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Meggendorfer-Blätter, München
Die Liebesgabenkisle
(Zu nebenstehendem Bilde)
Lin Kistchen aus -er Heimat:
Hercn Muckel geht es an,
Herrn Nuckel aus Thalkirchen.
Herrn Muckel, Landwehrmann.
Schnell ist Lie Kiste offen
Un- herrlich ihr Befund,
Dazu ein Brief -er „Alten"
Tut folgendes ihm kund:
„Gern hätt' -ie warme Iacke
Ich dir noch mitgeschickt,
Doch hätten Wurst unö Botspon
Dann keinen Platz gekriegt.
Ich Lenk, -u wirst nicht frieren;
Schick lieber Wurst und Wein,
Du kannst an dem -ich wärmen,
Und laß -ie Iacke sein."
Da muß Herr Muckel jchmunzeln,
Herr Nuckel, Landwehrmann,
Wie eben nur Herr Nuckel,
Herr Nuckel schmunzeln kann.
„Ia," -enkt er, „manches Wunder
Hat schon -er Krieg vollbracht;
Ietzt hat er meine Alte
Dernünftig gar gemacht!"
L. A. Hennig
Der patriotische Herr Deiglmayer
Lerr Deiglmayer hat soviel von den russischen und
französischen Gefangenen gehört, die wo jetzt in Lochheim
interniert sind und die man sehen kann, wie sie arbeiten
und „fressen," daß er sich ganz rückständig vorkommt, nichL
aus eigener Anschauung mit darüber reden zu können.
Freilich, der Weg nach Lochheim beträgt volle sieben Kilo-
meter, das sind für Lerrn Deiglmayers wohlabgerundete
PersönlichkeiL zwei opfervolle Marschstunden, aber er ent°
schließt sich endlich dennoch, sich deren MühseligkeiLen zu
unterziehen und nicht länger der „Waisenknabe" oder der
bekannte „BöoLier usw." zu sein.
So machte er sich denn an einem sonnigen NachmiLLagc
auf, um nach Lochheim zu wandern. Die Sonne meinte es
wirklich recht außergewöhnlich gut, und die Poren des Lerrn
Deiglmayer öffneten sich in demselben Maße, als der Weg
unter seinen Füßen dahinkroch. Schon stand er vollständig
in Schweiß, und noch waren fünfviertel SLunden zu ab-
solvieren.
Aber Äerr Deiglmayer haLLe den festen Willen und
der hilft über manch ein Angemach hinweg, sogar über den
Durst. And so ging Äerr Deiglmayer noch eine VierLel-
stunde weiter. And dann noch fünf MinuLen. Eine kleine
Wasserrinne floß hinter ihm drein. Äerr Deiglmayer ging
weiter. Noch sünf MinuLen. Da kam ein WirLshaus
in SichL.
Lerr Deiglmayer blieb stehen und kämpfte. Er sah
nachl dem WirLshaus hinüber und den langen, langen Weg
vor sich entlang. Da kam plötzlich seine bessere NaLur zum
Durchbruch.
„Na, na," argumentierte er, „so kann dös net weiter
gehn! Ich schwitz ja als wie a Sau. And weswegen schwitz
ich so? Nur wegen dene Nussen und Franzosen, die wo
unsre Feinde san! Und das wäre denn doch auf die Dauer
direkt unpatriotisch!"
Llnd unpatriotisch war Lerr Deiglmayer nicht, und
darum brach er den Marsch ab und ging in das WirLshaus,
um sich in diesen seinen Gefühlen zu stärken. C. A. Lennig
Schüttelreim
LaL dein Schatz Geld, kannst du froh sein;
LaL sie keins, kannst du sie auch so frei'n.
Gute Botschaft
ArzL: „Sie brauchen sich gar keinen BefürchLungen hin-
sichtlich Ihrer inneren Organe hinzugeben! MiL Ihrer
Lunge können Sie achLzig Iahre alL werden, und miL
Ihrem Lerzen sogar neunzig!"
Der unterbrochene Bummel
— „Du, das ist wohl gestern abend wieder ein fideler
Bummel geworden, als du deinen Schirm suchtest, der
dir vorgestern abhanden gekommen war?"
— „Nein, ich haLLe Pech . . . gleich in der ersten Kneipe
fand ich ihn!"
