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168 cZSS^2<ID2DciD<DcD(ID Meggendorfer-Blätter, München ^^7>

Mißverständnis

Der Protzenbauer geht in der Nesidenz in eine feine Weinrestauration. Dort
fpringt man in der Garderobe gleich zu und nimmt ihm den Aeberzieher ab. Dem
Protzenbauer steigt die Röte ins Gesichtz er reißt den Aeberzieher an sich und
meint: „Nix da, brauchts ka Angst zu haben, ich werd' mei' Sach' schon zahlen!"

Vordermann!

Doch halt; nur einen
Augenblick! Ist das aber
ärgerlich! Verzeihung . . .
mir sehlt da eben eine Klei-
nigkeit. —

' Wie? -

Ach, nur das statistische
Material zu meinemBerichte.
Ich ließ cs ... ich arbeitete
es erst kürzlich aus den be-
treffenden Älkten zusammen,
und da muß das Left. . .
(klingelt)... Schulze, laufen
Sie schnell mal nebenan zum
Lerrn Rat. Ich ließe um
Wörrach, Äeft 15, bitten! —

Außerst peinlich für mich,
Ew. Exzellenz warten lassen
zu müffen. Aber mir war
im Augenblick entsallen, wo
das sehlende. . . . Nun,
Schulze? Der Lerr Rat
bedauern? Wo sollte ich
denn da das vertrackte

Mangelhafte Begleitung

Tochter des Lauses: „Sie schütteln den Kopf, Minna,
gefällt Ihnen das Klavierspiel meines kleinen Neffe» nicht?"
— „Nee, da ist keen Takt und keen Rhythmus drin!
Wenn das gnädige Fräulein spielen, da werden die
Stiebeln nochmal so schnell blank."

Schriftstück haben? Vielleicht
. . . Sie können gehen,
Schulze! —

Exzellenz meinen, ein ander
mal? Sehr gütig. Wie ge-
sagt, ich kann mich sonst auf
mein Gedächtnis bedingungs-
los verlassen. —

Erzellenz können beruhigt
sein. Ich werde mich nicht
erinnern lassen. Schon wegen
des Lerrn Abteilungsvor-
standes. —

Das nicht. Ich kann über
den mir zunächst übergeord-
»eten Lerrn durchaus nicht
klagen. Nur muß man einiges
bei ihm schonend übersehen.
And als dem Iüngeren fällt
mir das gewiß nicht schwer.
Mit einem reichlich bejahrten
Vorgesetzten wird das Zu-
sammenarbeiten immer seine
Schwierigkeiten haben. —
Zweiundsechzig, Exzellenz,
zweiundsechzig. —

Iawohl. Ein schönes
Dienstalter. And die letzte
Sproffe der überhaupt mög-
liche» Beförderungsleiter ist
schon längst, längst erklommen.
Muß das eine Befriedigung
gewähren! Wenn mirs doch
auch mal so —

Welche Altersbeschwerden
meinem Lerrn Vorgesetzten
das Amt jedenfalls drückend
erscheinen laffen? So viel ich
weiß, Schwerhörigkeit und
Gedächtnisschwäche. —

Auch ich halte beides für
wesentlich. Nach seiner lan-
gen Lebensarbeit ist dem
lieben alten Lerrn die Ruhe
wirklich zu gönnen. —

Aber, Exzellenz geftatten,
da gibt es doch keine Schwie-
rigkeiten? —

Keine passende Person? —
Selbstverständlich würde
ich die einstweilige Vertre-
tung meines in den Ruhe-
stand gehenden Abteilungs
vorstandes sosort überneh-
men. —

Mein Gehör nicht ganz
einwandfrei? Exzellenz be-
lieben zu scherzen. Mein
Lausarzt wird mir auf
Wunsch sofort... —

Aber doch nur äußerst
selten. Freilich hatte ich
gerade heute das Pech, mich
nicht sofort erinnern zu kön-
nen. Ich bin jedoch bereit.
 
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