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^rregschronik der Meggendorfer-Blätter, München

Die rusfische Dampfwalze

Geschmackvolle englische Methode

von deutschen Granaten herumgefahren
werden. An jeder Straßenecke wird
der Wagen halten, damit das Publi-
kum die Erklärung lesen kann: Diese
echt deutschen Granatsplitter haben
viele Lücken in die Neihen unserer in
Flandern kämpfenden Truppen gerissen.
Es gibt immer neue Gronatsplitter,
aber die Lücken werden nicht genügend
azrsgefüllt. Brüder und Freunde, die
ihr noch keinem Granatsplitter begegnet
seid, eilt und holt das schleunigst nach!

In einem von der Negierung ge-
mieteten Laden in Oxfordstreet wird ein
aus der geringen Zahl der Beutestücke
stammendes Maschinengewehr ausge-
stellt werden. Iedem männlichen Be-
schauer wird ein Zettel mit folgendem
Text in die Äand gedrückt werden: Die
deutschen Maschinengewehre, von denen
Sie hier ein garantiert echtes Exemplar
sehen, das sicher schon einige hundert
unserer Landsleute getötet hat, sind
höchst vollkommene Werke der Kriegs-
technik. Der Ort verbietet, dieses
Maschinengewehr praktisch in Funktion
zu zeigen. Es ist die Pflicht jedes
strebsamen Engländers, sich für Fort-
schritte der Technik zu interessieren. Die
beste Gelegenheit, solche Maschinen-
gewehre in ihrer Wirksamkeit kennen
zu lernen, wird Ihnen im nächsten
Werbebureau nachgewiesen werden.

Piro

Zeitgemäß

Man liest jetzt „tausend Schuß",
Einst hieß es tausend Schüffe.
Drum sendet „tausend Kuß"

Der Sepp dem Schatz — nicht Küsse!

—e —

Durch die Straßen Londons werden neuerdings Ver-
wundete auf Automobilen gefahren. Auf Plakaten an
den Fuhrwerken ist zu lesen: Diese Verwundeten haben
für das Vaterland gearbeitet; sie sind von der Front
zurückgekommen, es ist an euch, Brüder und Freunde, sie
zu rächen und ihre Plätze auszufüllen.

Das ist eine geschmackvolle und zarte Art zu werben,
die sicher viele Engländer für den frischen, sröhlichen Krieg
begeistern wird. Neklame im Kriegsgeschäft ist ja an sich
nichts Schönes, aber wenn sie in so gefälliger Form auf-
tritt, kann man sie sich schon gefallen laffen. Freilich —
nichts stumpft so sehr ab wie Neklame, und deshalb hat
man in London bereits aus Abwechslung gesonnen. Für
die nächsten Wochen sind einige Neuheiten ähnlich zarten
Charakters in Aussicht genommen.

So soll zum Beispiel einige Tage lang in einem Pracht-
automobil, das der Äerzog von Westminster zu diesem
Zweck leihen wird, Iohn Äaversmith spazieren gefahren
werden, der bei La Baffee ein Bein verloren hat. Plakate
werden verkünden: Dieser Tapsere hat ein Bein für Eng-
land geopfert. Britische Männer und Iünglinge, die ihr
noch beide Beine habt — wer von euch will dem Beispiel
dieses Braven folgen?

Ferner sollen in einem Glaskasten, auf Kiffen von
weißem Samt liegend, damit sie sich besser abheben, Splitter

Jn der Heimat

Verwundeter Feldgrauer: „Gar nimmer rühren kann
man sich vor lauter Neugierigen! Von morgen ab häng'
ich mir 'n Schild um: ,Vorsicht! Total verlaustN"

Als ungedienter Landsturm des zweiten Aufgebots muß
Klemm, ein kugelrunder Lerr, mit zur Gestellung gehen-
Ein Llnteroffizier nimmt mit ihm eine sorgfältige Messung
der Körperlänge und des Körperumfanges vor.

Klemm spricht: „Nicht so knapp, Äerr Unteroffizier,
sonst paßt Uniform dann nicht."

Die paradoxe Theres

Die Theres vom Bürgerbräu scharmiert mit einem ver-
wundeten Feldgrauen. Es währt lange, bis sie sich an
meinen Tisch bemüht uild nach meinem Begehr fragt.

„Theres, Theres!" warne ich. „Obacht! Wenn dein
G'spusi nun mal hineinkommt und da zuschaut'."

„O," lacht sie, „der ist weit vom Schuß!"

„So?" horche ich, „weit vom Schuß?"

„Ia," sagt sie, „der ist im Schützengraben." e. E.
 
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