56 Meggendorfer-Blätter, München
L>_1^7 Lk^EN
— „Protektion wünsche ich mir gar nicht, — ich
will meinen eigenen Fähigkeiten vertrauen."
— „Das ist recht, Lerr Doktor, — mir gefällt
es immer, wenn ein Mann waghalsig ist."
Die Bergung der Cily os London
weiteren Platz sür schöne Frachtgelder tragende Güter.
Mit Passagieren wollte die Firma nichts zu tun haben.
Das sind unangenehme Menschen, die meistens, sowie sie
von Bord sind, nichts Eiligeres zu tun haben, als aller
Welt zu erzählen, wie miserabel sie transportiert worden
seien. !lnd damit hätten sie wohl auch Recht gehabt, denn
Knapton, Barnes und Knolles hätten nicht einen Penny
hergegeben, die verwahrloste City of London mit Rücksicht
auf Fahrgäste in eine einigermaßen erträgliche Verfassung
zu bringen, in der sie dann auch ihrem Namen etwas mehr
Ehre gemacht hätte. Denn man mag denken, wie man will:
schließlich läßt es sich nicht besireiten, daß die Londoner City
doch ein ganz bedeutungsvoller Fleck auf dieser Erde ist.
Aebrigens hätte bei Passagieren auch die Verpflegung
auf der City of London doch etwas anders eingerichtet
werden müffen, und wenn das natürlich bei den Paffage-
preisen auch einkalkuliert werden konnte und sogar mußte, —
in der Mannschastsküche wäre
es dann wieder darauf gegan--
gen. Denn die Gerüche vom
Essen der Paffagiere wären am
Ende den Leuten in die Nase
gestiegen, und sie hätten dann
womöglich auch etwas Besseres
haben wollen. Knapton, Bar-
nes und Knolles aber waren
mit Rücksicht auf ihre Iahres-
abschlüffe der Meinung, das
Schlechteste wäre gerade gut
genug, — ja, eher noch viel zu
gut. Sie bedauerten vielleicht,
daß dem Schlechten doch irnmer-
hin eine gewiffe Grenze gezogen
war. Wenigstens in solcher ding-
lichen Beziehung; beim Abstrak-
ten liegt die Grenze natürlich
weiter hinaus, ja verschwindet
manchmal völlig in ungewissem Nebel. Aber
jedenfalls taten Knapton, Barnes und Knolles,
was irgend möglich war, und die Küchen ihrer
Schiffe waren so berüchtigt, daß sich meistens
nur Neulinge von der Firma heuern ließen.
And die verschwanden dann auch, so bald sie nur
konnten. Sie sagten: so wenig es auch zu essen
gegeben hätte, sie hätten doch ganz genug davon.
Kapitän Iohn Ap Iones fuhr seit sieben
Iahren mit der City of London. Das hatte
er sich srüher auch nicht träumen laffen. Aber
er hatte, ehe er sich der Leute und Dividenden
schindenden Firma verschreiben mußte, scheuß-
liches Pech gehabt. Den Duke of Westminster
hatte er geführt, und der war eines Nachts
im Kanal mit einem einsachen Schoner namens
Katherine zusammengeraten. Wie das mei-
stens geht, wenn so ein hoher Adliger einer
gewöhnlichen Bürgerlichen zu nahe kommt, —
das Zusammentreffen war der Katherine sehr
schlecht bekommen. Die Rheder des Duke os
Westminster hatten schweres Geld bezahlen
müssen, und Kapitän Ap Iones konnte noch
von Glück sagen, daß ihm nicht sein Patent
entzogen wurde. Ganz zufrieden mußte er sein,
bei Knapton, Barnes und Knolles unterkriechen
zu können.
Die Bezahlung war natürlich danach. Früher hatte er
doch etwas ersparen können, aber jetzt war jede Aussicht
geschwunden, daß sein altes Konto auf der Bank von etwas
über tausend Psund sich erhöhen könnte. Er hätte sich das
eben in seinen jungen Iahren anders einrichten müssen.
Seeräuber hätte er ja nicht gerade zu werden brauchen,
aber er hätte sich auch nicht auf regelmäßige Linien ein-
laffen sollen. Einen in aller Welt herumvagabondierenden
Trampdampfer hätte er führen sollen, der hier und dort
unvermutete Gelegenheitsgeschästchen aufschnappt, von denen
dann ansehnliche Prozente für den Kapitän absallen. And
für die Mannschaft auch, wenn es Geschäfte sind, über die
besser das Maul gehalten wird. Denn es gibt immer noch,
wenn die Welt auch hinsichtlich angenehmer Lebensbedin-
gungen viel eingebüßt hat, solche Geschäste, und es sind
vorzugsweise englische Schiffe, die sich damit abgeben. Zum
Beispiel im Persischen Golf, wo bei den Perleninseln ost
merkwürdige Dinge passieren. !lnd rentable Opiumfrachten
— „Kinder, nun laßt doch euren alten Onkel in Ruhe!
Ihr verwässert nnr ja das Vergnügen am Baden."
