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Kriegschronik der Meggendorfer Blätter, München
Die Bilöungskanone
<FSr di- Front sind gegen sillndert fadrbare Feldbikliotheken etn-
gerichtet tvorden, die oon den Soldaken Bildungskanonen genannt
Die Gulaschkanone hat sich bewährt,
tNanch Lob warü ihr gesungen zum Lohnei
Nicht minder begrüßt, nicht minüer geehrt
Wirö seht Lie neue Bilüungskanone.
llnü kommt sie gerumpelt üie Front entlang
Wirü fröhltch auch, wer noch eben verdrossen.
Vor dieser Kanone ist niemand bang,
Ts birgt sich niemanb vor ihren Geschossen.
Äanonen müssen im Ärkege sein.
Ach Gott, sie bringen so bösen Schaüen.
Die Bilüungskanone -och schafft nicht Pein:
!Nan freut sich, ist sie recht tüchtig geladen.
Die Laüung. üie üiese Kanone führt,
Dient keinem Äcieger;u bittercn Schmerzen,
llnü üoch tst manch' Äopf, üer sie tüchtig spürt,
Und getroffen werüen auch manche Herzen.
^ /
— „Nur gut, daß wir die Lerren Kriegsbericht-
erstatter haben — da erfahren wir wenigstens,
was der Soldat im Schützengraben alles erlebt."
Unü wirü einst Irieüen sein in der Welt,
Unü kehrten zuriick üie topferen Scharen
Zum Schraubstock, zum Webstuhl, aufs Ackerfelü
Erzählen sie lange noch, was sie erfahren.
Unü mancher wirü -ann am Lnüe sein,
Der spricht nicht viel von jenen Äanonen,
Die Lisen geschickt in ftürmenüe Reih'n^
Von hunderten oft nicht einen zu schonen.
Doch wirü er gern e n Lrinnerungswort
Der besten aller Äanonen schenken:
Er wirü nkcht ües Werkzeugs ;u blutigem lllorü,
Nein, iieber üer Bücheckanone geüenken.
kn Nikika
klls süngff berickltet mis l^rsu Meier,
vatz tllontenegro ?rieäen msckit,
örilk icki vo» Ireuäe nuckr äer ücier
llnä kab' ein Loblieä äir eräsckt.
0 Nikits, o Nikits
öeprielen weit unä breit!
0 NikitL, o Nikita
lckic bilt äu lo gesckreit!
lcaum war ickl rickltig in ekltale,
Na rief vor Lorn unä Ncrger bleickl
5<kon wieäer semanä von äer 5trahe:
vs; SLnrc wsr ein 0LUnerltreicki.
llm unlern 5iegesl3uf ru kemmen
lörikk MLN rum 5cklwinäcl plump.
0 Nikita, o NikitL,
lckas bilt äu für ein Lump!
Mein Loblicä kLb' ickl äann betrsuert,
lckcit es umlonlt gefckirieben wsr.
Ieäocki es kst nickt lsng geäsuert,
Iftsr mir äie Lsge wieäer klsr.
Nurck unfre kleckinung, Nikils,
Mscklt äicles keinen 5tricki.
vss hnä vom Licä, äss Lnä vom Lieä
Sleibt gleicki für äicki!
Glück im Llnglück
— „Daß die Lühner jetzt gar so teure Eier legen?"
Eierhändler: „San S' froh, Madam, daß die Gockelsie net leg'n;
Weiberarbeit is ja immer billiger!"
In der Schule
Lehrer: „Was fährst du denn so unruhig auf deinem Platz herum,
Meher, du hast wohl heute dernen sitzfleischlosen Tag?"
Verschnappt
— „Was ist denn aus dem Verfahren Ihres Mannes, Kunstbutter
zu machen, geworden?"
— „Es ist eingestellt worden."
Befürchtung
Lausfrau fzur neuen Köchin): „Ia, um Limmels willen, smd denn die
Schnitzel noch nicht fertig? Sie braten mir ja die Dinger schließlich
noch in den morgigen fleischlosen Tag hinüber!"
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Lauptbahnhos. Der erste Balkanzug braust flaggengeschmückt in
die Lalle. llnendlich ist das Menschengewimmel auf dem Bahnsteig,
und tausend und abertausend Augen schauen neugierig auf die an-
kommenden Neisenden. Da steigt ein türkischer Offizier aus, orden-
geschmückt, das Eiserne Kreuz auf der Brust. Ein Tuscheln und
Raunen geht durch die Masse, als er durch das Gitter aus den
Bahnsteig tritt und gelassen durch die harrende Menge in de»
Wartesaal geht.
Dort erwischen ihn zwei Berichterstatter. Ohren und Bleistift
gespitzt, das Notizbuch gezückt, so treten sie vor den Fremden, der
höflich Rede und Antwort steht.
„Auf Gallipoli?"
„Ia — acht Monate!"
„Einer vielfachen llebermacht gegenüber?"
„Iawohl!"
„And hatten nie Angst erdrückt zu werden?"
„Nie! — Doch! Ein Mal. —"
„Wann — wie — wo?"
„Eben — auf dem Weg vom Perron zum Wartesaal!" F. K.
