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Nr. 1287

Zeitschrift für Humor und Kunst

125

Das Fischbesteck

wie kleinlaut er Plötzlich wurde, als er die prunkvolle Tafel
erblickte. Endlich schien er einzusehen, daß er meine junge
ärztliche Praxis doch wohl unterschätzt hatte.

Alle unsere Gäste brachten dem Geburtstagskinde ein
Geschenk mit. Doch die satale Einseitigkeit, die uns seiner
Zeit die vielen Fischbestecke beschert hatte, waltete auch
diesmal und brachte unserem Töchterchen acht Lauben, seidene
und leinene, gestickte und gehäkelte, die ich alle uebenein-
ander auf den Geburtstagstisch legte, wo sie durch ihre
Maffe imponierten. Onkel Emil kam als lehter mit seinem
Sohne Max, dem Quartaner, und als er die vielen Lauben
sah, lachte er und sagte, er wolle hoffen, daß es uns später
eben so leicht würde, unsere Tochter unter die Laube zu
bringen, wie jeht. Dann drückte er mir verstohlen ein
Päckchen in die Laud, das ich schnell öfsnete; es war die
neunte Äaube.

Bei Tisch ging es recht steif und ungemütlich zu. Ansere
Gäste erholten sich sehr bald von dem Staunen über die
prunkvolle Tasel, sie erkannten ihre eigenen Geschenke wieder
und machten teilweise recht verlegene Gesichter. Denn mit
den Fischbestecken ließ es sich sehr schlecht hantieren. Rur
das Besteck, das uns Onkel Emil zur Äochzeit geschenkt
hatte, erregte noch allgemeine Bewunderung. Es war das
größte von allen und lag beim Braten. Es war ganz glatt,
in schlichtem Muster gehalten, aber sehr schwer und machte
einen vornehmen, gediegenen Eindruck. Onkel Emil fühlle
sich sehr geschmeichelt, da jeder, an den die Bratenschüffel
kam, ihm noch einmal^ein Kompliment über seinen vornehmen
Geschmack machte. And er sagte, sein Wahlspruch sei es
immer gewesen: einfach aber gut. And einem jungen Paare
müffe man etwas ordentliches schenken oder sonst lieber gar-

nichts. And dann sah er sich verächtlich auf der Tafel um,
auf der die anderen Bestecke gegen das von ihm geschenkte
sehr abstachen.

Aber als die Bratenschüffel an Onkel Julius kam, ge-
schah ein Anglück. Denn Onkel Julius ist ein sehr starker
Esser; darum wollte er mit der Fischgabel gleich drei Braten-
scheiben zugleich von der Schüffel holen. Das aber nahm
ihm die Fischgabel übel und brach mitten durch. Meine
Frau wurde ganz blaß vor Aerger und die Tränen traten
ihr in die Augen. Doch die Tanten beruhigten sie und
sagten, daß das nichts zu bedeuten hätte, da die Gabel
massiv wäre und man die beiden Stücke daher leicht wieder
zusammensetzen könnte. Aber der Max, der Sohn vom
Onkel Emil, der schon in die Quarta geht, griff nach dem
einen der beiden zerbrochenen Stücke und kratzte damit auf
seiner Manschette herum und dann riefer: „So ein Schwindel;
der Iuwelier ist ein Schwindler. Denn das, was da drin-
nen ist, ist gar kein Silber. Das ist Blei, das sieht man
an dem schwarzen Strich, den es auf der Manschette zieht."

Onkel Emil gab ihm einen Stoß, damit er ruhig sein
sollte, und sagte ihm, daß er ein dummer Iunge wäre und
daß er das garnicht beurteilen könne. And daß es doch
wohl Silber wäre. Aber der Max war nicht ruhig, son-
dern hielt seine Manschette hoch und schrie, daß er das sehr
wohl wiffen müffe, denn er säße schon in Quarta und da
hätten sie Chemie und das hätten sie schon gehabt, wie man
Silber von Blei unterscheide. And er könnte sein größtes
Ehrenwort darauf geben, daß es nur Blei wäre und daß
er recht hätte.

Da fingen alle an zu lachen; Onkel Emil aber wurde
plötzlich ganz rot und stand auf und sagte, daß er schnell
noch einmal in sein Kontor gehen müsse, denn er habe

1287. 26. HllA 1915. Inssitionsxsbüdi-sn 4xesps.lt. I^onpLreilleLsils l Aark. üllslnms Inssrsten-Lnnsliins bs! IVIi)886, äniIIlllöll-sxpLlIiiillll.

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