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Zeitschrift für Humor und Kunst O-

d 171

Zohn und Jeanette

Scher' mich nicht um deinen Bruder!
Glaub' mir, Kind, dein Bruder fällt,
Denn Franzosen müffen sterben,
Damit Englands Ruhm sich hält.

Freudig ob der guten Aussicht
Lat er dann sein Glas geleert,
Aber traurrg hat Ieanette
Sich von ihrem Iohn gekehrt.

Werd' ein altes Iüngferlein
Lieber, eh' uns solches droht.

Ach, ich wünscht', die Deutschen schössen
Dich und alle Briten tot!

Peter Robinson

Im Aerger

Nachbar: „Warum regen Sie stch jedesmal auf,
wenn der Iunge gestohlen hat; es ist Ihnen doch
bekannt, daß er an Kleptomanie leidet?"

Mutter: „Gewiß! Wenn er nur nicht immer so
'n wertloses Zeug' mit nach Lause brächte-!"

Im August lassen sich Krebse in einem Laushalt schwer aus-
bewahren. Es kann ein Gewitter kommen, und dann sterben sie.
Tote Krebse aber kann man nicht mehr kochen, wenn auch die
Leute, die Krebse verschicken, das Gegenteil anzunehmen scheinen.
Also Minna sollte die Krebse sofort abkochen. Das konnte man
schon von ihr verlangen, das war doch eine Kleinigkeit, — einfach
in Salzwasser, mit ein paar Kümmelkörnern dazwischen. Denn
alle andern Zubereitungsarten sind Ansinn. „In das kochende
Wasser werfen," wurde ihr eingeschärft, „und dann zehn Minuten
kochen. Ia nicht länger, Minna, — daß Sie gut acht geben. Nicht
so, wie wenn Sie Eier kochen!" — Es gehört nämlich zu Minnas
Prinzipien, Eier stets mindestens eine halbe Stunde lang zu kochen.

Minna versprach, genau auf die !lhr zu achten. Abends trug
sie die Terrine mit den Krebsen auf. Mit etwas gesenktem Laupt
verließ sie darauf das Zimmer. So, das soll uns nun einmal
schmecken. Der Deckel wird von der Terrine genommen. Da
liegen die Krebse, aber, zum Donnerwetter, — sie sind ja schwarz.
ganz und gar schwarz. Die Tiere sind ja überhaupt nicht ge-
kocht worden.

Erst auf das dritte Klingelzeichen findet sich Minna ein, das
Schürzenende bereits an die feuchten Augen gedrückt. „O Gott
doch man, — ich hab' sie wirklich bloß ein paar Minuten über
die Zeit kochen lassen. So gut hab' ich aufgepaßt, aber da kam
ein Mann mit einem Leierkasten auf den Lof, und wie ich mich
auf einmal nach der Ahr umgedreht hab', da war's schon eine
Viertelstunde. And nun sei'n Sie doch man ja nicht bös'!"

Das war eine rätselhafte Geschichte. Minna gab zu, gab
sreiwillig zu, die Krebse zu lange gekocht zu haben. Ia, aber
zum Donnerwetter, sie konnte ste ja überhaupt nicht gekocht haben,
die Krebse waren ja gar nicht rot. Das wird ihr klar gemacht,
sehr energisch klar gemacht.

Da zieht ungeheures Erstaunen über Minnas Gesicht. „O Gott
doch man, — rot sind sie schon geworden. Aber ich hab' gedacht,
das wär' bloß, weil ich sie zu lange hab' kochen lassen. And da
hab' ich solche Angst gekriegt und hab' fle schnell wieder schwarz
gemacht. O Gott, sei'n Sie doch bloß nicht bös', — mit Schuh-
cröme hab' ich sie schwarz gemacht!" Piro

Hat geholfen

— „Aber Friy, du hast den kleinen Meier so furcht-
bar verhauen und ihm die Taschen ausgeräumt?"

— „Ia — er wollte durchaus nicht glauben, daß
unsere Familie von Raubrittern abstammt — aber
jetzt glaubt er's!"

Die schwarzen Krebse

Frisch vom Lande war unsere Minna zu uns
gekommen, aus dem Dörfchen Nassenhuben. Viele
Dinge hatte sie noch nicht gesehen, keine elektrische
Bahn, kein Telephon, kein Warenhaus. Nur der
Kintopp war ihr bekannt, denn ein Wanderkino war
sogar einmal bis nach Nassenhuben gekommen.

Auch Krebse hatte Minna noch nie zu Gesicht
bekommen, denn Nassenhuben liegt fern von Gewäs-
sern. Als neulich ein Eilpostpaket mit einem Schock
Krebsen ankam, freute sie sich über die schwärzlichen
Krabbler und faßte zutraulich in die Menge hinein.
Gleich hatte sie auch einen am Zeigefinger hängen,
der nur mit großer Anstrengung entfernt werden
konnte. Aber sie merkte bald, wie ihnen beizukommen
war, und es machte ihr Vergnügen, sie am Rücken
zu packen und in ohnmächtiger Wut mit den Scheren
zappeln zu lassen. „O, die schwarzen Biester!" sagte
sie dazu.

— „Ia, und einen Radau machen sie, — gar
nicht auszuhalten ist es bei uns zu Lause, Tante."
 
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