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134 Meggendorfer-Blätter, München

— „Du, Liasl, was is denn a Altimatum?"

— „No, wann i zu euch sag', wer in a Viertelstund mir no koa
Maß Bier zahlt hat, der fliegt naus, so is des a Mtimatum!"


Die Vollmacht

Der Huvdertmarkschein

In einem Gasthause sitzt ein Lerr und möchte
zahlen. Er hat aber nur einen Lundertmarkschein,
und den kann die Kellnerin nicht wechseln. Sie geht
daher zum Wirt, der bei einem anderen Gast am
Tische sitzt, präsentiert ihm den Schein und ersucht
ihn, ihr denselben zu wechseln. Er zieht seine Brief-
tasche heraus, muß aber konstatieren, daß auch er
nicht so viel kleines Geld hat.

„Laufen Sie einfach hinüber zum Bäcker, der kann
schon wechseln," sagt er.

Ietzt mischt stch aber der Gast ins Gespräch.
„Zeigen Sie doch mal den Schein her," meint er.
Denn der Lunderter ist funkelnagelneu, und das ist in
dieser papierenen Zeit eine seltene Augenweide. Dann
zieht er einen alten feltigen, zerknitterten und mehr-
fach eingerissenen Schein aus der Tasche, vertauscht
ihn mit dem neuen und sagt zur Kellnerin: „Dem
Bäcker kann es ja ganz egal sein, was für einen
Schein er wechselt; ein alter hat den gleichen Wert
wie ein neuer."

Die Kellnerin geht zum Bäcker und der Gast
nach Lause.

Nach einer Weile kommt sie zuxück; der Bäcker
hat auch nicht wechseln können und ängstlich späht
sie nach dem Gast, der ihr den Schein eingetauscht
hat. Aber der ist, wie gesagt, inzwischen fortge-
gangen, und betreten tritt sie daher an den Tisch des
ersten hin, legt ihm den fettigen, schäbigen Lundert-
markschein hin und stottert: „Entschuldigen Sie, Äerr,
anders habe ich den Schein nicht gewechselt kriegen
können." C. A. üennig

Bevor der Lyriker Friedrich Karl in den Krieg zog,
kam er zu mir und hielt mir folgende Ansprache:

„Ferdinand — ich habe volles Vertrauen zu dir, und
als ich mir überlegte, wer mich während meiner Abwesen-
heit in der Leimat vertreten solle, da fiel meine Wahl
auf dich."

Ich dachte an Friedrich Karls peinliche ökonomische
Verhältnisse und fragte, ob er mich vielleicht seinem Spezial-
gerichtsvollzieher vererben wolle. —

Friedrich Karl aber war ernst gestimmt und so pilger-
ten wir denn zum Notar, vor dem mir Generalvollmacht
erteilt werden sollte.

Die Gebühr von drei Mark erlegte ich,
und so konnte der feierliche Akt beginnen.

Der Notar süllte ein vorgedrucktes For-
mular aus und las es uns dann vor.

Friedrich Karl blickte mich mit berechtig-
tem Stolz an, als mir besonders mitgeteilt
wurde, daß ich ihn auch in Lypotheken- und
Grundbuchsachen vertreten, Grundstücke sür
ihn erwerben und verkaufen und sogar im
Zwangsversteigerungsverfahren für ihn mit-
bieten könne.

Auf dem Leimweg aber sagte er:

„Ferdinand — du hast gehört, mit welchen
Rechten ich dich ausgestattet habe. Gibst du
zu, daß dazu nur wahre Freundschaft fähig ist?"

„Selbstverständlich!" erwiderte ich gerührt.

„Na also" — fuhr er fort — „Vertrauen
gegen Vertrauen — pump mir nochmal zwanzig
Mark!" Effka

Ein Hoffnungszeichen

Lerr Pinkerl: „Mir scheint, das Fräulein Rosa fängt
doch an, mich zu lieben! Sie hat heute mein hartes P
schon so weich ausgesprochen!"

Diagnose

Arzt: „Am Ihr Magenleiden zu kurieren, heißt es vor
allem, den wahren Krankheitsherd suchen und finden!"
Patient: „Lm — hm, der wahre Krankheitsherd, das
wird wohl der Lerd meiner Frau sein!"

Strategen

Lopyright ISI5 dy I. F. Schreibcr
 
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