Zeitschrift für Humor und Kunst
— „Legen Sie die Zeitung weg, Lerr Schwiegersohn, wenn ich mit
Ihnen rede."
— „Ich möchte nur noch gern vorber den Roman zu Ende lesen."
— „Gut, wie lange kann das dauern?"
— „Weiß ich nicht, in dieser Nummer ist erst die zweite Fortsetzung."
Auch ein Kriegsspekulant
ich aus Schwiegersöhne hoffen darf. And daß
die Mädchen sich einmal selbst etwas dazu ver-
dienen, — lieber Limmel, dazu haben sie kaum
Fähigkeiten. Die Emerentia versteht stch zwar
vortrcfflich auf Kakteenzucht, aber diese L«eb-
haberei gesctiästlich auszubeuten, wird sie nicht
gewandt genug sein. Die Apollonia hat unsere
Wohnung durch Vronzieren mannigfacher
Gegenstände verschönt, aber daraus läßt sich
auch kein Erwerbszweig machen, und außerdem
kommt solche häusliche Kunstpflege immer mehr
aus der Mode. Leider, möchte ich sagen, denn
ich finde so etwas sehr hübsch.
Es ist also immer mein Wunsch gewcsen,
einmal auf einen Schlag cin hübsches rundes
Sllmmchen zu verdienen. Schon oft hotte ich
hin und her überleqt, aber stets die Gefahr
gescheut. Man muß doch Gcld riskiercn, nicht
wahr, wenn man ein Geschäft machen will!
Gewissermaflen zur Probe habe ich mir ein-
mal — fonst habe ich nalürlich nur Staats-
papiere und ganz sichere Pfandbricfe — eine
Aktie eines kalifornischen Bergwerks gekauft,
das mir als große Gewinne veriprcchend ge-
rühmt worden war. Eine Woche besaß ich die
Aktie, da ersoff das Bergwerk, wie der tech-
nische Ausdruck lautet, und damit ertrank auch meine Zu-
versicht, jemals etwas Gewinnbringendes unternehmen zu
können.
— „Mit meinem Lund kann ich getrost allein
ausgehen. Er ist auf dcn Mann dressiert!"
— „Abzuwehren — oder zu apportieren?"
Da kam der Krieg. In den ersten Tagen hatte ich
nalürlich, wie viele andere Lcute auch, ganz schreckliche
Angst um mein Geld. Das gab sich aber bald. Dasür
sah ich nicht ohne Neid, ich gestehe diese uuschöne Regung
offen ein, daß schon manche Leute Geld cinnahmen wie nie
zuvor. Dcnken Sie doch einmal, wie bei Kciegsausbruch
die Lebensmittelgeschäfte gestürmt wurden und wie hier und
dort gleich aufgeschlagen wurde, ehe an eine Preisregelung
gedacht wurde. Was sagte mein Kolonialwarcnhändler zu
mir, bei dem ich damals größere Einkäufe machte? „Ietzt
kommen andere Preise," sagte er triumphierend, und als
ich das mißbilligte, meinte er: „Nanu, — wenn der Kauf-
mann nicht im Kriege verdienen soll, wann soll er dann
vcrdienen!" — Das überzeugte mich freilich nicht, denn
die Kaufleute werden doch nicht behaupten können, daß in
den Zeiten des Friedens überhaupr nichts von ihnen ver-
dient worden ist. Dann hätten wir wohl kaum so lange
Frieden gehabt. Im Gcgenteil; gerade weil im Frieden,
im langen schenen Frieden sehr viel verdient wurde, da-
rum konnten wir uns doch überhaupt erst auf diesen Krieg
einlassen.
Ich aber hatte im Frieden, wie schon gesagt, nie etwas
verdient. And da kam mir nun der Gedanke, daß es mir
vielleicht gerade im Kriege gelingcn könnte. Offen gestand.n:
der Gedanke, mich in Kriegsipekulationen zu versuchen,
entstand nicht in mir selbst; cr wurde mir zugetragen. Ein
Bekannter, der in seiner Iugend einmal in Südafrika war,
erzählte mir, als wir auf Kciegsgeschäste zu sprechen kamen,
eine mcrkwürdige Geschichte von dem bekannten Cecil Rhodes,
dem Diamantenkönig, der ein gewaltiges Vermögen hinter
laffen hat. And dabei hatte er mit nichts angefangen,
denn er war der Sohn eines gänzlich unbemittelten Geist
lichen. Wie aber kam er zu seinem ersten Kapital, dem
Grundstock seiues späteren Reichtums? Durch eine glückliche
Kriegsspekulation. Kennen Sie die Geschichte, mein Lerr?
Nein, — also passen Sie aui!
