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40 Meggendorfer-Blätter, München

Die kranke Tante

Doktor: „Aha! Da haben wir ja den Patienten! Na,
hoffentlich ist die Sache nicht so schlimm; die Äauptsache
ist, daß man-

gleich die richtige Diagnose stellt! — Der Puls ist zwar
etwas aufgeregt, aber sonst ganz fieberfrei!-- -

-Oha!"-

Wandel

Ein Lokalreporter hat fich ein Gullasch bestellt. Da
tritt eben ein Lerr ins Restaurant, der mitteilt, daß in
der Nähe eine Fabrik in Flammen stehk. Der Lokal-
reporter greist schleunigst nach Lut und Stock und meint
zum Kellner: „Da lassen Sie es mit dem Gullasch . . .
ich komme so in einer halben Stunde wieder, reservieren
Sie mir — Brathuhn!"

Ein nrerkwürdiger Gründer Von PeterRobinson

Es gibt eine Anekdote, die erzählt, wie zwei oder drei
Deutsche bei einem Schiffbruch auf eine wüste Insel geraten
und zunächst nichts anderes zu tun wissen, als einen Verein
zu gründen. Es mögen auch vier Deutsche sein, die zwei
Vereine gründen, oder es mag zwei Anekdoten dieser Art
geben, — ich weiß das nicht genau. Iedenfalls geht der
Sinn solcher Geschichten darauf hinaus, daß in Deutsch-
land wie sonst nirgends das Vereinswesen in Blüte steht,
wie die sür diesen Fall gern von Iournalisten benutzte
Wendung lautet. Ganz gewaltig blüht es in Berlin; dort
wuchert es geradezu. Man schlage nur einmal im Ber-
liner Adreßbuch unter „Vereine" nach, — schier unüberseh-
bar reihen fich die Namen aneinander, Spalte um Spalte.
And wieviele gibt es außerdem noch, die keinen Wert dar-
auf gelegt haben, im Adreßbuch verzeichnet zu sein, und
nur ihren eigenen Mitgliedern bekannt find, was ja schließ
lich auch die Lauptsache ist.

Solch einen Blick in das Berliner Adreßbuch tat ich
vor kurzem ganz zufällig, als ich auf ein paar Tage nach
Berlin gefahren war. Ich hatte draußen in Steglitz zu
tun gehabt und dann dort in einem Lokal gegessen, dessen
Name mit dieser Geschichte nicht das geringste zu tun hat,

vielleicht hieß es „Zum Lindenburg" oder so ähnlich.
Die Mittagstunde war schon lange vorüber; das Lokal war
so angenehm still, daß ich noch ein Weilchen sitzen zu blei-
ben beschloß. Neben meinem Tisch war der Zeitungständer;
da lag auch das Adreßbuch. Aus müßiggängerischer
Spielerei schlug ich es aufs Geratewohl auf, und dabei
eben kam ich auf die Vereine. Allerlei merkwürdige Namen
waren darunter, und im ganzen waren diese Spalten über-
haupt eine anregende und mancherlei überraschende Blicke
in das Gemütsleben des Volkes gewährende Lektüre.

Neben mir saß ein Mann, der den Lals reckte, als
ich das Adreßbuch aufschlug. Gekleidet in einen schwarzen
Gehrock, hatte er ein Aussehen zwischen Standesbeainten
und Lebensverficherungsagenten. Sein Gesicht war eine
angenehme Normalerscheinung. Es hatte volle, runde
Wangen, die mit einem braunen, nicht besonders gepflegten
und wohl häufiger mit den Fingern als mit dem Kamm
zurecht gefurchten Bart bewaldet waren, eine dicke Nase,
auf der weniger der natürlichen Verhältnisse wegen als
dank der fortgeschrittenen Technik-des Augengläserbaus
ein Kneifer sich hielt, durch dessen Gläser nicht gerade
große, etwas schwimmende Augen schauten. Sie hatten
einen biederen Blick, diese etwas schwimmenden Augen,
und diesen biederen Blick richtete der Mann unverwandt
auf mich und das Adreßbuch.

„Wünschen Sie vielleicht das Adreßbuch?" fragte ich.

Liebenswürdig schüttelte er den Kopf. „O nein, bitte,
sich nicht stören zu lassen." Er störte aber doch, denn nach
einer kleinen Pause erkundigte er stch: „Ich sehe, daß Sie
die Vereine aufgeschlagen haben. Wenn ich mir die Frage
erlauben darf: haben Sie die Abstcht, einem Verein bei-
zutreten? Suchen Sie einen beruflichen, einen Sport
treibenden oder einen das Vergnügen pflegenden Verein?
Oder geht Ihr Wunsch vielleicht nur auf rein geselligen
Anschluß?"

Ich erklärte, daß ich an nichts dergleichen dächte. Das
schien den biederen Mann zu enttäuschen. Er holte ein
dickes Notizbuch heraus, das er mir aufgeschlagen ent-
gegenhielt; es machte fast den Eindruck eines kleinen Adreß-
buches. „Wenn ich Ihnen vielleicht doch mit einigen Nach-
weisen dienen könnte. Lier finden Sie eine Masse Ver-
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