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Nr. 1311

Zeitfchrift für Humor und Kunft

93

Das Festgedtcht

noch Verschiedenes an dem Gedicht habe ändern müssen,
ehe man es an den Lerrn Prokuristen habe weiter geben
können.

Den Lerrn Prokuristen kannte ich persönlich. Ich
hatte ihn einst bei einer Einladung, die Justus Müller gab,
getroffen. Ich selbst hatte diese Tatsache längst vergessen,
aber der Lerr Prokursst erinnerte mich daran, als er einen
Tag später erschien, sich auf unsere alte Freundschaft berief,
ein Manuskript aus der Tasche zog und dann sein Anliegen
vorbrachte.

„Rehmen Sie es halt nicht übel, Lerr Doktor," sagte
er, „aber unser verehrter Chef, der Lerr Iustus Müller,
feiert doch demnächst sein 25jähriges Geschästsjubiläum,
und da hat einer aus unserer Mitte ein Festgedicht verfaßt.
Offen gestanden — es ist scheußlich — aber man will doch
den guten Willen des Verfassers ehren, und da hab' ich
gedacht, ob nicht vielleicht Sie die Güte hätten — als ge-
wiegter Fachmann — die Sache mit Ihrer geschätzten Feder
etwas zurechtzustutzen."

Auf diese Weise bekam ich Gelegenheit, mein armes,
verunstaltetes Festgedicht in der Originalsaffung wieder
herzustellen.

Dem Vetter Emil sein Aeltester kam darnach sehr
erstaunt zu mir gelaufen und konnte sich zwei Dinge nicht
erklären.

Erstens, daß das Gedicht plötzlich wieder lautete, wie
am Anfang.

Zweitens, daß ihm der Lerr Prokurist selbst diese"
Faffung in die Land gedrückt und dazu gesagt hatte:

„So — junger Mann, jetzt lesen Sie mal Ihre Verse
wieder durch! Ich habe sie in unser aller Intereffe von
einem richtigen Schriftsteller durcharbeiten lassen. Ietzt
merkt man eben doch sofort, daß das jcmand gemacht hal,
der die Sache aus dem ff versteht."

Wie ich dem Iustus Müller persönlich gratuliert habe,
hat er mir auch die ihm dargebrachten Iubiläumsgaben
gezeigt. Schließlich meinte er noch: „Lier schau, das wird
dich vielleicht interessteren, sogar ein Festgedicht haben mir
meine Lerrn gewidmet."

Gierig griff ich nach dem Manuskript und war fest
entschlossen, wenigstens indirekt und auf Amwegen durch
begeistertes Lob dem Iustus Müller Respekt vor meinen
eigenen Versen einzuflößen. Er aber meinte rasch begütigend:
„Aber nein — lesen brauchst du das nicht, vor deinem
Arteil kann das Gedicht natürlich nicht bestehen — es ist
eben lediglich die übliche, unter dem Durchschnitt stehende
Dilettantenarbeit!"

Schüttelreim

Ein guter Kämpfer hat Vertrauen
Im Graben hinter Drahtverhauen.

K. Secbach

Kriegsgespräch

— „Wenn ich von meinem Manne etwas erreichen will,
sind Tränen das einzige Mittel."

— „Aber man hat doch nicht immer Tränen."

— „So hilft man mit einer Zwiebel nach."

— „Aber man hat doch nicht immer Zwiebeln."



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