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Meggendorfer-Blätter, München
Telefonische Liebeserklärung
N!erkN)Ürdig Von Lans Sollinger
Was den heutigen AnterhalLungsabend der Äerren vom AufschlagsamL ganz
besonders auszeichneLe, war ein außerordenllicher GasL. Der Äerr VisiLaLions-
kommissär Käsbohrer, der gerade das AufschlagsamL prüfte, haLLe nämlich sein
Erscheinen in AussichL gestellL.
Aus diesem Grunde fand sich auch der stellvertreLende Vorstand des Auf-
schlagamtes, der Äerr Oberrevisor Schladenhaufen, ausnahmsweise schon eine
SLunde vor Beginn ein, um den Empfang des hohen Äerrn ja nicht zu versäumen.
Leider erwies sich diese VorsichLsmaßregel als überflüssig, weil der Äerr VisiLa-
Lionskommiffär sogar eine halbe SLunde nach dem festgesetzten Anfang noch immer
nichL da war. Die BeamLen saßen bereits längst an ihren durch Rang und Ge-
wohnheiL angestammten Plätzen und erörterten eisrig das Ausbleiben des hohen
Gastes. Von vielen wurde sogar schon die MuLmaßung ausgesprochen, daß er über-
haupt nicht mehr kommen würde. Dem Äerrn stellvertretenden Vorstand gaben
diese AndeuLungen jedesmal einen schmerzhaften SLich. Denn das an jedem AnLer-
haltungsabend auftretende BeamLenquarLeLL, in dem er den ersten Tenor sang,
haLLe zu Ehren des hohen Äerrn schon ein neues Lied eingeübt. !.lnd nun erschien dieser
vielleichL gar nichL. Solch ein Lereinsall ist auf jeden Fall unangenehm, aber
ganz besonders biLLer mußte er auf den Äerrn Oberrevisor Schladenhaufen wirken,
der sich aus seinen Tenor sehr viel einbildete, und der natürlich gehoffL haLLe, den
VisiLaLionskommissär durch seine Kunst günstig beeinflussen und gnädig stimmen
zu können. Da öffnete sich endlich die Türe.
Aber statt des ErwarLeLen LraL zur großen EnLLäuschung aller Anwesenden
bloß der PrakLikanL Baßmeier ein. Dieser war unter den BeamLen allgemein
als Rauhbein verschrieen, deffen AebermuL selbst vor den ehrwürdigen Schranken
des dienstlichen RespekLes kein ÄalL machte.
Das bezeugte er denn auch gleich durch die TaL. Da nämlich kein anderer
Sessel mehr frei war als der für den hohen Gast bestimmte Lehnstuhl miL Arm-
stützen und Ohrenklappen zur RechLen des Lerrn Oberrevisors Schladenhaufen,
so setzte sich der PrakLikanL Baßmeier harmlos lächelnd einfach aus dieses Äeilig-
Lum. Die BeamLen riffen vor Erstaunen den Mund aus über diese KühnheiL. Und
eine Löwin häLLe ihr Iunges nichL wütender verteidigen können, als der 5)err
Oberrevisor Schladenhaufen diesen Lehnsessel verteidigLe. MiL zornrotem GesichL
sprang er auf und hielL dem PrakLikanLen Baßmeier eine SLrafpredigL, bei der
ihn seine QuarLeLLbrüder fehr lebhaft unterstützten.
NoLgedrungen räumte der PrakLikanL das Feld. Im hintersten Winkel fand
er schließlich noch einen Fleck für sich und seinen Maßkrug. Seine Augen blitzten
aber von nun ab so eigentümlich, daß sogar dem Lerrn Oberrevisor Schladen-
haufen nichL mehr ganz wohl zu MuLe war.
Nun war es bereits neun Ahr geworden.
Da man jehL leider annehmen mußte, daß der Äerr VisiLaLionskommissär
Käsbohrer nichL mehr kommen würde, wurde der unterhaltende Teil des Abends
ohne ihn eröffneL.
Zuerst Lrug der RegistraLor Mutzl einige luftige MundarLdichLungen vor.
Lierauf gab ObersekreLär Lierhammer eigene KomposiLionen aus der Okkarina zunr
Besten. Dann aber kam der GlanzpunkL des Abends: Das MännerquarLeLL, in
dem der Äerr Oberrevisor Schladenhaufen den ersten Tenor sang und demenL-
sprechend die Führung iirne haLLe. MiL Spannung wurde das neue Lied erwartet.
Llber die Sänger haLLen es kaum begonnen, als etwas LlnerwarLetes geschah.
