Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
62

Meggendorfer-Blätter, München

Nr. 1309

Der SchauspielerbrÄukigain

Nachdem Kolika die übliche Frage aller wiedererwach-
enden Ohnmächkigen: wo sie sei, getan halte, packte sie den
hilfreichen Samariter fest beim Nockzipfel und erzählte ihm
unter einer Flut von Tränen ihre ganze Leidensgeschichte
und fluchte dem treulosen Ferdinand, der sich ihr als Künstler
aufgeschwindelt und sich nun als ein ganz elender Stümper
erwiesen habe und sie in endlose Schande und in namenloses
tlnglück gestürzt habe. Gewiß habe er es nur auf ihr
Vermögen abgesehen, denn sie sei die einzige Tochter des
reichen Metzgermeisters Nindstalker. Aber lieber wolle sie
in ein Kloster gehen, als dem schändlichen Betrüger noch
einmal unter die Augen zu treten. And so weiter und so weiter-

Der freundliche Lerr hatte der Erzählung der reichen
Metzgerstochter mit großem Interesse gelauscht und stimmte
voll ehrlicher Entrüstung ihrem Entschlusse bei, solch clenden
Charlatan bis auf den letzten schäbigen Rest zu vergessen.
Dann aber machte er ihr den Vorschlag, ein Auto zu holen
und ste nach Lause zu bringen. Wenn sie nur die Güte
haben wolle, seinen Rockzipfel freizugeben.

„Sie wollen mich verlassen?" piepste Fräulein Kolika,
mit einer eventuellen zweiten Ohnmacht ringend.

„Nur auf wenige Minuten, meine teure Dame," ver-
sicherte ihr aber der Lerr mit der Limbeernase.

Mit einem Seufzer ließ Kolika den Rockzipfel los und
blickte sinnend und nachdenklich ins Leere.

Llnd der Lerr kam wirklich wieder. Er mußte ein edler
Charakter sein mit einem Lerzen so weich wie Butter.

„Das Auto steht bereit, mein liebes Fräulein," meldete
er. Fräulein Kolika faßte sofort wieder den Rockzipsel
ihres Retters und folgte ihm zu dem harrenden Auto.

Ach, was war das für eine Fahrt!

Kolika schüttete von neuem ihr jungfräuliches Lerz vor
dem teilnehmenden Frcunde aus und betonte, das Furcht-

barste an der ihr Innerstes aufwühlenden Sache sei der
gräßliche Amstand, daß daheim in Erwartung des Bräutigams
alles zu einer festlichen Verlobungsfeier hergerichtet sei, und
nun müsse sie die Schmach erdulden, ohne einen solchen
heimzukehren und Spott und Lohn von den Gästen
erdulden. Lieber möchte sie doch gleich unter dem Auto
liegen, als darin sitzen. Aber der Lerr mit der Limbeernase
tröstete sie und gab Vertrauen gegen Vertrauen. Er erzählte
ihr,daß er Witwer und Besitzer eines Wachsfigurenkabinettes
in Philadelphia sei, also gewissermaßen auch mit der Kunst
verwandt wäre. !lnd eine Frau wie Fräulein Kolika bedeute
sür ihn eine geradezu unschätzbare Attraktion. Wenn sie
an der Kasse säße, müsse das Publikum in Scharen herbei-
strömen und ebenfalls: und so weiter und so weiter.

And Fräulein Kolika wollte. Sie wollte mit allen
Fasern ihres brutal zerrissenen und nun wieder hergestellten
Lerzens, und das verschwiegene Auto hallte wieder von
unzähligen glühenden Küssen.

Daheim wurden die nötigen Aufklärungen in rascher
und zusriedenstellender Weise vermittelt, und die wohlvor-
bereitete Verlobungsfeier erlitt durch den Austausch der
Lauptperson keinen Abbruch; eine ganz unwesentliche Störung
abgerechnet. Als nämlich Papa Nindstalker erfuhr, daß
seine Tochter ihren künftigen Gatten nach Philadelphia
begleiten werde, verschluckte er in seiner Rührung eine halbe
Zigarre mit samt der Papierspitze, in der sie steckte. Der
Vorfall hatte aber weiter keine Folgen, und auch die Papier-
spitze kriegte er später, wenn auch etwas deformiert, wieder.

Von Ferdinand Kußmaul, dcm unglücklichen Lofschau-
spieler, hat man nichts bestimmtes mehr gehört. Nur seine
Visitenkarten fanden sich einige Tage darauf in der Auslage
eines Tändlers, und ein Dienstmann wollte ihn später einmal
betrunken in der Llniform eines „Roten Radlers" gesehen
haben.

MVM

L'Z'/7S////«7/7 ^L/ /*<^.

bei Kstsi'i'ben
ciei' lang-

ciZuenncZem Husten^beginnencie^
Influenrs recbt^eitig genommen,
beugt scbvvei'ern Krnnklieiten von.

pfe/' ss// L/>s///- //e/k/^e/? ?

ck.ckeäsrmsnn cksr?u ^rlcöl- 2. Lürokulöss Kinckso bsi
tungen nsigc,äenn cs isr ckensn Sirolin von gün-
lsicöter Krsnkveitsn ven- stigsm llrkolg suf ckss
büten sls solcbe iisilen. /lllgsmsinbefkncken ist.

Z./lstbmstiker, ckeren Lesckvcsräen äurcb Lirolin
wesentlicb gemilckert ivercken.

4. Lrivscbsene unck Kincksr ckis ckurcb bsrtnsckigen
blustsn geplsgt v,srcksn,wsil ckis scbmerr-
bsften /lntslle ckurcb Lirolin rsscb
vermincksrt wercken.

Krisgn - Sriskmsrkvn

18 rersi'Il. »IIv xesi. our 2.5Ü
Z< ser»rli. sükl. I.Lßl SS serud. 1.1-

1M» senelu «r Z.-

IMserrrk. »r 1t.- M- „ ,, -


«sx Isrlntz»,, ttsmdung 1.

islr. k^reisiisLs xrLtis u. sranko.

WniäMAG

Lrrolg vordUMsnll! L 4 24.,^ 3

I.sub8Zgevorlagen

Kstslog ro kfg. in Lriefmsrkeu von

ck. t'. 8okreider, Lssliuxeu.

üi eki tlt t<r-P'ckel,Mit-ssn u. sonstigcHaut-
vresiUsts unrcinigiciteu deseitigtdasjeit

..-.. —S0.

Otto

breu bcwährte Sp
irichcl, B-rlin t

Mmittel. M. 2,
i, EiseuLahnstr. t.

Die Neine Eifersucht — Lachen u. Weinen — A.
Leben u. Wirklichkeit — Lust. Regenbogenstrah-
len — Ohne Liebe. 6 starke Bände Humoresken
u.Novellen.ZusammenMk.ll.-.Einzeln je 2.20.

LrieL VorlLx, Vresäen-L. 16/49.

6ai'i6ottlod8edii8l8k'jlm.

Leäeuteaä« LIruUIc!n8lrlliineuteo»r7ir».
«arkn«uklrodvn Ko. 2SS. LnLaloz xrLtls.
Bildbeschreibung
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen