-4 Meggendorfer-Blätter, München
— „Ein armer Opernsänger, der seine Stimme verloren hat. Für 20 Pfennig
hören Sie von dem Grammophon, wie schön ich fcüher gesungen habe."
Dcr Spirituskocher
Golopus wundert sich. „Bist du schon wieder da, du Gauner?
Ietzt häst du einen richtigen Spirituskocher? Wahrhaftig,
— natürlich wieder so eine deutsche Marke. Den hast du
wohl eben gekauft, Freundchen? Aber was für ein Schwein
bist du doch: da hast du dir vorhin die Pfoten an deiner
Stiefelfettbüchse beschmiert, und gleich hast du den schönen
neuen Spirituskocher beschmutzt. Sieh mal, — da hat
dein Daumen hingepackt. So einen dicken Daumen hab'
ich noch nie gesehn, — hundert Flöhe auf einmal kann der
zerquetschen. Na also, da hast du deine Flasche Brenn-
fpiritus."
Zwei Minuten spä-
ter. Ein altes Weib
erscheint, mit dem erfor-
derlichen Legitimations-
stück ausgerüstet. „Sieh
da, — dieScheptschicha!
Was macht der Alte?
Liegt im Bett und will
Tee trinken. Gut, eine
Flasche Brennspiritus.
Natürlich wieder so ein
deutscherSpirituskocher.
Eine Riesenfabrik muß
das sein, aus der die
alle herkommen. Zeige
doch einmal her, Schept-
schicha, — ich sehe da
etwas. — Das Ding ist
mit Fett beschmiert. Da
hatja ein Daumen draus
gefaßt, so ein dicker
Daumen, daß hund ert—
Nun, schon gut, mein
Täubchen, gehe nur. Es
ist alles in Ordnung."
Kaum ist die Schept-
schicha zur Tür hinaus,
da springt Anton Gre-
gorowitsch Golopus ihr
nach. And richtig, ge-
rade gibt sie im Tor-
winkel nebenan den
Spirituskocher an Se-
mon Iawtuch zurück,
den schiefäugigen Länd-
ler, der sich dort mit
einem Dutzend solcher
Apparate etabliert hat.
Anton Gregorowitsch
packt ihn wie ein Tiger,
wie ein ehemaliger An-
teroffizier. „Labe ich
dich, du Satansbraten!
Das Geschäftchen werde
ich dir versalzen. Das
könnte dir so paffen, du
Schweinhundchen, hier
den ganzen Tag Spi-
rituskocher zu verleihcn.
Was sagst du? Du hast
nur fünfKopeken jedes-
mal genommen. Da hast
du ja schon mehr ver-
dient, als der ganze Krempel wert ist. Ich behalte ihn,
hörst du; ich konfisziere ihn von Amts wegen. Sei froh,
daß ich dich nicht beim Polizeimeister anzeige. Lalt's
Maul und mach', daß du nach Lause kommst!"
Anton Gregorowitsch Golopus nimmt die zwölf Spiri-
tuskocher und begibt sich damit in die Stube hinter dem
Verkaufslokal, wo Anna Andrejewna, seine Gattin, gerade
Barschtsch kochen will. „Löre, mein Liebchen, laß das
Kochen. Es müssen noch kalte Käsepirogen von gestern da
sein, die werde ich heute essen. Rimm einmal diese Spiri-
tuskecher hier und setze dich damit nebenan zur Gorzyna.
der Wäscherin. Vielleicht kommen dann Leute, die sich
— „Ein armer Opernsänger, der seine Stimme verloren hat. Für 20 Pfennig
hören Sie von dem Grammophon, wie schön ich fcüher gesungen habe."
Dcr Spirituskocher
Golopus wundert sich. „Bist du schon wieder da, du Gauner?
Ietzt häst du einen richtigen Spirituskocher? Wahrhaftig,
— natürlich wieder so eine deutsche Marke. Den hast du
wohl eben gekauft, Freundchen? Aber was für ein Schwein
bist du doch: da hast du dir vorhin die Pfoten an deiner
Stiefelfettbüchse beschmiert, und gleich hast du den schönen
neuen Spirituskocher beschmutzt. Sieh mal, — da hat
dein Daumen hingepackt. So einen dicken Daumen hab'
ich noch nie gesehn, — hundert Flöhe auf einmal kann der
zerquetschen. Na also, da hast du deine Flasche Brenn-
fpiritus."
Zwei Minuten spä-
ter. Ein altes Weib
erscheint, mit dem erfor-
derlichen Legitimations-
stück ausgerüstet. „Sieh
da, — dieScheptschicha!
Was macht der Alte?
Liegt im Bett und will
Tee trinken. Gut, eine
Flasche Brennspiritus.
Natürlich wieder so ein
deutscherSpirituskocher.
Eine Riesenfabrik muß
das sein, aus der die
alle herkommen. Zeige
doch einmal her, Schept-
schicha, — ich sehe da
etwas. — Das Ding ist
mit Fett beschmiert. Da
hatja ein Daumen draus
gefaßt, so ein dicker
Daumen, daß hund ert—
Nun, schon gut, mein
Täubchen, gehe nur. Es
ist alles in Ordnung."
Kaum ist die Schept-
schicha zur Tür hinaus,
da springt Anton Gre-
gorowitsch Golopus ihr
nach. And richtig, ge-
rade gibt sie im Tor-
winkel nebenan den
Spirituskocher an Se-
mon Iawtuch zurück,
den schiefäugigen Länd-
ler, der sich dort mit
einem Dutzend solcher
Apparate etabliert hat.
Anton Gregorowitsch
packt ihn wie ein Tiger,
wie ein ehemaliger An-
teroffizier. „Labe ich
dich, du Satansbraten!
Das Geschäftchen werde
ich dir versalzen. Das
könnte dir so paffen, du
Schweinhundchen, hier
den ganzen Tag Spi-
rituskocher zu verleihcn.
Was sagst du? Du hast
nur fünfKopeken jedes-
mal genommen. Da hast
du ja schon mehr ver-
dient, als der ganze Krempel wert ist. Ich behalte ihn,
hörst du; ich konfisziere ihn von Amts wegen. Sei froh,
daß ich dich nicht beim Polizeimeister anzeige. Lalt's
Maul und mach', daß du nach Lause kommst!"
Anton Gregorowitsch Golopus nimmt die zwölf Spiri-
tuskocher und begibt sich damit in die Stube hinter dem
Verkaufslokal, wo Anna Andrejewna, seine Gattin, gerade
Barschtsch kochen will. „Löre, mein Liebchen, laß das
Kochen. Es müssen noch kalte Käsepirogen von gestern da
sein, die werde ich heute essen. Rimm einmal diese Spiri-
tuskecher hier und setze dich damit nebenan zur Gorzyna.
der Wäscherin. Vielleicht kommen dann Leute, die sich