Cecil Rhodes ging als blutjunger Mensch nach Neu-
Seeland, wo er sich irgendwie, in einem Kontor oder
— „Legen Sie die Zeitung weg, Lerr Schwiegersohn, wenn ich mit
Ihnen rede."
— „Ich möchte nur noch gern vorber den Roman zu Ende lesen."
— „Gut, wie lange kann das dauern?"
— „Weiß ich nicht, in dieser Nummer ist erst die zweite Fortsetzung."
Auch ein Kriegsspekulant
ich aus Schwiegersöhne hoffen darf. And daß
die Mädchen sich einmal selbst etwas dazu ver-
dienen, — lieber Limmel, dazu haben sie kaum
Fähigkeiten. Die Emerentia versteht stch zwar
vortrcfflich auf Kakteenzucht, aber diese L«eb-
haberei gesctiästlich auszubeuten, wird sie nicht
gewandt genug sein. Die Apollonia hat unsere
Wohnung durch Vronzieren mannigfacher
Gegenstände verschönt, aber daraus läßt sich
auch kein Erwerbszweig machen, und außerdem
kommt solche häusliche Kunstpflege immer mehr
aus der Mode. Leider, möchte ich sagen, denn
ich finde so etwas sehr hübsch.
Es ist also immer mein Wunsch gewcsen,
einmal auf einen Schlag cin hübsches rundes
Sllmmchen zu verdienen. Schon oft hotte ich
hin und her überleqt, aber stets die Gefahr
gescheut. Man muß doch Gcld riskiercn, nicht
wahr, wenn man ein Geschäft machen will!
Gewissermaflen zur Probe habe ich mir ein-
mal — fonst habe ich nalürlich nur Staats-
papiere und ganz sichere Pfandbricfe — eine
Aktie eines kalifornischen Bergwerks gekauft,
das mir als große Gewinne veriprcchend ge-
rühmt worden war. Eine Woche besaß ich die
Aktie, da ersoff das Bergwerk, wie der tech-
nische Ausdruck lautet, und damit ertrank auch meine Zu-
versicht, jemals etwas Gewinnbringendes unternehmen zu
können.
— „Mit meinem Lund kann ich getrost allein
ausgehen. Er ist auf dcn Mann dressiert!"
— „Abzuwehren — oder zu apportieren?"
Da kam der Krieg. In den ersten Tagen hatte ich
nalürlich, wie viele andere Lcute auch, ganz schreckliche
Angst um mein Geld. Das gab sich aber bald. Dasür
sah ich nicht ohne Neid, ich gestehe diese uuschöne Regung
offen ein, daß schon manche Leute Geld cinnahmen wie nie
zuvor. Dcnken Sie doch einmal, wie bei Kciegsausbruch
die Lebensmittelgeschäfte gestürmt wurden und wie hier und
dort gleich aufgeschlagen wurde, ehe an eine Preisregelung
gedacht wurde. Was sagte mein Kolonialwarcnhändler zu
mir, bei dem ich damals größere Einkäufe machte? „Ietzt
kommen andere Preise," sagte er triumphierend, und als
ich das mißbilligte, meinte er: „Nanu, — wenn der Kauf-
mann nicht im Kriege verdienen soll, wann soll er dann
vcrdienen!" — Das überzeugte mich freilich nicht, denn
die Kaufleute werden doch nicht behaupten können, daß in
den Zeiten des Friedens überhaupr nichts von ihnen ver-
dient worden ist. Dann hätten wir wohl kaum so lange
Frieden gehabt. Im Gcgenteil; gerade weil im Frieden,
im langen schenen Frieden sehr viel verdient wurde, da-
rum konnten wir uns doch überhaupt erst auf diesen Krieg
einlassen.
Ich aber hatte im Frieden, wie schon gesagt, nie etwas
verdient. And da kam mir nun der Gedanke, daß es mir
vielleicht gerade im Kriege gelingcn könnte. Offen gestand.n:
der Gedanke, mich in Kriegsipekulationen zu versuchen,
entstand nicht in mir selbst; cr wurde mir zugetragen. Ein
Bekannter, der in seiner Iugend einmal in Südafrika war,
erzählte mir, als wir auf Kciegsgeschäste zu sprechen kamen,
eine mcrkwürdige Geschichte von dem bekannten Cecil Rhodes,
dem Diamantenkönig, der ein gewaltiges Vermögen hinter
laffen hat. And dabei hatte er mit nichts angefangen,
denn er war der Sohn eines gänzlich unbemittelten Geist
lichen. Wie aber kam er zu seinem ersten Kapital, dem
Grundstock seiues späteren Reichtums? Durch eine glückliche
Kriegsspekulation. Kennen Sie die Geschichte, mein Lerr?
Nein, — also passen Sie aui!
Cecil Rhodes ging als blutjunger Mensch nach Neu-
Seeland, wo er sich irgendwie, in einem Kontor oder