102 Meggendorfer-Blätter, München
Glaubhaft ^ „Etwas hab' ich amal ganz bestimmt
schleichen sehen. Entweder 'S war a Franzos'
oder a Sau. 2l Sau wär' mir glei' lieber."
?Iockentanr
Awilchen mir unck siler weii
esnrl ein wiibei weiher ?iocken;
lvie äurck weiche vsunen isiit
5ern cker Schisg äer llhrengiocken.
Ieäer Lsui kiingi meiienweii
hinier lüderiickien kiören,
venn äie iiede steimiichkeü
lllsgi äer Nilisg nichi ru liören.
llieiknsckiiick äurck; vreihe Lsnä
Schwebi äss lliiick nsch grsuen lllochen,
llnä lchon kör' ick leine hsnä
Leis an meine eüre pocken.
Ikusncläa Uolff-Kettner
Erziehung
Der kleine Paul kommt aus der
Küche. „Du, Mama," sagt er, „Minna
sitzt draußen und weint." Worauf die
Mamaverweisend erwidert: „Dienst-
boten weinen nicht, die heulen."
Einzige Erinnerung
Lehrcr <der mit dcr Zusammenstellung einer
Dorfchronik beschästigt ist): „Wissen Sie sich
noch aus Vorgänge aus Ihrer Iugcnd-
zeit zu erinnern, Frau Luber?"
Greisin: „O na, Lerr Lehrer, dafür
ist'S Gedächtnis halt schon z' schwach
g'worden . . . i weiß nur noch, daß i
a sehr hübsches Madel g'wesen bin!"
Annemi ist bei Tante Lannchen
zu Besuch. Die Zehnjährige erscheint
innig umschlungen mit ihrem gleich-
altriaen Vetter im Zimmer und erklärt:
„Tantchen, den Kurt heirate ich ganz
bestimmt." Lachend meint die Tante:
„Ia, weißt du denn nicht, Mausi, daß
zum Äeiraten immer zwei gehören?"
worauf die Kleine befriedigt erwidert:
„Is ja famos, dann heirat' ich auch
noch den Otto!"
Kriegsöichter Erwin
Es Lröhni im Blätterwalöe,
Wenn Dichter Erwin singt,
Wie „Draußen auf öer Halöe"
G'raö ein Schrapnell zerspringt:
Blut fließt öurch zwanzig Strophen,
Wie Wasser in öer Spree-
Derweil er warm am Cfen
Hockt, auf üem Kanapee . . .
Europas Pulverkammern
Geh'n berstend in öie Luft, —
Rings Grausen, Stöhnen, Hammern
Unö Gas unö Noderöuft....
Der Eisenhagel wütet,
Hochauf spritzt Dreck und Lehm - —
Der Dichter, wohlbehütet,
Der räkelt sich bequem . . .
Er legt öie Ieöer nieüer,
Die so vom Blute trcff,
Und lispelt: „Helöenbrieöer,
Habt Dank für all öcn Stoff!
2hr kämpft mit -em Gewehre,
Treu eurer Pflicht Gebot —
Ich dicht' ;u Deutschlanüs Lhre
Mich gan; höchstselber tot . . .
2hr reitet mit üer Lan;e
An Maas und Weichselfluh:
Im Morgen sonnengian;e
Reit ich ten Pegasusl
Ulanch Kriegslieö, wohlgeraten
Unö — abgeöruckt (!!!) — beweist's-
Ich gieß auf eure Taten
Die Tunke meines Geist'sl"
Unö eifrig stippt die Ieöer
Er tief ins Tintenfaß,
Lr ;ieht gar brav „vom Leöer":
Ulanch „e" beißt in öas Gras!
Der Apostroph alleine
Schreit krampfhaft schließlich „Sieg!"
2m Wust öer Bersgebeine
Ach! Grausam ist üer Ärieg!
w. L. »adke
Stolz
Kunde: „Na, na, ob man sich dir an-
vertrauen kann? Last du denn über-
haupt schon mal einen Kunden selbstän-
dig rasiert?"
Lehrling: „O ja; der hat nachher sogar
,Sie' zu mir gesagt!"
Das Jnstrument
Kerr (dem Bettler ein Almosen reichend): „Sv,
und nun ipielen Sie mir auch ein schönes
Stück aus Ihrer Klarinette vor!"
— „Mein Lerr, ich kann nicht spielen;
ich trage das Instrument nur mit mir,
um die Leute zu erschrecken!"
