Nr. !3l2
Zeitschrift für Humor und Kunst
109
Der gerade Eugene und der bucklige Iean
nimmt Eugönes Gestellungsbefehl, oder wie der Wisch heißt.
Wenn Eugsne Ricollerat aufgerufen wird, meldet sich
Iean. Er hat den auf Eugsne Nicollerat lautenden Ge-
stellungsbefehl, er ift Eugsne Nicollerat, und dieser Eugöne
Nicollerat hat einen Buckel und kann nicht genommen werden,
was in die Liste eingetragen wird. Man drückt ihm einen
Schein in die Land, aus dem Eugsne Nicollerat bestätigt
wird, dast er gänzlich militärfrei ift. Punktum! Die ganze
Geschichte ist erledigt. Niemand wird mehr etwas von
Eugsne verlangen; er wird fogar verreisen können. Wir
werden ihn in die Schweiz schicken."
Monsieur Nicollerat wunderte stch über seine Frau.
„Donnerwetter, das ist verflucht einfach! And riestg gescheit.
Wenn nur Iean nicht dumm ist. Er muß beim Aufruf
natürlich wie selbstverständlich auf Eugsne Ricollerat ant-
worten."
„Das tut er; er hat einen guten Kopf. And überhaupt
wird er das mit Vergnügen machen. !lnd der Mutter
wird es auch sehr recht sein. Ich werde es ihr schon geschickt
beibringen."
Gleich für den nächsten Tag wurde Madame Brisebarre
bestellt, damit ste beim Aufräumen einiger Truhen mit alter
Garderobe helfen sollte. Mit klugem Bedacht hatte Madame
Nicollerat gerade diese Arbeit ausgewählt. Dienstpersonal
ist (die letzte Zeit vor Weihnachten ausgenommen) niemals
so freundlich, sanftmütig und entgegenkommend, als wenn
die Lerrschaft alte Sachen aussortiert, — es kann doch
manches davon abfallen.
Aus einerTruhe kam ein zwar aus derMode gekommenes,
aber vortrefflich crhaltenes grauseidenes Kleid zum Vor-
schein. Es wäre ein Wunder gewesen, wenn dieses Kleid
nicht in der Truhe gelegen hätte. denn Madame Nicollerat
hatte es eine Stunde vorher hineingetan. „Gott, an dies
Kleid hab' ich gar nicht mehr gedacht," sagte ste. „Aber
der Stoff ist noch prächtig."
Die Brisebarre nickte. Sie hatte begehrliche Augen.
Du lieber Limmel, wenn sie doch für den Sonntag solch
ein Kleid gehabt hätte!
-I»»»»« kü, äielcrieserim kelcke!
kiwckieVeneuncketen in ckerveiconvsleLrenr!
obne^usalrrurLllg.
»IMMUCII» 8kärlcun8bI.!V!.1.2S
Srom-SIutsn
rur Lerukigunx üsr klervea..kl. N. 1.SO
c vis Llullme sinü sllkokolfreis .
^ StSrkungsmiktsI, woklLcfimsckenli u.billig /
fN /» al/en eu kaben. ML
ckemiroke sssdrll« Nelienlierg A.L.
»orm. Luoeo Meisriek
Iii «ellekberg!L-ci>«»1.
SkwllS
Viv Lnfinklerin Im S0.
^ebsnsfskr- naob 6s-
k^sItenIoSLS Lssrvkl
^aLent) bessitißt nnls, 6Lrailt!s: kunrsln, Ipänsnbeutel, voppsl-
kinn, un8okön6 tisson- unö Munöfonm, bsbi öis ksnsbZinlrsnllon
668iobtsms88kn, «oöuk'eb sobsrtk, visllro 2Ugs unö Muslroln, un-
S0köno668iobl8t0k'M vsrbssssrt vsräsn.^eretvvris vvirkliLk KssUes
Lonlin 57 v., potsöamoi' Ltnasso 86 ö LprLoilxeit 12 -6.
„Ob ich es umarbeiten lasse?" überlegte Madame Ni-
collerat laut. „Ach übrigens, das wollte ich sie ja fragen:
wie wird's denn jetzt mit Ihrem Iean?"
„Nun ja, er muß wohl zur Musterung. Aber was
wollen sie mit ihm machen, — er muß ja frei kommen."
„Freilich. freilich. — Ob es einen Zweck hat, noch etwas
mit dem Kleid anzustellen? — Ia, Ihr Iean kann sich jetzt
beinahe über sein Anglück freuen. Mein Sohn muß auch
hin, aber den behalten sie natürlich. Es ist schlimm."
„Nun, Madame, vielleicht hat der junge Lerr Glück,"
tröstete die Brisebarre. Sie streichelte das Kleid ein wenig.
„Ach, Glück! Wer wird daran denken! !lnd doch, —
manch einer kommt ganz einfach srei! Zum Beispiel: wenn
mein Eugöne einen Freund hätte, der ganz untauglich wäre,
und der ginge nun an feiner Stelle hin, auf feinen Namen,
was ja niemand wüßte-" !lnd Madame Nicollerat
schilderte eindringlich und so klar, daß es dem simpelsten
Verstande einleuchten müßte, was der Freund zu tun hätte,
und wie glatt sich alles erledigen würde. An diese Schilderung
schloß sie die flüchtige Bemerkung. daß es wohl doch keinen
Zweck hätte, das grauseidene Kleid zu ändern.
