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Der Geplagte

Nacht's mir einmal öas Weibervolk
Zu bunt und toll im Haus,

So nehm' ich Hut und Stecken her
Und geh aufs Lanö hinaus.

Dort such' ich mir im stillen Wald
Lin Fleckchen, öas mir paßt,
Und halt bei einer Ilasche Bier
Dergnügte Wanderrast.

Ist dann der letzte Schluck vertan,
Derschlaf ich meinen Zorn;
Doch, lieber Gott. am andern Tag
Beginnt -er Tanz von vorn.

L. A. ^ennig

ein Taferl unter Glas und Nahmen. Und
was steht auf dem Taferl draufgeschrieben?

Baldige Besserung in Aussicht, steht
drauf.

Na, ihr könnt's euch denken, was mir
das für einen Niß gegeben hat. Sofort
bin ich wieder 'nauf aufs Wagerl und
bin heimg'fahren.

Ia, die Äerren in der Stadt haben
halt eine feine Method'!" C.A. Lg.

In der Sommerfrische

Städterin „Ich möchte mich gerne et-
was nützlich machen, Bäuerin! Soll ich
vielleicht hier im Stall ein wenig . . .
Staub wischen?"

Ein rücksichtsvoller Pantscher

Nichter (zum angeklagten Weinhändler): „Sie
geben also zu, auch Weine gefälscht zu
haben?"

Angeklagter: „Ia, aber um dem Pu--
blikum nicht zu schaden, nur Medizinal-
weine."

Glosse

In der Iugend hat man Altersge-
nossen und im Alter Iugendfreunde.

C. A. Lg.

Neid

— „Wie du nur auf diese Leute neidisch
sein kannst . . . ich finde, die leben über
ihre Verhältnisse!"

— „Na eben! Ich möchte auch gerne
über meine Verhältnisse leben . . . aber
mir pumpt kein Mensch was!"

Die billige Kur

Der Ottendichlbauer ist krank. Das Kreuz tut ihm
weh, und so Stechen hat er in der Brust, daß es nicht mehr
anders geht, als er muß zum doktorn anfangen. Der Bader
hat ihm freilich schon eine ganze Anzahl von Pflastern ver-
schrieben und ste eigenhändig aufgelegt, aber sie wollen nicht
helfen, und der Ottendichlbauer kann sich schon fast nimmer
rühren vor lauter Bepflasterung. Nun hat er aber neuer-
dings wieder so heftige Schmerzen gekriegt, daß ihm der
Bader selbst den Nat gegeben hat, in die Klinik hinein zu
fahren und dort einen städtischen Kollegen zu konsultieren.
Das tut denn auch der Ottendichlbauer; er spannt den Korb-
wagen an, packt gehörig Proviant auf für den Iall, daß sie
ihn vielleicht ganz drin behalten sollten, nimmt Abschied
von Weib und Kind und kutschiert' in Begleitung des
Knechtes in die Stadt.

Aber schon am Abend ist er wieder da und, obwohl
er noch immer heftige Schmerzen hat, strahlt doch sein Gesicht
vor Freude und Zufriedenheit.

„Denkt euch," erzählt er, „die in der Stadt haben schon
gewußt, daß ich kommen werd' und was mir fehlt, und
'kost hat's mich keinen Pfennig net. Also ich komm' mit
meinem Wagerl vor dem Krankenhaus ang'fahren, steig
aus und will gerad' durch das große Tor gehen, da feh ich

„Tu' mir einen Gefallen, Klara! Meine Schwiegermutter
ärgert sich, wenn Alfred mir etwas Teures kauft, — ich hab'
ihr deshalb erzählt, mein Schmuck wäre Imitation. Wenn
sie dich fragt, ob du ihn für unecht hältst, sage doch ja."
— „Aber mit dem größten Vergnügen, — darum hättest
du mich gar nicht zu bitten brauchen."

Copyright 1915 by I. 'H. Schreiber
 
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