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Meggendorfer-Blätter, München
— „Aber Lerr Blechnudel, was treiben S' denn?"
— „Ich übe 'n bißchen; ich bin zur Gebirgstruppe ausgehoben!
Erklärung
Vorübergehender: „Eine nette Trinkerheilanstalt; da
stehen ja verschiedene Maßkrüge am Fenster?"
— „Na, auf dieser Seite wird wohl die Abteilung für
Anheilbare sein!"
Ein kleines Verfehen Barbier tder dem Kunden einen
kranken Zahn zieben sollte, stolz>:
„Tadellos, nicht das kleinste Stückchen abgebrochen, die ganze
Wurzelmitheraus;wenndasder richtigeZahngewesenwäre!"
sich an dem Lebenswandel des jungen Mannes.
Da neulich — Suter war zu ihm gekommen,
um sich in einer der verzwickten Situationen,
in denen er sich immer befindek, juristischen
Rat zu erholen — nahm er sich den jungen
Lerrn wieder einmal vor, um ihm ins Gewissen
zu reden. Von dem Ernst der Zeit begann
er, und wie in dieser eisernen Zeit mancher
Knabe überraschend schnell zum Manne gereift
sei. Auch für ihn jungen Mann sei nun
wohl die Zeit gekommen, um endlich einmal
vernünftig zu werden. Nach dem Kriege
böten sich voraussichtlich vielfache Möglich-
keiten, zu einem geordneten Berufe zu ge-
langen und sich damit vor der Gesellschast zu
rangieren. Es müsse ihm doch selbst aus die
Dauer zuwider sein, immer in solch ungewisser
Situation zu hängen, noch dazu angesichts des
großen Ernstes unserer Zeit.
„Aber im Gegenteil, lieber Lerr Iustizrat,
ich habe mich noch nie so wohl gefühlt in
meiner Laut wie gerade jetzt. Ich erlebe
eine einzige große Bestätigung meines
Wirtschaftssystems. Sehen Sie sich das
Bild an, welches die Welt in unserer Zeit
bietet: welch ungeheure Anspannung der Tat-
kraft und des Opfermutes eines jeden ein-
zelnen . . ."
„Mit einem Wort: eine außerordentliche
Erstarkung aller stttlichen Energien," bekrästigte
der Iustizrat nachdrücklich.
„Ganz recht. !lnd wodurch wird dies weltgeschicht-
licke Schauspiel möglich: durch einen großen Pump. Alle
Mächte um die Wette haben einen großen Pump auf-
genommen, von dem sie noch nicht wissen, wie sie ihn
zahlen sollen, von dem sie nur hoffen, daß der andere ihn
zahlen wird. Sie finden das nicht schön? Ich finde das
wundervoll, denn nur dadurch ist doch all das Große in
unserer Zeit möglich geworden. Verstehen Sie unsere Zeit
recht, lieber Iustizrat, ihre Mahnung lautet: alles Große
geschieht durch Pump!" Murr
Seine Nechtfertigung
Iedermann weiß, daß der
Referendar Bruno Archibald
Suter vom Pump lebt. Das
heißt, er ist schon längst nicht
mehr Referendar, vorläufig
läßt er sich noch so nennen,
wahrscheinlich wird er bald
seinen Bekannten versichern,
er sei „zur Schriftstellerei
übergegangen," aber — er
stapelt. Das geht ja gerade
niemanden etwas an, der
nicht gerade sein Opfer ist,
und schließlich ist niemand
verpflichtet, sein Opfer zu
werden.
Aber der alte Iustizrat
Grundherr, der Suters Vater
noch gut gekannt hat, ärgert
Verfehlte Wirkung — „Pfeif' doch nicht a so, Alois.
Wann die Lokomotiv'n dös Pfeif'n hört,
meint sie gar, 's is Zeit zum Abfahr'n."
