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208

Meggendorfer-Blätter, München

Rr. 1305

Der Geist des Lerrn Aktuarius

Die Geschichte wäre nun wobl kaum an das Taqes-
licht gekommen, aber einmal konnte der geschwätzige Buch-
halter den Mund nicht halten, und zum andern mußte ja
auch der Ahrmacher Baumann den Beutel mit dem Gold
und den Schmuckgegenständen auf der Bank deponieren.
Die Leute freilich, die sie ersuhren, glaubten sie nicht. Denn
wer glaubt heutzutage noch an Geister? Wohl aber gabell
sie mit dem Talent, das der Lerr Nachbar bereits mit auf die
Welt bringt, dem Geisterspuk im Landumdrehen eine wohl-
geformte und höchst glaubhaft klingende Auslegung. Nach
dieser habe der Ahrmacher den Beutel mit Gold usw.
im Geheimfach einer alten Standuhr gefunden, die er seiner
zeit aus dem Nachlaß eines gewissen Aktuarius Schlohser
erstanden habe. Getrieben von Gewiffensbedenken und unter
dem Einfluß der großen und schweren Zeit habe er sich
seines Fundes auf gute Art entledigen wollen und habe in
der hochgetriebenen Punschlaune seinen Freunden das
Märchen von dem Geist des Aktuarius aufgebunden.

Dem gegenüber steht allerdings das Zeugnis der alten
Frau Seifert, der Putzfrau Baumanns. Als sie nämlich
am andern Morgen zur gewohnten Zeit den Laden betreten
habe, so erzählt sie, habe sie die drei Lerren in tiefer Be
täubung aufgefunden und zwar mit so bleichen Gesichtern,
wie sie nur der Anblick eines Gespenstes erzeugen kann.
!lnd darauf muß sich eine alte Frau, wie die Frau Seisert,
verstehen.

Mit dieser Nummer schließt das IV. Quartal 1915 der

Meggendorfer-Blätter.

Damit in der regelmäßigen Zusendung keine Llnterbrechung statt.
findet, bitten wir die Freunde unsereS Blattes, das Abonnement
sofort erneuern zu wollen.

Verlag der Meggendorfer-Blätter,

Z. F. Schreiber, München, Perusastrahe 5.

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