Meggendorfer-Blätter, München
Telefonische Liebeserklärung
N!erkN)Ürdig Von Lans Sollinger
Was den heutigen AnterhalLungsabend der Äerren vom AufschlagsamL ganz
besonders auszeichneLe, war ein außerordenllicher GasL. Der Äerr VisiLaLions-
kommissär Käsbohrer, der gerade das AufschlagsamL prüfte, haLLe nämlich sein
Erscheinen in AussichL gestellL.
Aus diesem Grunde fand sich auch der stellvertreLende Vorstand des Auf-
schlagamtes, der Äerr Oberrevisor Schladenhaufen, ausnahmsweise schon eine
SLunde vor Beginn ein, um den Empfang des hohen Äerrn ja nicht zu versäumen.
Leider erwies sich diese VorsichLsmaßregel als überflüssig, weil der Äerr VisiLa-
Lionskommiffär sogar eine halbe SLunde nach dem festgesetzten Anfang noch immer
nichL da war. Die BeamLen saßen bereits längst an ihren durch Rang und Ge-
wohnheiL angestammten Plätzen und erörterten eisrig das Ausbleiben des hohen
Gastes. Von vielen wurde sogar schon die MuLmaßung ausgesprochen, daß er über-
haupt nicht mehr kommen würde. Dem Äerrn stellvertretenden Vorstand gaben
diese AndeuLungen jedesmal einen schmerzhaften SLich. Denn das an jedem AnLer-
haltungsabend auftretende BeamLenquarLeLL, in dem er den ersten Tenor sang,
haLLe zu Ehren des hohen Äerrn schon ein neues Lied eingeübt. !.lnd nun erschien dieser
vielleichL gar nichL. Solch ein Lereinsall ist auf jeden Fall unangenehm, aber
ganz besonders biLLer mußte er auf den Äerrn Oberrevisor Schladenhaufen wirken,
der sich aus seinen Tenor sehr viel einbildete, und der natürlich gehoffL haLLe, den
VisiLaLionskommissär durch seine Kunst günstig beeinflussen und gnädig stimmen
zu können. Da öffnete sich endlich die Türe.
Aber statt des ErwarLeLen LraL zur großen EnLLäuschung aller Anwesenden
bloß der PrakLikanL Baßmeier ein. Dieser war unter den BeamLen allgemein
als Rauhbein verschrieen, deffen AebermuL selbst vor den ehrwürdigen Schranken
des dienstlichen RespekLes kein ÄalL machte.
Das bezeugte er denn auch gleich durch die TaL. Da nämlich kein anderer
Sessel mehr frei war als der für den hohen Gast bestimmte Lehnstuhl miL Arm-
stützen und Ohrenklappen zur RechLen des Lerrn Oberrevisors Schladenhaufen,
so setzte sich der PrakLikanL Baßmeier harmlos lächelnd einfach aus dieses Äeilig-
Lum. Die BeamLen riffen vor Erstaunen den Mund aus über diese KühnheiL. Und
eine Löwin häLLe ihr Iunges nichL wütender verteidigen können, als der 5)err
Oberrevisor Schladenhaufen diesen Lehnsessel verteidigLe. MiL zornrotem GesichL
sprang er auf und hielL dem PrakLikanLen Baßmeier eine SLrafpredigL, bei der
ihn seine QuarLeLLbrüder fehr lebhaft unterstützten.
NoLgedrungen räumte der PrakLikanL das Feld. Im hintersten Winkel fand
er schließlich noch einen Fleck für sich und seinen Maßkrug. Seine Augen blitzten
aber von nun ab so eigentümlich, daß sogar dem Lerrn Oberrevisor Schladen-
haufen nichL mehr ganz wohl zu MuLe war.
Nun war es bereits neun Ahr geworden.
Da man jehL leider annehmen mußte, daß der Äerr VisiLaLionskommissär
Käsbohrer nichL mehr kommen würde, wurde der unterhaltende Teil des Abends
ohne ihn eröffneL.
Zuerst Lrug der RegistraLor Mutzl einige luftige MundarLdichLungen vor.
Lierauf gab ObersekreLär Lierhammer eigene KomposiLionen aus der Okkarina zunr
Besten. Dann aber kam der GlanzpunkL des Abends: Das MännerquarLeLL, in
dem der Äerr Oberrevisor Schladenhaufen den ersten Tenor sang und demenL-
sprechend die Führung iirne haLLe. MiL Spannung wurde das neue Lied erwartet.
Llber die Sänger haLLen es kaum begonnen, als etwas LlnerwarLetes geschah.