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Meggendorfer-Blätter, München

Die blinde Liebe

— „Lat es dir heute morgen deine Braut nicht angemerkt, daß du die ganze
Nacht durchgelumpt hast?"

— „Ach wo! Sie war sogar entzückt, daß ich heute so träumerisch dreinschau!"

Das Quartier bei dcr stebenten Bitt'

„Die Blumenstraße? Dort."

Der goldbeknopfte Spazierstock deutete mit wohlwol-
lendem Erstaunen die Richtung an.

„Nummer dreizehn," sagte Abramczyk.

„Was?"

Der blonde Spießer drehte stch schneller um, als wir
seiner runden Fülle nach hätten vermuten dürsen.

„Bei wem?"

„Rentner Gottlieb Freudenberger."

„Erlauben Sie mal."

Der kurze dicke Spießer nahm den Quartierzettel und
studierte ihn mitrotwerdendem Kopfe. Wir vier umstanden ihn.

Ietzt kam's. —

„Der bin ich."

„Na denn, alter Lerr —."

Wir waren sehr froh, gleich den Adressaten erwischt
zu haben. Offenbar ein gemütliches Laus, dem es in
Küche und Keller an nichts gebrach. Also den Mann in
die Mitte genommen, wie Napoleons Vierecke die Philo-
sophen und Esel in Aegyplen, und sachte vorwärts gedrängt.

„Goltlieb Freudenberger" — studierte er nochmals wie
verdattert. „Vier Mann Einquartierung."

Sachte marschierte er in unserer Mitte; wollte er
stehcn bleiben, so traf ihn ein Gewehrkolben in die Seite
oder trat ihm ein genagelter Stiefel auf die blank ge-
wichste Ferse.

„In Kost und Wohnung —?"
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