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https://doi.org/10.11588/diglit.2193#0214
Meggendorfer-Blätter, München
— „Deinen Bruder haben die Franzosen gefange» ?" — „Wird nicht lang' dauern,
Der ist doch alleweil abends ausgekommen, wenn die Mutter das Laus zugesperrt hatte."
Das ist doch aber auch — ganz
etwas Anderes!
(EinBuchhandlungsreisender, seine Runde in den
Bureaus des Magistrats machend, betrit« das Zim-
mer des Magistratsbureauasststenten Federle.)
„Guten Tag, Lerr Magistratsbureau-
assistent ..."
„N' Tag! — Was haben S' denn?"
„Verzeihen Lerr Magistratsbureau-
assistent gütigst — ich komme im Auf-
trage des bekannten Verlags Vieldruck L
Geschäftelhuber, um Ihnen das neueste
Werk,Der Weltkrieg in Wort und Bild'
billigst und zu günstigsten Zahlungsbe-
dingungen —"
„Ach! .. Bilderbücher .. — Nä, nä!
Die gibt's schon mehr als Spatzen auf
den Dächern. Man mag schon garnix
mehr davon sehen und hören .."
„Bitte zu entschuldigen, mein Lerr!
Aber hier handelt es sich um ein aus-
gesprochen patriotisches Werk, ein rein
patriotisches ünternehmen. 1V»Prozent
des erzielten Reingewinnes kommen dem
Roten Kreuz zugute! And Lerr Ma-
gistratsbureauassistent als Patriot . ."
Unmoöern
2ch finLe nicht kritiklos schön,
Was junge Stürmer gerne sehn —
2ch hab' öie alten kNeister gern,
Jch bin nun mal so unmodern.
2ch sag' mir, öaß vor hundert 2ahren
Wohl auch gescheite Leute waren,
Mich freut's wenn ich von ihnen lern',
2ch bin nun mal so unmodern.
Wer Luxus treibt, wird nimmer satt.
Wer ihm entsagt zusrieden« hat —
Mein' ich — erfaßt des Lebens Äern
2ch bin nun mal so unmodern.
2m Weib, das Mann und Äindern lebt
Und nicht in Geistersphären schwebt,
Seh ich Les Hauses guten Stern,
2ch bin nun mal so unmodern.
2ch freue mich der Heimatflur;
„Schön überall ist die Nalur,
Nicht nur in Ländern fremd unü fern!"
2ch bin halt mal so unmodern.
So schrieb' ich, eh' der Ärieg begann,
Gan; kleinlaut, als rückstänü'ger Nlann —
Hallo! Der Ärieg hilft mir, ich seh's:
Bald bin ich wieder — „zeitgemäß!"
D. g.
„Ach gehn S'! Gehn S'! Ich bin
kein Patriot und will kein Patriot sein!
And vor allem: sprechen S' doch hübsch
deutsch!.. Also ,Vaterlandsfreund'
„Also bitte ich Sie als Vater-
landsfreund, Lerr Stadtschreibstuben
gehilfe —"
„Wa —a—a —as? Nu abernaus!
Naus — sag i!" W. C. R.
Mildernder Amstand
Mutter: „Wie kannst du dich unter-
stehen, die Kußhand zu erwidern, die
dir aus dem vorüberfahrenden Eisen
bahnzuge zugeworfen wurde?
Backfisch: „Aber Mama, die kam doch
aus der ersten Klasse!"
Der Grund
„Warum erfährt Fräulein Aman-
da seitens ihrer Tante wohl so viel
Gutes?"
— „Sehr einfach! Die Tante erfährt
durch das Fräulein über andere Leute
so viel Schlechtes."
Copyright 1916 Yy I. F. Schreiber
— „Deinen Bruder haben die Franzosen gefange» ?" — „Wird nicht lang' dauern,
Der ist doch alleweil abends ausgekommen, wenn die Mutter das Laus zugesperrt hatte."
Das ist doch aber auch — ganz
etwas Anderes!
(EinBuchhandlungsreisender, seine Runde in den
Bureaus des Magistrats machend, betrit« das Zim-
mer des Magistratsbureauasststenten Federle.)
„Guten Tag, Lerr Magistratsbureau-
assistent ..."
„N' Tag! — Was haben S' denn?"
„Verzeihen Lerr Magistratsbureau-
assistent gütigst — ich komme im Auf-
trage des bekannten Verlags Vieldruck L
Geschäftelhuber, um Ihnen das neueste
Werk,Der Weltkrieg in Wort und Bild'
billigst und zu günstigsten Zahlungsbe-
dingungen —"
„Ach! .. Bilderbücher .. — Nä, nä!
Die gibt's schon mehr als Spatzen auf
den Dächern. Man mag schon garnix
mehr davon sehen und hören .."
„Bitte zu entschuldigen, mein Lerr!
Aber hier handelt es sich um ein aus-
gesprochen patriotisches Werk, ein rein
patriotisches ünternehmen. 1V»Prozent
des erzielten Reingewinnes kommen dem
Roten Kreuz zugute! And Lerr Ma-
gistratsbureauassistent als Patriot . ."
Unmoöern
2ch finLe nicht kritiklos schön,
Was junge Stürmer gerne sehn —
2ch hab' öie alten kNeister gern,
Jch bin nun mal so unmodern.
2ch sag' mir, öaß vor hundert 2ahren
Wohl auch gescheite Leute waren,
Mich freut's wenn ich von ihnen lern',
2ch bin nun mal so unmodern.
Wer Luxus treibt, wird nimmer satt.
Wer ihm entsagt zusrieden« hat —
Mein' ich — erfaßt des Lebens Äern
2ch bin nun mal so unmodern.
2m Weib, das Mann und Äindern lebt
Und nicht in Geistersphären schwebt,
Seh ich Les Hauses guten Stern,
2ch bin nun mal so unmodern.
2ch freue mich der Heimatflur;
„Schön überall ist die Nalur,
Nicht nur in Ländern fremd unü fern!"
2ch bin halt mal so unmodern.
So schrieb' ich, eh' der Ärieg begann,
Gan; kleinlaut, als rückstänü'ger Nlann —
Hallo! Der Ärieg hilft mir, ich seh's:
Bald bin ich wieder — „zeitgemäß!"
D. g.
„Ach gehn S'! Gehn S'! Ich bin
kein Patriot und will kein Patriot sein!
And vor allem: sprechen S' doch hübsch
deutsch!.. Also ,Vaterlandsfreund'
„Also bitte ich Sie als Vater-
landsfreund, Lerr Stadtschreibstuben
gehilfe —"
„Wa —a—a —as? Nu abernaus!
Naus — sag i!" W. C. R.
Mildernder Amstand
Mutter: „Wie kannst du dich unter-
stehen, die Kußhand zu erwidern, die
dir aus dem vorüberfahrenden Eisen
bahnzuge zugeworfen wurde?
Backfisch: „Aber Mama, die kam doch
aus der ersten Klasse!"
Der Grund
„Warum erfährt Fräulein Aman-
da seitens ihrer Tante wohl so viel
Gutes?"
— „Sehr einfach! Die Tante erfährt
durch das Fräulein über andere Leute
so viel Schlechtes."
Copyright 1916 Yy I. F. Schreiber