Copyright 1915 by I. F. Cchrcibcr
Meggendorfer-Blätter, München
Die Liebesgabenkisle
(Zu nebenstehendem Bilde)
Lin Kistchen aus -er Heimat:
Hercn Muckel geht es an,
Herrn Nuckel aus Thalkirchen.
Herrn Muckel, Landwehrmann.
Schnell ist Lie Kiste offen
Un- herrlich ihr Befund,
Dazu ein Brief -er „Alten"
Tut folgendes ihm kund:
„Gern hätt' -ie warme Iacke
Ich dir noch mitgeschickt,
Doch hätten Wurst unö Botspon
Dann keinen Platz gekriegt.
Ich Lenk, -u wirst nicht frieren;
Schick lieber Wurst und Wein,
Du kannst an dem -ich wärmen,
Und laß -ie Iacke sein."
Da muß Herr Muckel jchmunzeln,
Herr Nuckel, Landwehrmann,
Wie eben nur Herr Nuckel,
Herr Nuckel schmunzeln kann.
„Ia," -enkt er, „manches Wunder
Hat schon -er Krieg vollbracht;
Ietzt hat er meine Alte
Dernünftig gar gemacht!"
L. A. Hennig
Der patriotische Herr Deiglmayer
Lerr Deiglmayer hat soviel von den russischen und
französischen Gefangenen gehört, die wo jetzt in Lochheim
interniert sind und die man sehen kann, wie sie arbeiten
und „fressen," daß er sich ganz rückständig vorkommt, nichL
aus eigener Anschauung mit darüber reden zu können.
Freilich, der Weg nach Lochheim beträgt volle sieben Kilo-
meter, das sind für Lerrn Deiglmayers wohlabgerundete
PersönlichkeiL zwei opfervolle Marschstunden, aber er ent°
schließt sich endlich dennoch, sich deren MühseligkeiLen zu
unterziehen und nicht länger der „Waisenknabe" oder der
bekannte „BöoLier usw." zu sein.
So machte er sich denn an einem sonnigen NachmiLLagc
auf, um nach Lochheim zu wandern. Die Sonne meinte es
wirklich recht außergewöhnlich gut, und die Poren des Lerrn
Deiglmayer öffneten sich in demselben Maße, als der Weg
unter seinen Füßen dahinkroch. Schon stand er vollständig
in Schweiß, und noch waren fünfviertel SLunden zu ab-
solvieren.
Aber Äerr Deiglmayer haLLe den festen Willen und
der hilft über manch ein Angemach hinweg, sogar über den
Durst. And so ging Äerr Deiglmayer noch eine VierLel-
stunde weiter. And dann noch fünf MinuLen. Eine kleine
Wasserrinne floß hinter ihm drein. Äerr Deiglmayer ging
weiter. Noch sünf MinuLen. Da kam ein WirLshaus
in SichL.
Lerr Deiglmayer blieb stehen und kämpfte. Er sah
nachl dem WirLshaus hinüber und den langen, langen Weg
vor sich entlang. Da kam plötzlich seine bessere NaLur zum
Durchbruch.
„Na, na," argumentierte er, „so kann dös net weiter
gehn! Ich schwitz ja als wie a Sau. And weswegen schwitz
ich so? Nur wegen dene Nussen und Franzosen, die wo
unsre Feinde san! Und das wäre denn doch auf die Dauer
direkt unpatriotisch!"
Llnd unpatriotisch war Lerr Deiglmayer nicht, und
darum brach er den Marsch ab und ging in das WirLshaus,
um sich in diesen seinen Gefühlen zu stärken. C. A. Lennig
Schüttelreim
LaL dein Schatz Geld, kannst du froh sein;
LaL sie keins, kannst du sie auch so frei'n.
Gute Botschaft
ArzL: „Sie brauchen sich gar keinen BefürchLungen hin-
sichtlich Ihrer inneren Organe hinzugeben! MiL Ihrer
Lunge können Sie achLzig Iahre alL werden, und miL
Ihrem Lerzen sogar neunzig!"
Der unterbrochene Bummel
— „Du, das ist wohl gestern abend wieder ein fideler
Bummel geworden, als du deinen Schirm suchtest, der
dir vorgestern abhanden gekommen war?"
— „Nein, ich haLLe Pech . . . gleich in der ersten Kneipe
fand ich ihn!"
Copyright 1915 by I. F. Cchrcibcr