Zeitschrift sür Humor und Kunst
Gut gemeint
„Na siehst du," ergänzte sie
mit Genugtuung, „ich wußte es ja."
„Aber nun wollen wir uns ein
kleines. nettes Programmchen zu-
rechtmachen. einmal mit Rücksicht
auf meine gewohnte Lebensweise
und ein andermal mit Rücksicht auf
deine Bequemlichkeit. die zu stören
mich ausrichlig betrüben würde."
— betrüben würde,"
echote sie.
„Frühmorgens trinke ich eine
tüchtige Kanne Tee, ohne etwas
dazu zu genießen."
— Kanne Tee mit ohne
was! Sehr schön!"
„Die anderen Mahlzeiten ge-
denke ich im Wirtshaus zu neh-
men."
„— Wirtshaus zu nehinen."
„Iawohl. Denn ich möchte
mich einmal ganz frei und zwang-
los fühlen und nicht an bestimmtc
Stunden gebunden sein."
„Ratürlich nicht."
„Kann ich es haben, so möchte
ich nach dem Essen ein wenig ruhen.
Du erlaubst wohl, daß ich mich
dann ein wenig in das weiche Gras
deines hübschen Gartens lege?"
„Aber mit Freuden, Männ-
chen. Wo es dir immer paßt."
„Dann ist alles gut, Kanin-
chen. Wir werden ein so schönes
eintrüchtiges Leben führen, daß
es gar nicht schöner zu denken ist.
!lnd jeht werde ich zu Bett gehen."
„Mein Limmel, Männchen,
jetzt am hellen Nachmittage?" fuhr
Kaninchen auf.
„Gerade das hat feinen eige
nen köstlichen Reiz für mich. Ich
fühle ein geradezu krankhaftcs
Verlangen, meine Glieder behag-
lich zu strecken in dem Bewußt-
sein, eine lange, lange erquickliche
Nacht vor mir zu haben."
„Aber du mußt doch erst ein Abendbrot zu dir nehmen."
„O, ich bin satt für drei Tage."
„And ich habe doch so was Gutes füc dich hergerichtet,"
sagte sie schmollend.
Doch mit sanster Energie machte ich mich los und jchritt
die Treppe hinauf, denn mein Zimmer lag im ersten Stock.
Kathinka schritt hinter mir her, als hätte sie mich zu Grabe
getragen.
„'s ist gar nicht recht von dir, Männchen. Ein kleines
Schnitzel oder ein Beefsteak hättest du doch wenigstens effen
können. Llnser srüherer Lehrcr hat auch einmal nichts ge-
geffen und hat davon den Magenkrebs gekrieqt."
Ich überhörte diese kleine Leichenrede und machte es
wieder quitt dadurch, daß ich Kathinka in lebhaflen Worten
meine Freude über das mir angewiesene Zimmer ausdrückte.
Es war auch sehr hübsch, und ich freute mich schon darauf,
mich ordentlich darin auszuruhen.
Jn der Straßenbahn
Er Ueise): „Warum schaust du immer dem Schaffner
ins Gesicht?"
— „Sei doch nicht so eifersüchtig!"
— „Ach was, eifersüchtig ... aber du machst den Mann
aufmerksam, er hat ja vergeffen, uns Billets zu geben!"
„And nun gute Nacht, Männchen!"
„Gute Nacht, Kaninchen!"
Kaninchen ging. Mit ciner ganzen Skala von betrübten
Seufzern allerdings.
Rasch entkleidete ich mich und streckte mich auf das
blühweise Bett, das einen förmlich berauschendcn Duft von
Luft und Seife ausströmte.
Eine Stunde mochte etwa so vergangen sein; icff war
schon im Begriff hinüberzuschlummern, als ich ein geheim-
nisvolles Knistern auf der Treppe vernahm, das endlich vor
meiner Türe halt machte.
„Männchen," zirpte nicht lange darauf einc Stimme.
„Kariinchen, bist du es?"
„Ich bin es, Männchen, schläfst du schon?"
„Noch nicht ganz. Kaninchen. Ist was passicrt?"
