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66

Kriegschronik der Meggendorfer-Blätter, Münchcn

Kriegsrat

Cadornas Bericht

Cadorna berichtet über ein Treffen
in der Eegend Tirol-Trentino, daß seine
schwere Artillerie anr Predilpaß eine
Feuersbrunst Dernrsachte, die lang
dauerte.

Da er nocb viel leeres Papier Librig
batte, das er verpflichtet war vollzu-
schreiben, so füczte er noch an:

Die Feuersbrunst dauerte nicht nur
lang, sondern auch noch länger. Sie
dauerte sogar sehr lang. Mächtig lang,
ganz erheblich lang. Man macht sich
gar keinen Begriff. wie lang. Aeußerst
lang. Länger als gewöhnlich. Fast noch
einmal so lang. Ganz ganz lang. Im-
mer an der Wand lang sogar.

Das englische Lusitania-Arteil

Bessere Deckung

ist nunmehr gesprochen. Zugegeben wird darin, daß sich
außer der gewöhnlichen Ladung auch eine Anzahl von Kisten
mit Patronen an Bord befand. Nach der Aussage eines
Matrosen waren es zwei Zigarrenkistchen voll, nach der eines
andern, die aber nicht glaubhaft ist,
fünftausend Lkisten. Andere Cxplo-
sivstoffe, außer einigen Seifenblasen,
seien auf dem Schiffe nicht vorhan-
den gewesen. Daß Patronen ex-
plodiercn können sei ganz ausge-
schloffen, außer wenn Kinder damit »
spielen, und das sei auf der Lusi-
tania unbedingt nicht der Fall ge-
wescn

Die ernsten Warnungen an die
amerikanischen Paffagiere seien nach
dem Muster ihres berühmten jungen
Landsmannes Schorschi Lacker ledig-
lich als ein bißchen „Schbaß" auf-
gefaßt worden. Dast nun aber trotz
der Warnung das Schiff wirklicb
torpediert worden sei, beweise die
Absichtlichkeit, mit welcher der Plan
ausgeführt worden ist. Und Ab-
sichtlickkeit sei eine ganz abscheuliche
Llntugend, namentlich im Kriege.

Man könne doch von Deutscbland
nicht voraussetzen, daß es seine Un-
terseeboote zu irgendeinem bestimm-
ten Zweck gebaut habe, noch dazu
zu einem bei dem was Unangeneh-
mes passieren könne. England tue
doch aucb nichts Absichtliches. Es
sei ein reiner Zufall, daß das ganze
Urteil zu ^lngunsten Deutschlands
ausgesallen sei. Lm; Leinz

Kein Geriuss

Mann: „Wo ist denn die Krebs-
suppe geblieben?"

— „Die hast du über der Zeitungs-
lektüre in Eedanken ausgelöffelr'."

— „So eine Dummbeit, warum
nimmst du mir die Zeirung nicht
weg ^as habe icb nun von der
schönen Krebssuppe gehadr?-

In den Vogesen - „Unser Stabs-
arzt hat bei der Musterung g'sagt,
der Krieg findet parterre ftatt, das
scbeint mir aber hochparterre zu sein'."

Der Aelteste

Mutter: „Wenn du drei Iahre
älter wärest, Max, könntest du auch
mit ins Feld ziehen!"

Max (vonvurfsvoll): „Ach ja du
warst so lange mit Papa verlobt
. . . warum hast du ihn nicht drei
Iahre früher geheiratet?"

— „Ist doch merkwürdig, daß die Italiener so gar nicht
stärker vorgehen."

— „Das kann ich sehr wohl verstehen: sie möchten den
Krieg gern in ihr eigenes Land ziehen."

— „Wieso denn?"

— „Da haben sie doch viel beffere
Deckung: lauter Kunstschätze!"

Von der Schule aus sind die Kinder
angehalten worden, alles Staniol
zu sammeln und an den Lehrer ab-
zuliefern. !lm den Sammeleifer
anzuspornen, hat der Lehrer erzählt,
daß dieses eingeschmolzene Staniol
auch zur Munitionsherstellung Ber-
wendung fände.

Länschen genügt die Andeutung
nicht und darum fragt das Büblein
daheim den Vater, welcher Art die
Munition wohl sein könne, zu der
man SLaniol brauche.

Der hat zwar keine Ahnung da-
von, doch er erklärt: „Iedenfalls
sind es Eranaten oder Bomben."

„Laha," sagt Länschen, „und aus
dem Käsestaniol macht man gewiß
die Stinkbomben!"

Hindernis

— „Sie haben ja Ihren Sohn Kauf-
mann werden lassen, ich dachte, er
sollte studieren?"

— „Sollte er auch, aber wo es doch
jetzt kein Bier gibt!"
 
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