Lopyrigbk lSll, by I. F. Schreibcr
Glaubhaft ^ „Etwas hab' ich amal ganz bestimmt
schleichen sehen. Entweder 'S war a Franzos'
oder a Sau. 2l Sau wär' mir glei' lieber."
?Iockentanr
Awilchen mir unck siler weii
esnrl ein wiibei weiher ?iocken;
lvie äurck weiche vsunen isiit
5ern cker Schisg äer llhrengiocken.
Ieäer Lsui kiingi meiienweii
hinier lüderiickien kiören,
venn äie iiede steimiichkeü
lllsgi äer Nilisg nichi ru liören.
llieiknsckiiick äurck; vreihe Lsnä
Schwebi äss lliiick nsch grsuen lllochen,
llnä lchon kör' ick leine hsnä
Leis an meine eüre pocken.
Ikusncläa Uolff-Kettner
Erziehung
Der kleine Paul kommt aus der
Küche. „Du, Mama," sagt er, „Minna
sitzt draußen und weint." Worauf die
Mamaverweisend erwidert: „Dienst-
boten weinen nicht, die heulen."
Einzige Erinnerung
Lehrcr <der mit dcr Zusammenstellung einer
Dorfchronik beschästigt ist): „Wissen Sie sich
noch aus Vorgänge aus Ihrer Iugcnd-
zeit zu erinnern, Frau Luber?"
Greisin: „O na, Lerr Lehrer, dafür
ist'S Gedächtnis halt schon z' schwach
g'worden . . . i weiß nur noch, daß i
a sehr hübsches Madel g'wesen bin!"
Annemi ist bei Tante Lannchen
zu Besuch. Die Zehnjährige erscheint
innig umschlungen mit ihrem gleich-
altriaen Vetter im Zimmer und erklärt:
„Tantchen, den Kurt heirate ich ganz
bestimmt." Lachend meint die Tante:
„Ia, weißt du denn nicht, Mausi, daß
zum Äeiraten immer zwei gehören?"
worauf die Kleine befriedigt erwidert:
„Is ja famos, dann heirat' ich auch
noch den Otto!"
Kriegsöichter Erwin
Es Lröhni im Blätterwalöe,
Wenn Dichter Erwin singt,
Wie „Draußen auf öer Halöe"
G'raö ein Schrapnell zerspringt:
Blut fließt öurch zwanzig Strophen,
Wie Wasser in öer Spree-
Derweil er warm am Cfen
Hockt, auf üem Kanapee . . .
Europas Pulverkammern
Geh'n berstend in öie Luft, —
Rings Grausen, Stöhnen, Hammern
Unö Gas unö Noderöuft....
Der Eisenhagel wütet,
Hochauf spritzt Dreck und Lehm - —
Der Dichter, wohlbehütet,
Der räkelt sich bequem . . .
Er legt öie Ieöer nieüer,
Die so vom Blute trcff,
Und lispelt: „Helöenbrieöer,
Habt Dank für all öcn Stoff!
2hr kämpft mit -em Gewehre,
Treu eurer Pflicht Gebot —
Ich dicht' ;u Deutschlanüs Lhre
Mich gan; höchstselber tot . . .
2hr reitet mit üer Lan;e
An Maas und Weichselfluh:
Im Morgen sonnengian;e
Reit ich ten Pegasusl
Ulanch Kriegslieö, wohlgeraten
Unö — abgeöruckt (!!!) — beweist's-
Ich gieß auf eure Taten
Die Tunke meines Geist'sl"
Unö eifrig stippt die Ieöer
Er tief ins Tintenfaß,
Lr ;ieht gar brav „vom Leöer":
Ulanch „e" beißt in öas Gras!
Der Apostroph alleine
Schreit krampfhaft schließlich „Sieg!"
2m Wust öer Bersgebeine
Ach! Grausam ist üer Ärieg!
w. L. »adke
Stolz
Kunde: „Na, na, ob man sich dir an-
vertrauen kann? Last du denn über-
haupt schon mal einen Kunden selbstän-
dig rasiert?"
Lehrling: „O ja; der hat nachher sogar
,Sie' zu mir gesagt!"
Das Jnstrument
Kerr (dem Bettler ein Almosen reichend): „Sv,
und nun ipielen Sie mir auch ein schönes
Stück aus Ihrer Klarinette vor!"
— „Mein Lerr, ich kann nicht spielen;
ich trage das Instrument nur mit mir,
um die Leute zu erschrecken!"
Lopyrigbk lSll, by I. F. Schreibcr