Cophright lSls by I. F. Schreiber
Meggendorfer-Blätter, München
— „Aber Lerr Blechnudel, was treiben S' denn?"
— „Ich übe 'n bißchen; ich bin zur Gebirgstruppe ausgehoben!
Erklärung
Vorübergehender: „Eine nette Trinkerheilanstalt; da
stehen ja verschiedene Maßkrüge am Fenster?"
— „Na, auf dieser Seite wird wohl die Abteilung für
Anheilbare sein!"
Ein kleines Verfehen Barbier tder dem Kunden einen
kranken Zahn zieben sollte, stolz>:
„Tadellos, nicht das kleinste Stückchen abgebrochen, die ganze
Wurzelmitheraus;wenndasder richtigeZahngewesenwäre!"
sich an dem Lebenswandel des jungen Mannes.
Da neulich — Suter war zu ihm gekommen,
um sich in einer der verzwickten Situationen,
in denen er sich immer befindek, juristischen
Rat zu erholen — nahm er sich den jungen
Lerrn wieder einmal vor, um ihm ins Gewissen
zu reden. Von dem Ernst der Zeit begann
er, und wie in dieser eisernen Zeit mancher
Knabe überraschend schnell zum Manne gereift
sei. Auch für ihn jungen Mann sei nun
wohl die Zeit gekommen, um endlich einmal
vernünftig zu werden. Nach dem Kriege
böten sich voraussichtlich vielfache Möglich-
keiten, zu einem geordneten Berufe zu ge-
langen und sich damit vor der Gesellschast zu
rangieren. Es müsse ihm doch selbst aus die
Dauer zuwider sein, immer in solch ungewisser
Situation zu hängen, noch dazu angesichts des
großen Ernstes unserer Zeit.
„Aber im Gegenteil, lieber Lerr Iustizrat,
ich habe mich noch nie so wohl gefühlt in
meiner Laut wie gerade jetzt. Ich erlebe
eine einzige große Bestätigung meines
Wirtschaftssystems. Sehen Sie sich das
Bild an, welches die Welt in unserer Zeit
bietet: welch ungeheure Anspannung der Tat-
kraft und des Opfermutes eines jeden ein-
zelnen . . ."
„Mit einem Wort: eine außerordentliche
Erstarkung aller stttlichen Energien," bekrästigte
der Iustizrat nachdrücklich.
„Ganz recht. !lnd wodurch wird dies weltgeschicht-
licke Schauspiel möglich: durch einen großen Pump. Alle
Mächte um die Wette haben einen großen Pump auf-
genommen, von dem sie noch nicht wissen, wie sie ihn
zahlen sollen, von dem sie nur hoffen, daß der andere ihn
zahlen wird. Sie finden das nicht schön? Ich finde das
wundervoll, denn nur dadurch ist doch all das Große in
unserer Zeit möglich geworden. Verstehen Sie unsere Zeit
recht, lieber Iustizrat, ihre Mahnung lautet: alles Große
geschieht durch Pump!" Murr
Seine Nechtfertigung
Iedermann weiß, daß der
Referendar Bruno Archibald
Suter vom Pump lebt. Das
heißt, er ist schon längst nicht
mehr Referendar, vorläufig
läßt er sich noch so nennen,
wahrscheinlich wird er bald
seinen Bekannten versichern,
er sei „zur Schriftstellerei
übergegangen," aber — er
stapelt. Das geht ja gerade
niemanden etwas an, der
nicht gerade sein Opfer ist,
und schließlich ist niemand
verpflichtet, sein Opfer zu
werden.
Aber der alte Iustizrat
Grundherr, der Suters Vater
noch gut gekannt hat, ärgert
Verfehlte Wirkung — „Pfeif' doch nicht a so, Alois.
Wann die Lokomotiv'n dös Pfeif'n hört,
meint sie gar, 's is Zeit zum Abfahr'n."
Cophright lSls by I. F. Schreiber