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Zeitschrift für Humor und Kunst

Geistesgegenwart

Eines Tages, so erzählt Lerr
Schusserl, fahre ich in der Eisen-
bahn und zwar in einem so-
genannten Durchgangswagen.

Plötzlich macht sich ein brenz-
licher Geruch bemerkbar, der
stärker und immer stärker wird.

Die Neisenden blicken einander
an, fragend, ängstlich, ja be-
stürzt. Keiner vermag die Ar
sache des satalen Geruches fest-
zustellen, daß er aber da ist und
daß insolgedessen etwas in
Brand geraten sein muß, drängt
fich jedermann mit zwingender
Logik auf. And nicht lange
dauert es, so kommt auch Ge-
wißheit darüber. Von einem
Fußabstreifer, wie ste immer
zwischen je zwei Bänken liegen,
steigt eine kleine Rauchwolke auf,
die fich aber rasch vergrößert
und schließlich in eine hellbren-
nende Flamme übergeht. Kein
Zweifel, der Abstreifer ist in
Brand geraten, vielleicht durch
einen Zigarrenrest oder ein glim-
mendes Zündholz. Welche Klei-
nigkeit genügt, um eine Panik
hervorzurufen, ist Ersahrungs-
sache. Kreischend fahren die
Passagiere empor und drängen
entsetzt in die entferntesten Ecken
des Wagens. Wie gebannt
schauen sie auf die immer hef-
tiger züngelnde Flamme, die
jeden Augenblick das Lolz der
Sitze ergreifen kann. Da, im
Augenblick höchster Bedrohung, springe ich auf, fasse geistesgegenwärtig und kaltblütig den Abstreifer an einem
versehrten Ende, reiße die Wagentüre auf und schleudre ihn hinaus. C.


noch un-
A. Lg.

Papa <zum kleinen Fritzl): „And da kriegt Onkel schon viele
graue Laare?"

— „O, erst gab er mir zehn Pfennige für jedes, das ich
ihm herausriß, nun kommt's ihm zu teuer; ich kriege nur
noch zwei Pfennige für jedes!"

8! 8!

Gattin: „Gestern in der Nacht, als du so spät heimkamst,
versprachst du mir, das nicht wieder zu tun! Leute kommst
du wieder erst um drei Ahr aus der Kneipe!"

Gatte: „Aber, Berta, wie kannst du einem bezechten Men-
schen etwas glauben!"

Bescheiden

Zimmernachbar: „Schau' mal das Blut, ich habe mich
in die Land geschnitten, du bist doch gewiß im Vesitz einer
Lausapotheke?"

„Allerdings! Augenblicklich enthält sie aber nichts wie
einen Schluck Kognak!"

— „Nun, dann gib mir den einstweilen!"

ÄüA Aestgedichk Von Ferdinand Kahn

Dem Vetter Emil sein Aeltester war Lehrling bei
Müller L Co. — Inhaber Iustus Müller. Eigentlich
hatte der Iunge Dichter werden wollen, aber des Vaters
lebenskluge Vorausficht zog es vor, den jungen Mann zu
Müller L Co. in Kondition zu geben, was bei der Aus-
dehnung des Müllerschen Geschäftes mehr Aussichten für
die Zukunft zu bieten schien, als die dornenvolle Laufbahn
eines Lyrikers. Vetter Emil konnte sich nämlich einen Dichter
nur hungernd und frierend und dabei in einem Dachstübchen
sitzend vorstellen, dazu immer die Worte „Lerz" und
„Schmerz" vor sich hinmurmelnd.

Also dem Vetter Emil sein Aeltester schrieb täglich
Rechnungen aus dem Lauptbuch auf die einzelnen Formulare
und harrte der Stunde, da auch seinem dichterischen Genius
eine Auferstehung beschieden sein sollte. And diese Stunde
kam. Iustus Müller, der Chef des Lauses Müller L Lo.,
feierte sein 25jähriges Geschäflsjubiläum.

Was lag da näber, als daß nächst der vom gesamten
Personal betätigten Stistung eines kunstvoll ausgeführten
Tintenzeuges auch der Gedanke an die Abfaffung eines
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