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Kriegschronik der Meggendorfer-BläLter, München

99

Von der Duma

Bei Eiöffnung der russischen Neichsduma ha( deren
PräsidenL eine auf die Lage bezugnehmende Rede gehalten,
die folgende bemerkenswerte Punkte enthalten hat.

Der Präsident sagte u. a.: „Ansere Armee gab ein
leuchtendes Beispiel, wie man seine Pflicht erfüllen soll."

Wahrscheinlich sind dem Redner dabei die niederge-
brannten Ortschaften in Ostpreußen vorgeschwebt.

Wenn er dann weiter fortfährt: „Arbeiten wir alle
>Tag und Nacht, um der Armee alles das zu gewähren,
was sie nötig hat," so zeigt sich der Lerr Prästdent als
großer Optimist. Denn er ist der Meinung, daß das, was
die Armee nötig habe, im heiligen Rußland auch geliefert
werde.

And wenn er dann mit zorniger Offenheit hinzuseht:
„Aber dazu bedarf es eines Gesinnungswechsels," so gibt
er sich wiedexum nicht als Kenner der Verhältnisse. Denn
nichts ist doch in Rußland leichter als ein Gesinnungs-
wechsel. Linz Leinz

Veränderte Zeiten

— „Das geht aber wirklich nicht, Minna, daß Sie jeden
und jeden Abend einen Soldaten in der Küche haben."

— „Bitte sehr, einen Klieger, gnädige Frau."

Ein Held

Iean: „Was plärrst denn so, Pierre?"

— „Einen Stich hab ich gekriegt."

— „Von einem Bajonett?"

— „Nein, von einer Mücke."

Bei der Musterung

Nekrut (schüchtern): „Am liebsten möcht'i' halt zu die Luft--
schiffer. I' hab' nämlich so viel Äühneraug'n, und da tät's
mir scho' recht wohl, wenn mir amal a Zeitlang niemand
mehr d'rauftreten könnt."

— „Dös hätt i a net glaubt, daß i mei
Entfettungskur auf Staatskosten mach!'

Selige Erinnerungen

Infanterie rückt zur Ablösung vor in die ersten Unter-
stände. Da kommt der Feldwebel mit einigen Schutzmasken
und ruft

„Vortreten, wer schon Masken getragen hat!"

„Il" sagt der Landsturmmann Schorsch Ranftmoser —
„als Trambahnweibi auf der Kindl-Kellerredout!"

Nn äie Nausfrau

veuklwe Uausfrau, ku äas veine
2u äes grohen llampfes Liel^
7olg' äem Mfe, äer ergangen :
veine Mcke mack' mobil!

bOas an llupfer, MeMng, Nickel
5ckön in äeiner llücke llrallll,
5ollll äu geben. üu's mik ^reuäe!
Uebrigens wirä s gul berakll.

Neine plannen, äeine llannen,
Neine llellel, gib lle ber!
bOillig bringll äu äieles Opfer,
?älll äer Nbtckieä äir auck fckwer.

lllage nickl, äatz man äen fckönen
lllefllngmörler von äir nimml.
Narin äu ru eäler bOürre
Näglein lliehell oäer Liml.

Ieöer kann es leickl begreifen,
Ner äas Ner? äer Nausfrau kennl,
Nah lle llck mil leilem 5euf^er
Non äem 5ckmuck äer llückc lrennl.

Nlenn am 5amslag abenä alle5
5ckön gepuhl unä makellos,
vatz äer 5ckimmer augenblenäenä —
0, wie war äein 5lolr äann groh!

vock nock gröher wirä äein 5lolr fein,
bOenn äu jetzl erll reckl ermihl,
vah, woran äu 7reuäe kallell,
Nilfe in befakren ill.

veine?reuäe an äem blanken
Nockgeräl unä Nückenlanä
5ckuf un5 einen legen^reicken
Niellgen Melallbellanä.

Lringe alle5 unä geniehe
Veine5 Valerlanäe5 vank.

Nnäre üöpfe gibl'5 unä Kellel,

5inä lle auck nickl llraklenä blank.

5ei gelroll: nickl äa5 Oeräle
Mackl e5, ä-eine Kunll vielmekr;
Kockll äu auck in anäerm künklig, —
5ckmecken wirä es graä' fo fekr!

piro

Der Sprachreiniger

— „Sie sind ein richtiger Filou!"

— „Immer diese Fremdwörter — sagen
Sie doch Gauner, Betrüger oder Spitz-
bube!"

Kleine Stiche

Der „Figaro" hat den Vorschlag
gemacht, die Franzosen sollten die Tücke
und Niedertracht der Deutschen für alle
Zeit brandmarken, indem sie von jetzt
ab die Katze, deren Charakter dem der
Deutschen gleiche, nur noch „boche"
nennten.

Vielleicht werden die Franzosen
dem „Figaro" folgen. Was sollen wir
dann dagegen tun? Dss Gescheiteste
wäre ja, sich gar nicht darum zu küm-
mern. Aber schließljch gibt es auch bei
uns genug Leute, deren Temperament
auch in diesem Fall die gehörige Ver-
geltung wünscht. Denen wird dann
nichts anderes übrig bleiben, als daß
sie in Zukunst die Mäuse „Franzosen"
nennen.
 
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