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Kriegschronik der Meggendorfer-Blätter, Münche»

51

Der Llrlauber

2lls König Viktor Emanuei
die Front verließ und sich für
einige Zeit nach Rom begab, be-
eilte die italienische offiziöse Preffe
sich, mitzuteilen, daß dies nicht
aus politischen Gründen geschehen
wäre. Es wurde erklärt, die Neise
wäre gewiffermaßen nur ein nor-
maler Kriegsurlaub; der König
wäre gegenwärtig nur Soldat,
und als solcher hätte er sich den
wohlverdienten ilrlaub genom-
men, der jedem Soldaten nach
einiger Zeit zustände.

Das stimmt. Aber so ganz
einfach ist die Sache doch nicht
gewesen. Der König hat erst lange
und sorgfältig überlegt, ob er sich
auch wirklich Arlaub gewähren
sollte. Dabei hat er die folgenden
Fragen geprüft:

Lat der Soldat Viktor
Emanuel den Arlaub durch an-
ständige Älufsührung verdient? —

Ia; er ist niemals besoffen ge-
wesen, hat sich überhaupt immer
ordentlich gehalten und ist nie in
Arrest gekommen?

Bedingen die Familienverhältnisse des Soldaten Vikior
Emanuel den Arlaub? — Ia. Er ist Familienvater, und
seine Frau wünscht mit ihm Rücksprache zu nehmen in einer
wichtigen und dringenden Fainilienangelegenheit. (Der
Schwiegervater des Soldaten Viktor Emanuel ist nämlich
in bedauerliche Schwierigkeiten geraten.)

Vedarf der Soldat Viktor Emanuel des Arlaubs seines
Zivilberufs wegen? —

Diese Frage konnte der König nicht unumwunden be-
jahen. Beinahe hätte er sich deshalb den Arlaub nicht be-
willigt, aber dann gab den Ausschlag die folgende Er-
wägung:

Arlaub ist nur denjenigen Soldaten zu erteilen, von
denen als sicher anzunehmen ist, daß fle zu Lause nicht
schwatzen und nicht durch ungünstige Mitteilungen von der
Front die Stimmung in der Leimat herabdrücken. Kann
man sich in dieser Beziehung auf den Soldaten Viktor
ihnanuel verlassen? — Ia, ganz und gar. Der Soldat
Vkktor Emanuel wird ganz bestimmt nicht laut werden
lassen, wie elend es an der italienischen Front steht, wie
gewaltig die Verluste bisher waren, und wie kläglich das
ganze Anternehmen zu verlaufen droht. Der Soldat Viktor
Emanuel wird im Gegenteil in der Oeffentlichkeit eine frohe
Laune zur Schau tragen und sich bemühen, die Stimmung
soviel wie möglich zu heben.

Der Arlaub konnte also bewilligt werden.

Piro

Bericht

— „Der gefangene Rnsse wollte sich nicht entlausen laffen,
sondern kratzte lieber aus."

Wehramt oder Standesamt?

Im Cafe Zentral hielt ich einen Vortrag über den hohen
Wert des Sports für die Kriegsbereitschaft eines Volkes.

„Finden Sie nicht auch" — rief ich überzeugt — „daß
man den Sport in Zukunft viel eifriger pflegen muß? —
Freie Bahn — unbehinderte, breiteste Entfaltung! — das
muß nach dem Kriege die Losung für den Sport seinl" —
„Bravo!" — schrie ein andächtiger Lörer — „fort mit der
Totalisatorsteuer!" L. Engel

A S!

— „Sie wollen Ihre Kriegserfahrungen nach Friedensschluß
praktisch verwerten?"

— „Ia! Wir schicken dann das Dienstmädchen fort."

Ich habe meiner Frau zum Geburtstage Stoff zu einem
neuen Kleide geschenkt. Weil ihr auch von ihrem „Kränzchen"
ein Geburtstagsangebinde verehrt wurde, muß sie für die
Damen einen Kaffeeklatsch veranstalten. Natürlich müssen
bei dieser Gelegenheit alle Geschenke bis ins Kleinste auf-
gezählt werden. Diese Aufzählung beschließt meine Gabe:
„And von meinem Mann ein Kleid." Sofort ertönen un-
zählige Fragen nach der Art des Stoffes.

„Der Kriegszeit entsprechend ganz einfach: ,Zwirnstosst."
Zwirnstoff? Also etwas ganz Neues!

Die Damen lassen nicht früher Ruhe bis der Stoff
herbei geholt ist. Kaum ist er den Augen und Fingern
ausgesetzt, so hörk man ein endloses „Ah" der Enttäuschung
und die Erklärung dasür:

Das ist ja „Oover-oost".

ver Ijerbst unä leine 8onne mht im üzrien
Unä unste stoben rahnen wehicn Sieg.
Mf äen öalkonen, um äie Leete lchsrten
vie (Uunäen jich, äie heimgelsnät äer sirieg.

Konrert im Laüaietl

vie Lult wsr gsnr eriüllt von lüstem Ssnge
vcr Seigen unä äer sisrle. 2->uderilch
öeglückt von pspsgeno; Äötenklange,
öeih'n lick äie?rsu'n unä siiieger, Lilck sn Lisch.

kin lpster Lühling äeckt äsr Lsub, äs; kslbe,
vie Nugen dlitzen helle Luverstcht.

Mit lckrillem öuke lckiestt äie letzte Zchwslbe:
vie sierren unä äer siimmel Lust unä Licht!

Oswslä 5Simiät
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