L>_1^7 Lk^EN
— „Protektion wünsche ich mir gar nicht, — ich
will meinen eigenen Fähigkeiten vertrauen."
— „Das ist recht, Lerr Doktor, — mir gefällt
es immer, wenn ein Mann waghalsig ist."
Die Bergung der Cily os London
weiteren Platz sür schöne Frachtgelder tragende Güter.
Mit Passagieren wollte die Firma nichts zu tun haben.
Das sind unangenehme Menschen, die meistens, sowie sie
von Bord sind, nichts Eiligeres zu tun haben, als aller
Welt zu erzählen, wie miserabel sie transportiert worden
seien. !lnd damit hätten sie wohl auch Recht gehabt, denn
Knapton, Barnes und Knolles hätten nicht einen Penny
hergegeben, die verwahrloste City of London mit Rücksicht
auf Fahrgäste in eine einigermaßen erträgliche Verfassung
zu bringen, in der sie dann auch ihrem Namen etwas mehr
Ehre gemacht hätte. Denn man mag denken, wie man will:
schließlich läßt es sich nicht besireiten, daß die Londoner City
doch ein ganz bedeutungsvoller Fleck auf dieser Erde ist.
Aebrigens hätte bei Passagieren auch die Verpflegung
auf der City of London doch etwas anders eingerichtet
werden müffen, und wenn das natürlich bei den Paffage-
preisen auch einkalkuliert werden konnte und sogar mußte, —
in der Mannschastsküche wäre
es dann wieder darauf gegan--
gen. Denn die Gerüche vom
Essen der Paffagiere wären am
Ende den Leuten in die Nase
gestiegen, und sie hätten dann
womöglich auch etwas Besseres
haben wollen. Knapton, Bar-
nes und Knolles aber waren
mit Rücksicht auf ihre Iahres-
abschlüffe der Meinung, das
Schlechteste wäre gerade gut
genug, — ja, eher noch viel zu
gut. Sie bedauerten vielleicht,
daß dem Schlechten doch irnmer-
hin eine gewiffe Grenze gezogen
war. Wenigstens in solcher ding-
lichen Beziehung; beim Abstrak-
ten liegt die Grenze natürlich
weiter hinaus, ja verschwindet
manchmal völlig in ungewissem Nebel. Aber
jedenfalls taten Knapton, Barnes und Knolles,
was irgend möglich war, und die Küchen ihrer
Schiffe waren so berüchtigt, daß sich meistens
nur Neulinge von der Firma heuern ließen.
And die verschwanden dann auch, so bald sie nur
konnten. Sie sagten: so wenig es auch zu essen
gegeben hätte, sie hätten doch ganz genug davon.
Kapitän Iohn Ap Iones fuhr seit sieben
Iahren mit der City of London. Das hatte
er sich srüher auch nicht träumen laffen. Aber
er hatte, ehe er sich der Leute und Dividenden
schindenden Firma verschreiben mußte, scheuß-
liches Pech gehabt. Den Duke of Westminster
hatte er geführt, und der war eines Nachts
im Kanal mit einem einsachen Schoner namens
Katherine zusammengeraten. Wie das mei-
stens geht, wenn so ein hoher Adliger einer
gewöhnlichen Bürgerlichen zu nahe kommt, —
das Zusammentreffen war der Katherine sehr
schlecht bekommen. Die Rheder des Duke os
Westminster hatten schweres Geld bezahlen
müssen, und Kapitän Ap Iones konnte noch
von Glück sagen, daß ihm nicht sein Patent
entzogen wurde. Ganz zufrieden mußte er sein,
bei Knapton, Barnes und Knolles unterkriechen
zu können.
Die Bezahlung war natürlich danach. Früher hatte er
doch etwas ersparen können, aber jetzt war jede Aussicht
geschwunden, daß sein altes Konto auf der Bank von etwas
über tausend Psund sich erhöhen könnte. Er hätte sich das
eben in seinen jungen Iahren anders einrichten müssen.
Seeräuber hätte er ja nicht gerade zu werden brauchen,
aber er hätte sich auch nicht auf regelmäßige Linien ein-
laffen sollen. Einen in aller Welt herumvagabondierenden
Trampdampfer hätte er führen sollen, der hier und dort
unvermutete Gelegenheitsgeschästchen aufschnappt, von denen
dann ansehnliche Prozente für den Kapitän absallen. And
für die Mannschaft auch, wenn es Geschäfte sind, über die
besser das Maul gehalten wird. Denn es gibt immer noch,
wenn die Welt auch hinsichtlich angenehmer Lebensbedin-
gungen viel eingebüßt hat, solche Geschäste, und es sind
vorzugsweise englische Schiffe, die sich damit abgeben. Zum
Beispiel im Persischen Golf, wo bei den Perleninseln ost
merkwürdige Dinge passieren. !lnd rentable Opiumfrachten
— „Kinder, nun laßt doch euren alten Onkel in Ruhe!
Ihr verwässert nnr ja das Vergnügen am Baden."