxlie lronie sikeint äss Manäst
In äieken llänäen mir ru klingen,
lüarum äenn ikn graä ko korciert
öum sirieäensmittelsmsnn erkicken?
kr, äer beim llriege prokitiert,
ver rst äoär nickt rum krieäenkäiliehen,
L. k. dennig
Kriegschronik der Meggendorfer-Blätter, München
Ein nichtswürdiger Vater
vder: Im Zeitatter der Brotkarkcn
— „Schrecklich! Die ganze Familie hat der Mensch unglücklich gemacht —
drei grüne und zwei rote Brotkarten hat er verloren!"
Sonderbarer Mangel
Die „Times" haben der britischen Regierung vorgeworfen, sie besitze zu
wenig Tatkraft und zersplittere sich zu sehr, Was England in seinem Kabinett
und seiner Kriegsführung heute am nötigsten habe, sei Konzentration. —
Das ist doch sonderbar. Man sollte meinen, an Konzentration dürfte es
der cnglischen Regierung am allerwenigsten fehlen. Sie verfügt doch über
ganze Konzentrationslager.
Lady Bullock
Die New 'Iorker „Tribune" hat die Fahrgäste des Dampfers „Cymric"
der White Star Linie interviewen lassen und erzählt ihren Lesern, Lady
Bullock, die Gattin des Generalgouverneurs der Bermuda-Inseln, die sich an
Bord der „Cymric" befand, habe sich auf der Reise zu ihrer Amgebung sehr
abfällig über die deutschen Antersee-Methoden ausgesprochen. —
Die „Tribune" ist zweifellos ein ausgezeichnetes Blatt und versäumt nicht,
wie es die Pflicht der Prefle ist, ihr Publikum hinsichtlich wichtiger Zeitfragen
mit der Ansicht maßgebender und vorzüglich unterrichteter Persönlichkeiten
bekaunt zu machen. Aber der Reporter taugte in diesem Fall nichts. Er
hätte den Lesern noch mehr über Lady Bullocks Ansichten berichten müssen.
Eine ganze Reihe von Artikeln hätte er bringen sollen; mindestens die folgenden:
Was Lady Bullock über den vorausstchtlichen Zeitpunkt der Einstellung
der Feindseligkeilen meint.
Lady Bullocks genaue Berechnung, wie lange Deulschland noch mit seinen
Lebensmittelvorräten ausreicht.
Lady Bullock weist einige Mängel in der Konstruktion der deutschen
Zeppeline nach.
Die Friedensbedingungen, die nach Lady Bullocks Ansicht von den Alliier-
ten dem bestegten Deutschland auferlegt werden müflen.
Lady Bullock äußert sich anerkennend über General Ioffres neuesten Plan.
Lady Bullocks Dleinung über die Zukunft Konstantinopels.
Lady Bullock deckt bemerkenswerte Fehler in der Strategie Lindenburgs auf.
—VN.
Kleiner Irrtum
Reservist Friedrich Wilhelm Bosch aus Franksurt a. O, hat das Pech,
gleich in seinem ersten Gefecht in französische Gefangenschaft zu geraten. Die
Franzosen in den Ortschaften, durch die er später transportiert wird, be-
schimpfen die Gefangenen und immer wieder ertönt es: „Boche! Boche!"
— „Merkwürdig," murmelt Reservist Bosch, „woher die Franzosen bloß alle
meinen Namen kennen!"
Oe8 OicflterL
slak Italien sieti »oi Lrie^s deteiliAen ^veräe.
Lollte äa8 ader äoed viodt äer d'all 8ein, 80
^veräe er üaradiri maodev.)
Itsiien muö! Italien soli!
Itslien iv'uä rnsrsckiisren!
Lonst virä ss rnsinen flckitungsroll
llür s»s ^sit vsrliersn.
Lsi äsr Lntsnts köräsrlicti
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blein Vsterlsnä, äsnn prsis' icti äicti
i^lit rnsinsr Oicäitsrpfole.
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In äeinsr Lckcs stsbsn,
O vsk äir — tlsrslciri ivill
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IIsIIsn ritlrs! Osin ?oet
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Lcblitrt er sicb seinsn Vsucb sub
ä' klnnunrio ist fürcbterlicb,
llnä Lcbrecklicbss vsrsprickt er,
Oocb bslt er es sucb sicbsrlicb,
Osnn äskür ist sr Oicbtsr.
Osivik, er ist sls Oicbter groll.
Lsin Osbsn unä ssin Olsbsn
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llnä >vill ktslisn nicjit ivie sr,
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Viro
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llon öeutcn mit unä okne Hiteln:
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kuropa Irieäen eu vermitteln.
llnä klänner kslten äort von Nuk
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llnä graä lierr lOilkon koll im stat
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öum sirieäensmittelsmsnn erkicken?
kr, äer beim llriege prokitiert,
ver rst äoär nickt rum krieäenkäiliehen,
L. k. dennig