Kriegschronik der Meggendorfer Blätter, München
Die Bilöungskanone
<FSr di- Front sind gegen sillndert fadrbare Feldbikliotheken etn-
gerichtet tvorden, die oon den Soldaken Bildungskanonen genannt
Die Gulaschkanone hat sich bewährt,
tNanch Lob warü ihr gesungen zum Lohnei
Nicht minder begrüßt, nicht minüer geehrt
Wirö seht Lie neue Bilüungskanone.
llnü kommt sie gerumpelt üie Front entlang
Wirü fröhltch auch, wer noch eben verdrossen.
Vor dieser Kanone ist niemand bang,
Ts birgt sich niemanb vor ihren Geschossen.
Äanonen müssen im Ärkege sein.
Ach Gott, sie bringen so bösen Schaüen.
Die Bilüungskanone -och schafft nicht Pein:
!Nan freut sich, ist sie recht tüchtig geladen.
Die Laüung. üie üiese Kanone führt,
Dient keinem Äcieger;u bittercn Schmerzen,
llnü üoch tst manch' Äopf, üer sie tüchtig spürt,
Und getroffen werüen auch manche Herzen.
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— „Nur gut, daß wir die Lerren Kriegsbericht-
erstatter haben — da erfahren wir wenigstens,
was der Soldat im Schützengraben alles erlebt."
Unü wirü einst Irieüen sein in der Welt,
Unü kehrten zuriick üie topferen Scharen
Zum Schraubstock, zum Webstuhl, aufs Ackerfelü
Erzählen sie lange noch, was sie erfahren.
Unü mancher wirü -ann am Lnüe sein,
Der spricht nicht viel von jenen Äanonen,
Die Lisen geschickt in ftürmenüe Reih'n^
Von hunderten oft nicht einen zu schonen.
Doch wirü er gern e n Lrinnerungswort
Der besten aller Äanonen schenken:
Er wirü nkcht ües Werkzeugs ;u blutigem lllorü,
Nein, iieber üer Bücheckanone geüenken.
kn Nikika
klls süngff berickltet mis l^rsu Meier,
vatz tllontenegro ?rieäen msckit,
örilk icki vo» Ireuäe nuckr äer ücier
llnä kab' ein Loblieä äir eräsckt.
0 Nikits, o Nikits
öeprielen weit unä breit!
0 NikitL, o Nikita
lckic bilt äu lo gesckreit!
lcaum war ickl rickltig in ekltale,
Na rief vor Lorn unä Ncrger bleickl
5<kon wieäer semanä von äer 5trahe:
vs; SLnrc wsr ein 0LUnerltreicki.
llm unlern 5iegesl3uf ru kemmen
lörikk MLN rum 5cklwinäcl plump.
0 Nikita, o NikitL,
lckas bilt äu für ein Lump!
Mein Loblicä kLb' ickl äann betrsuert,
lckcit es umlonlt gefckirieben wsr.
Ieäocki es kst nickt lsng geäsuert,
Iftsr mir äie Lsge wieäer klsr.
Nurck unfre kleckinung, Nikils,
Mscklt äicles keinen 5tricki.
vss hnä vom Licä, äss Lnä vom Lieä
Sleibt gleicki für äicki!
Glück im Llnglück
— „Daß die Lühner jetzt gar so teure Eier legen?"
Eierhändler: „San S' froh, Madam, daß die Gockelsie net leg'n;
Weiberarbeit is ja immer billiger!"
In der Schule
Lehrer: „Was fährst du denn so unruhig auf deinem Platz herum,
Meher, du hast wohl heute dernen sitzfleischlosen Tag?"
Verschnappt
— „Was ist denn aus dem Verfahren Ihres Mannes, Kunstbutter
zu machen, geworden?"
— „Es ist eingestellt worden."
Befürchtung
Lausfrau fzur neuen Köchin): „Ia, um Limmels willen, smd denn die
Schnitzel noch nicht fertig? Sie braten mir ja die Dinger schließlich
noch in den morgigen fleischlosen Tag hinüber!"
81
Lauptbahnhos. Der erste Balkanzug braust flaggengeschmückt in
die Lalle. llnendlich ist das Menschengewimmel auf dem Bahnsteig,
und tausend und abertausend Augen schauen neugierig auf die an-
kommenden Neisenden. Da steigt ein türkischer Offizier aus, orden-
geschmückt, das Eiserne Kreuz auf der Brust. Ein Tuscheln und
Raunen geht durch die Masse, als er durch das Gitter aus den
Bahnsteig tritt und gelassen durch die harrende Menge in de»
Wartesaal geht.
Dort erwischen ihn zwei Berichterstatter. Ohren und Bleistift
gespitzt, das Notizbuch gezückt, so treten sie vor den Fremden, der
höflich Rede und Antwort steht.
„Auf Gallipoli?"
„Ia — acht Monate!"
„Einer vielfachen llebermacht gegenüber?"
„Iawohl!"
„And hatten nie Angst erdrückt zu werden?"
„Nie! — Doch! Ein Mal. —"
„Wann — wie — wo?"
„Eben — auf dem Weg vom Perron zum Wartesaal!" F. K.