„Gar nichts, Männchen. Ich bringe dir nur etwas."
flnd die Tür öffnete sich, und Kathinka trat herein. Sic
Gut gemeint
„Na siehst du," ergänzte sie
mit Genugtuung, „ich wußte es ja."
„Aber nun wollen wir uns ein
kleines. nettes Programmchen zu-
rechtmachen. einmal mit Rücksicht
auf meine gewohnte Lebensweise
und ein andermal mit Rücksicht auf
deine Bequemlichkeit. die zu stören
mich ausrichlig betrüben würde."
— betrüben würde,"
echote sie.
„Frühmorgens trinke ich eine
tüchtige Kanne Tee, ohne etwas
dazu zu genießen."
— Kanne Tee mit ohne
was! Sehr schön!"
„Die anderen Mahlzeiten ge-
denke ich im Wirtshaus zu neh-
men."
„— Wirtshaus zu nehinen."
„Iawohl. Denn ich möchte
mich einmal ganz frei und zwang-
los fühlen und nicht an bestimmtc
Stunden gebunden sein."
„Ratürlich nicht."
„Kann ich es haben, so möchte
ich nach dem Essen ein wenig ruhen.
Du erlaubst wohl, daß ich mich
dann ein wenig in das weiche Gras
deines hübschen Gartens lege?"
„Aber mit Freuden, Männ-
chen. Wo es dir immer paßt."
„Dann ist alles gut, Kanin-
chen. Wir werden ein so schönes
eintrüchtiges Leben führen, daß
es gar nicht schöner zu denken ist.
!lnd jeht werde ich zu Bett gehen."
„Mein Limmel, Männchen,
jetzt am hellen Nachmittage?" fuhr
Kaninchen auf.
„Gerade das hat feinen eige
nen köstlichen Reiz für mich. Ich
fühle ein geradezu krankhaftcs
Verlangen, meine Glieder behag-
lich zu strecken in dem Bewußt-
sein, eine lange, lange erquickliche
Nacht vor mir zu haben."
„Aber du mußt doch erst ein Abendbrot zu dir nehmen."
„O, ich bin satt für drei Tage."
„And ich habe doch so was Gutes füc dich hergerichtet,"
sagte sie schmollend.
Doch mit sanster Energie machte ich mich los und jchritt
die Treppe hinauf, denn mein Zimmer lag im ersten Stock.
Kathinka schritt hinter mir her, als hätte sie mich zu Grabe
getragen.
„'s ist gar nicht recht von dir, Männchen. Ein kleines
Schnitzel oder ein Beefsteak hättest du doch wenigstens effen
können. Llnser srüherer Lehrcr hat auch einmal nichts ge-
geffen und hat davon den Magenkrebs gekrieqt."
Ich überhörte diese kleine Leichenrede und machte es
wieder quitt dadurch, daß ich Kathinka in lebhaflen Worten
meine Freude über das mir angewiesene Zimmer ausdrückte.
Es war auch sehr hübsch, und ich freute mich schon darauf,
mich ordentlich darin auszuruhen.
Jn der Straßenbahn
Er Ueise): „Warum schaust du immer dem Schaffner
ins Gesicht?"
— „Sei doch nicht so eifersüchtig!"
— „Ach was, eifersüchtig ... aber du machst den Mann
aufmerksam, er hat ja vergeffen, uns Billets zu geben!"
„And nun gute Nacht, Männchen!"
„Gute Nacht, Kaninchen!"
Kaninchen ging. Mit ciner ganzen Skala von betrübten
Seufzern allerdings.
Rasch entkleidete ich mich und streckte mich auf das
blühweise Bett, das einen förmlich berauschendcn Duft von
Luft und Seife ausströmte.
Eine Stunde mochte etwa so vergangen sein; icff war
schon im Begriff hinüberzuschlummern, als ich ein geheim-
nisvolles Knistern auf der Treppe vernahm, das endlich vor
meiner Türe halt machte.
„Männchen," zirpte nicht lange darauf einc Stimme.
„Kariinchen, bist du es?"
„Ich bin es, Männchen, schläfst du schon?"
„Noch nicht ganz. Kaninchen. Ist was passicrt?"
„Gar nichts, Männchen. Ich bringe dir nur etwas."
flnd die Tür öffnete sich, und Kathinka trat herein. Sic