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Zeitschrift für Humor und Kunst zg

Die Bergung der City of London
sind auch noch da, wenn die
englische Preffe dergleichen
auch ganz entschieden be-
streitet.

Alte Kapitäne könnten
manches davon erzählen.Ka-
pitäne, die sich so um das
sünfzigste Lebensjahr herum
mit zehntausend Pfund oder
gar mehr in hübsche Ääus-
chen bei Dover oder an ähn-
lichen schönen Punkten der
englischen Küste zurückziehen
und von dort behaglich auf
das Meer hinaus schauen,
im Grunde ganz froh, daß
sie die Geschichte hinter sich
haben. So hatte Kapitän
Ap Iones seinen Lebens-
abend sich eigentlich auch ge-
dacht. Mit seinem Vetter
Toby Perkins hatte er dann
zusammenziehn wollen; als
zwei alte Iunggesellen hatten
sie miteinander sröhlich hau-
sen wollen und dabei auf die
Welt schimpfen,was bekannt-
lich zur Fröhlichkeit des Da-
seins ungemein beiträgt.

Wenigstens wenn man auf
Dinge schimpft, die einem
nichts mehr tun können. Toby
Perkins war ein guter ehr-
licher Kerl. Er fuhr mit ei-
nem Fischdampfer, der einer
der feinsten seiner Gattung
war. Ein angenehmes Ge-
schäft war das freilich auch
nicht. Den Fischgestank wür-
de man wahrscheinlich zeit-
lebens nicht wieder los wer-
den, aber es gab doch jedes-
mal einen Anteil vom Fang,
und so hatte Toby doch schon
seine zweitausend Psund zu-
sammen bekommen. Wenn
es dreitausend waren, wollte
er aufhören. Dann mußte
sein Vetter Iones freilich
ebenso viel haben, denn sonst
hätten sich in ihrem gemein-
samen Ruhestande vielleicht
doch allerlei menschliche An-
zuträglichkeiten eingefunden. Aber wie follte Kapitän Ap
Iones, zum Teufel, bei Knapton, Barnes und Knolles je
über seine tausend Pfund Ersparniffe aus befferen Zeiten
h'mauskommen? „Laß' den Mut nieht sinken, alter Iunge,"
meinte Vetter Toby; „du kannst immer noch etwas erwischen.
Die Gelegenheit wird 'chon noch kommen." —

„Donnerwetter, Toby hat recht gehabt: jetzt ist die Ge-
legenheit da!" dachte Kapitän Ap Iohnes, als die Regierung
Seiner Majestät des Königs von Großbritannien und Ir-
land und Kaisers von Indien in ihren geschästlichen Kal-
kulationen auf die Notwendigkeit stieß, den Deutschen den

Krieg zu erklären. „Jch werde
mit der City of London ka-
pern; schön beladene deutfche
Landelsschiffe werde ich ka-
pern, und einen Luufen Geld
wird es dabei absehen."

Aber das war nur eine
schöne Äoffnung. Mister
Iohn Ap Jones mußte sehr
bald zufrieden sein, daß ihm
die City of London nicht selbst
gekapert wurde. Vielleicht
war sie nur durch ihr ehr-
würdiges Alter vor folchem
Schicksalgefeit. Schnelligkeit
war es jedenfalls nicht, die
sie davor behütete, denn auf
solche Experimente ließen sich
ihre alten Maschinen schon
lange nicht mehr ein. Wahr-
haftig, eine reine Glückssache
war es, daß Kapitän Ap Io-
neZ in den ersten Monaten
des Krieges mit seiner Mann-
fchaft nicht auf einem deut-
schen Kreuzer oder Lilfs-
kreuzer Aufnahme fand, oder
daß er dann später, als es
auch unter dem Waffer un-
gemütlich wurde, nicht von
dem Kommandanten eines
deutfchenAnterseebootes eine
Zigarre angeboten bekam.
Darauf hätte er auch gar
keinen Wert gelegt, denn er
rauchte nur Pfeife. —

Knapton, Barnes und
Knolles stimmten jeht man-
ches Terzett an, erschüttern-
de Klagegesänge über die
Gefahren, denen ihre Schiffe
ausgesetzt waren, Gefahren,
die kein rechtschaffener Brite
jemals früher für möglich ge-
halten hätte. Leimlich aber
buchten sie recht angenehme
Mehrgewinne. Denn wenn
auch die Versicherungsprä-
mien bedenklich stiegen, die
Frachtsätze stiegen noch be-
denklicher. Bedenklich wenig-
stens für diejenigen, die sie
bezahlen mußten, — Knapton,
Barnes und Knolles hatten
natürlich keine Bedenken, so viel wie möglich einzustreichen.
Aebrigens hatten sie jetzt alle Llrsache, sich der Altersschwach-
heit ihrer Schiffe zu freuen. Denn die Regierung legte auf
keines davon Beschlag, aber viele tüchtige und anständige
Fahrzeuge nahm sie für ihre Zwecke in Anspruch, und das
erhöhte natürlich die Verdienstmöglichkeiten der Firma.
Wie das eben so ist: wenn die einen für das Vaterland
heran müssen, schöpfen die andern mittlerweile das Fett ab.

Mit den Mannschaften gab es jetzt natürlich mancherlei
Verdrießlichkeiten. Die Firma bemühte sich, mit den ge°
ringsten der notwendigen Leuerzulagen durchzukommen.

Das Heulager

- „Das ist ja nicht zum Anhören, das
scheußliche Brüllen und Grunzen!"

„Ia, haben Sie gmoant, der Caruso
singt in mei'm Kuhstall."
 
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