„Ach, Madame, wenn nun am Ende mein Iean-"
sagte die Brisebarre. — Fünf Minuten später befand sie
stch in dem Besitz des Kleides. Lundert Francs wurden
außerdem zugesagt sür die Aushändigung des von Iean
Brisebarre zu erringenden, auf Eugsne Nicollerat lautenden
befreienden Militärpapiers. Es war alles vortrefflich ver-
abredet.
Militärbehörden glauben nicht an die Ehrlichkeit der
Menschheit. Ein solches Mißtrauen ist ja infolge der dadurch
inspirierten Maßregeln ein gewiffer Schutz dagegen, be-
gaunert zu werden, der aber doch niemals ganz genügen
kann. Besonders dann nicht, wenn es fo schrecklich viel
zu tun gibt wie in Kriegszeiten. Da muß man stch eben auf
dieFurchtdes betroffenen und dieNeigung zu Denunziationen
des unbetroffenen Teils der Menschheit verlassen. Aber
wer hätte Eugsne Nicollerat denunzieren sollen? Er war
fort; die Eltern hatten ihn nach Lausanne — der Paß war
Cm bewäbi'les
Mlel
;ur Beseitigung des lästigen
Zchnupfens ist „Sozojodol"-
Ichnlipfen-Pulver. Auch irn
Zelde ist es unentbehrlich, es
schafft fast sofort Luft und er-
leichtert dadurch sehr das Mar-
'chieren.
Preis: 50 und 35 Pfg. in allen
,'stwtheken. Nur echt mit Aufdruck
H. Trommsdorff, chem. Fabrik, Aachen.
Zils.: .,So;oiodol"-^inc. Z.5 T.. Mentkal n Mrl<k>r.
KM' Bei BesteNungen beziehe man sich stets auf diefe Aeitschrist. -Wa
rettlen
hoiel Sellevue
lVeltdelrsnntes, vornekmes iisus
unigeimut u. reitgemäü ernsuert;
Llleini^s lusorLtensnnsdmk: liuöolt klosse, Lmnonesn-blxpsäition.
Zeitschrift für Humor und Kunst
109
Der gerade Eugene und der bucklige Iean
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Wenn Eugsne Ricollerat aufgerufen wird, meldet sich
Iean. Er hat den auf Eugsne Nicollerat lautenden Ge-
stellungsbefehl, er ift Eugsne Nicollerat, und dieser Eugöne
Nicollerat hat einen Buckel und kann nicht genommen werden,
was in die Liste eingetragen wird. Man drückt ihm einen
Schein in die Land, aus dem Eugsne Nicollerat bestätigt
wird, dast er gänzlich militärfrei ift. Punktum! Die ganze
Geschichte ist erledigt. Niemand wird mehr etwas von
Eugsne verlangen; er wird fogar verreisen können. Wir
werden ihn in die Schweiz schicken."
Monsieur Nicollerat wunderte stch über seine Frau.
„Donnerwetter, das ist verflucht einfach! And riestg gescheit.
Wenn nur Iean nicht dumm ist. Er muß beim Aufruf
natürlich wie selbstverständlich auf Eugsne Ricollerat ant-
worten."
„Das tut er; er hat einen guten Kopf. And überhaupt
wird er das mit Vergnügen machen. !lnd der Mutter
wird es auch sehr recht sein. Ich werde es ihr schon geschickt
beibringen."
Gleich für den nächsten Tag wurde Madame Brisebarre
bestellt, damit ste beim Aufräumen einiger Truhen mit alter
Garderobe helfen sollte. Mit klugem Bedacht hatte Madame
Nicollerat gerade diese Arbeit ausgewählt. Dienstpersonal
ist (die letzte Zeit vor Weihnachten ausgenommen) niemals
so freundlich, sanftmütig und entgegenkommend, als wenn
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Aus einerTruhe kam ein zwar aus derMode gekommenes,
aber vortrefflich crhaltenes grauseidenes Kleid zum Vor-
schein. Es wäre ein Wunder gewesen, wenn dieses Kleid
nicht in der Truhe gelegen hätte. denn Madame Nicollerat
hatte es eine Stunde vorher hineingetan. „Gott, an dies
Kleid hab' ich gar nicht mehr gedacht," sagte ste. „Aber
der Stoff ist noch prächtig."
Die Brisebarre nickte. Sie hatte begehrliche Augen.
Du lieber Limmel, wenn sie doch für den Sonntag solch
ein Kleid gehabt hätte!
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„Freilich. freilich. — Ob es einen Zweck hat, noch etwas
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„Nun, Madame, vielleicht hat der junge Lerr Glück,"
tröstete die Brisebarre. Sie streichelte das Kleid ein wenig.
„Ach, Glück! Wer wird daran denken! !lnd doch, —
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mein Eugöne einen Freund hätte, der ganz untauglich wäre,
und der ginge nun an feiner Stelle hin, auf feinen Namen,
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und wie glatt sich alles erledigen würde. An diese Schilderung
schloß sie die flüchtige Bemerkung. daß es wohl doch keinen
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„Ach, Madame, wenn nun am Ende mein Iean-"
sagte die Brisebarre. — Fünf Minuten später befand sie
stch in dem Besitz des Kleides. Lundert Francs wurden
außerdem zugesagt sür die Aushändigung des von Iean
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Militärbehörden glauben nicht an die Ehrlichkeit der
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gaunert zu werden, der aber doch niemals ganz genügen
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Preis: 50 und 35 Pfg. in allen
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