136 Meggendorfer-Blätter, München
Erkannte Kmckigkeit
— „Bei mir ist's diesen
Abend furchtbar kalt,
Frau Nachbarin; darf
ich 'n bißchen zu Ihnen
kommen?"
— „Gewiß; ich habe ja
geheizt, aber es ist dunkel
bei mir. Sie müssen Zhre
Lampe mitbringen!"
wo
Schwierig — „Schau, wenn du 1914, wie der Krieg is losgangen, noch fiinfund
vierzig wärst gewesen, da hättst jetzt a schöne Mütz'n auf und wärst
allweil noch sünfundvierzig. Weil du aber damals fchon sechsund-
vierzig gewesen bist, dcswcgen gehst du jetzt schon ins achtundvierzigste."
Das Schwerst'
Der Loisl ist grad aus 'm Schützengraben auf Urlaub
daheim. Trifft der Küster den Feldgrauen, erkennt den
Loisl und bleibk stehen,
„Schau her, der Loisl," streckt ihm die Pratz'n ent-
gegen und beschaut ihn von oben bis unten. „Grüaß God,
Loisl, alsdann san mer wieda daheim? Guet siehst aus,
Loisl. So grad aus'm Schütz'ngrab'n, gel?"
Der Loisl lacht verlegen von einem Ohrwasch'l bis
zum andern.
„Recht is'," fahrt der Küster fort, „daß d' Leimat net
vergess'n host, Loisl. Wie is 's gang'n im Krieg, Loisl?"
„Alleweil saggerisch, Küster," sagt der Loisl, „alleweil
saggerisch!"
Das Schwerst'
„Dös glaabst, daß a
Krieg ka Kinderspül nöt
is, Loisl," meint derKü-
ster nachdenklich. „Was
mei selinga Vatter war,
wann der von dem sieb-
zinga Kriag derzählt hat,
den woermitg'macht hat,
dös glaabst, a so a Krieg!
Dös is a G'frett!"
„Allweilsaggerisch!"
nickt der Loisl.
„Schau, un das Ei-
jerne hast a, Loisl? Wo
hast denn dös derwischt,
Loisl, sakra?"
Der Loisl beschaut
liebevoll das Kreuzl,
das an seinem verschlis-
senen Waffenrock blin-
kert und blitzt.
„Dös da,woaßt,dös
is für dera Festunga,
Küster!" taut der Loisl
auf.
„Schauher,Festunga
hast a g'numma,Loisl?"
Der Loisl nickt und
seine Augen leuchten, an
scinen Fingern zeigt er:
„VierFestunga agg'rat,
vier Festunga, Küster!"
Der Küster reißt die
Augen auf.
„Vier Festunga, da
legstdinieder! Alsdann,
welchene Festunga host
denn g'numma, Loisl?"
fragt er kopfschüttelnd.
Kratzt sich der Loisl hinterm Ohr.
„Allweil saggerisch!" seufzt er.
„I' mein', wies dös g'heiß'n ham, dei Festunga, die
du g'numma hast, Loisl?"
Der Loisl druckst und druckst, kraut sich hinterm Ohr:
„Alleweil saggerisch!"
„Ei, Loisl," zwinkert der Küster verschmitzt mit den
Augen, „am End' woaßt gar nimma, welchene Festunga du
g'numma host, Loisl?"
Schüttelt der Loisl den Kopf und schaut den Küster ganz
wehleidig an: „Schau, Küster, so a Festung is lei g'numma,
aba dö Malefiznam' b'halt' von a so a Festung, Limmiherr-
gottsakra — dös is 's Schwerst' vo dena ganz'n Kriag!
Allweil saggerisch, Küster!" P. A. Schettler.
Erkannte Kmckigkeit
— „Bei mir ist's diesen
Abend furchtbar kalt,
Frau Nachbarin; darf
ich 'n bißchen zu Ihnen
kommen?"
— „Gewiß; ich habe ja
geheizt, aber es ist dunkel
bei mir. Sie müssen Zhre
Lampe mitbringen!"
wo
Schwierig — „Schau, wenn du 1914, wie der Krieg is losgangen, noch fiinfund
vierzig wärst gewesen, da hättst jetzt a schöne Mütz'n auf und wärst
allweil noch sünfundvierzig. Weil du aber damals fchon sechsund-
vierzig gewesen bist, dcswcgen gehst du jetzt schon ins achtundvierzigste."
Das Schwerst'
Der Loisl ist grad aus 'm Schützengraben auf Urlaub
daheim. Trifft der Küster den Feldgrauen, erkennt den
Loisl und bleibk stehen,
„Schau her, der Loisl," streckt ihm die Pratz'n ent-
gegen und beschaut ihn von oben bis unten. „Grüaß God,
Loisl, alsdann san mer wieda daheim? Guet siehst aus,
Loisl. So grad aus'm Schütz'ngrab'n, gel?"
Der Loisl lacht verlegen von einem Ohrwasch'l bis
zum andern.
„Recht is'," fahrt der Küster fort, „daß d' Leimat net
vergess'n host, Loisl. Wie is 's gang'n im Krieg, Loisl?"
„Alleweil saggerisch, Küster," sagt der Loisl, „alleweil
saggerisch!"
Das Schwerst'
„Dös glaabst, daß a
Krieg ka Kinderspül nöt
is, Loisl," meint derKü-
ster nachdenklich. „Was
mei selinga Vatter war,
wann der von dem sieb-
zinga Kriag derzählt hat,
den woermitg'macht hat,
dös glaabst, a so a Krieg!
Dös is a G'frett!"
„Allweilsaggerisch!"
nickt der Loisl.
„Schau, un das Ei-
jerne hast a, Loisl? Wo
hast denn dös derwischt,
Loisl, sakra?"
Der Loisl beschaut
liebevoll das Kreuzl,
das an seinem verschlis-
senen Waffenrock blin-
kert und blitzt.
„Dös da,woaßt,dös
is für dera Festunga,
Küster!" taut der Loisl
auf.
„Schauher,Festunga
hast a g'numma,Loisl?"
Der Loisl nickt und
seine Augen leuchten, an
scinen Fingern zeigt er:
„VierFestunga agg'rat,
vier Festunga, Küster!"
Der Küster reißt die
Augen auf.
„Vier Festunga, da
legstdinieder! Alsdann,
welchene Festunga host
denn g'numma, Loisl?"
fragt er kopfschüttelnd.
Kratzt sich der Loisl hinterm Ohr.
„Allweil saggerisch!" seufzt er.
„I' mein', wies dös g'heiß'n ham, dei Festunga, die
du g'numma hast, Loisl?"
Der Loisl druckst und druckst, kraut sich hinterm Ohr:
„Alleweil saggerisch!"
„Ei, Loisl," zwinkert der Küster verschmitzt mit den
Augen, „am End' woaßt gar nimma, welchene Festunga du
g'numma host, Loisl?"
Schüttelt der Loisl den Kopf und schaut den Küster ganz
wehleidig an: „Schau, Küster, so a Festung is lei g'numma,
aba dö Malefiznam' b'halt' von a so a Festung, Limmiherr-
gottsakra — dös is 's Schwerst' vo dena ganz'n Kriag!
Allweil saggerisch, Küster!" P. A. Schettler.