Kriegschronik der Meggendorfer-Biätter, München
Linem Toten
Wir haben Dir Dein kaltes Bett gemacht
Tief in Ler tiefsten, stillsten Mitternacht.
Die Spaten knirschten Lurch -as schwarze Lanü,
Das noch zuvor in tausenö Gluten stanL,
tlnü unsere Herzen, scheu und fcemd üer Auh',
Erschauerten im gleichen Takt üazu.
Ein BünLel Stroh wurie Dein Totenschrein —
Wir hüllten wie ein Äleinod Dich -arein
Und gaben Dir mit in Dein enges Grab
Mehr als Lie beste Nutter jemals gab ...
Unü wieder kam ein erster Spatenstich —
Unü ,'n Lemselben Augenblick — üa strich —
Vom Horizont herüber eine rote Bahn.
Und sprang uns heulenü eine Sonne an —
Unü barst. Wir aber stanüen starr unü fahl
Unü salutierten Dir zum letzienmal.
Kriegsrodung
-- „Das eine Gute is': vor dreißig Iahren
kann's keinen Krieg nimmer geben."
— „Weißt du das so gewiß?"
— „So lanqe braucht's, bis die Wälder wie-
der groß werden, und wo wollen's denn sonst
das Lolz hernehmen für die Anterstände!"
5l
Ablösung bei Glatteis
Beinahe gefangen genommen
Der patriotische alte Lerr, der eben in 8Iaters Isa
Loom seinen Nachmitkagstee hingestellt bekommen hatte,
freute fich, als ein junger Mann in Khaki sich an seinen
Tisch setzte. „Ein prächtiger junger Krieger," dachte er;
„stcher einer von den neu cingezogenen Nekruten. Nun,
er sieht mir ganz danach aus, daß er das Kriegshandwerk
tüchtig erlernen wird. Oho, er wird es den Deutschen
schon zeigen!"
Der junge Soldat bekam auch seinen Tee. Liebens-
würdig schob ihm der patriotische alte Äerr die Zuckerschale
hin. Er wollte gern ein Gespräch anknüpfen. „Scheußliche
Kerle, diese Deutschen!" sagte er.
Der junge Mann in Khaki nickte. „Beinahe hälten
sie mich gekriegt," sagte er, und weil er dabei gerade einen
halben Zwieback und eine viertel Taffe Tee im Munde
hatte, bekam der patriotische alte Lerr einige Partikel dieser
Mischung aus Festem und Flüssigem ab. Er beachtete das
aber gar nicht. „Donnerwekter I" dachte er, „wie gut, daß
ich dem jungen Mann nicht gesagt habe, ich hielte ihn sür
einen eben eingezogenen Nekruten. Er muß ja schon ein
sehr erprobter Krieger sein. „Also beinahe wären Sie ge°
fangen genommen worden," sagte er. „Wie interessant!"
„Iawohl, Sir. Eine verteufelte Geschichte wäre das
gewesen. Ra, glücklicherweise ist es ihnen nicht gelungen.
Llnsereiner ist auch nicht auf den Kopf gefallen, Sir: ich
roch den Braten noch zeitig genug."
„Ein entzückender junger Mann," dachte der patriotische
alte Lerr, „ein Krieger, wie ihn England gebrauchen kann.
Laha, er hat den Braten beizeiten gerochen, — er scheint
listenreich wie Odyffeus zu sein."
And voll Freude griff er in die Tasche, holte ein blankes
Pfundstück hervor und reichte es dem jungen Manne. „Da
mein Tapierer."
„Vielen Dank, Sir," sagte der junge Soldat. „Aber
mit der Tapferkeit, — das wollen wir erst noch sehn. Ich
bin nämlich erst vorige Woche eingezogen worden, und bis
jetzt macht mir die Geschichte verdammt wenig Spaß."
Der patriotische Lerr erschrak. „Aber junger Mann,
— Sie erzählten doch, daß Sie beinahe gefangen genommen
wären?"
„Wäre ich auch," sagte der Krieger trocken. „Aber
nicht als Soldat, Sir, sondern als Landlungsreisender.
Ich war nämlich Anfang August 1914 in Berlin. And
gerade noch den letzten Zug habe ich erwischt, ehe alle
Engländer festgenommen wurden." Piro
Auch etwas Gutes
— „Was meinen Sie denn zu der neuen Sommerzeit, Lerr
Schmidhuber? Sie sind doch auch kein Frühaufsteher."
— „Da kann man hernach mit recht viel Behagen seinen
Mittagsschlaf halten. Weil man das gute Gewissen hat,
daß man eine Stunde zu zeitig aufgestanden ist."
Frage
— „Kannst du mir einen Satz mit Lamster sagen?"
— „Nein."
— „Nun: Lams d'r schon deine Vorräte kontrolliert!"
Ein Schlaumeier
— „Warum sind Sie denn in den vegetarischen Verein
eingetreten?"
— „llm die Fleischkarten von den Mitgliedern zu kriegen."
Linem Toten
Wir haben Dir Dein kaltes Bett gemacht
Tief in Ler tiefsten, stillsten Mitternacht.
Die Spaten knirschten Lurch -as schwarze Lanü,
Das noch zuvor in tausenö Gluten stanL,
tlnü unsere Herzen, scheu und fcemd üer Auh',
Erschauerten im gleichen Takt üazu.
Ein BünLel Stroh wurie Dein Totenschrein —
Wir hüllten wie ein Äleinod Dich -arein
Und gaben Dir mit in Dein enges Grab
Mehr als Lie beste Nutter jemals gab ...
Unü wieder kam ein erster Spatenstich —
Unü ,'n Lemselben Augenblick — üa strich —
Vom Horizont herüber eine rote Bahn.
Und sprang uns heulenü eine Sonne an —
Unü barst. Wir aber stanüen starr unü fahl
Unü salutierten Dir zum letzienmal.
Kriegsrodung
-- „Das eine Gute is': vor dreißig Iahren
kann's keinen Krieg nimmer geben."
— „Weißt du das so gewiß?"
— „So lanqe braucht's, bis die Wälder wie-
der groß werden, und wo wollen's denn sonst
das Lolz hernehmen für die Anterstände!"
5l
Ablösung bei Glatteis
Beinahe gefangen genommen
Der patriotische alte Lerr, der eben in 8Iaters Isa
Loom seinen Nachmitkagstee hingestellt bekommen hatte,
freute fich, als ein junger Mann in Khaki sich an seinen
Tisch setzte. „Ein prächtiger junger Krieger," dachte er;
„stcher einer von den neu cingezogenen Nekruten. Nun,
er sieht mir ganz danach aus, daß er das Kriegshandwerk
tüchtig erlernen wird. Oho, er wird es den Deutschen
schon zeigen!"
Der junge Soldat bekam auch seinen Tee. Liebens-
würdig schob ihm der patriotische alte Äerr die Zuckerschale
hin. Er wollte gern ein Gespräch anknüpfen. „Scheußliche
Kerle, diese Deutschen!" sagte er.
Der junge Mann in Khaki nickte. „Beinahe hälten
sie mich gekriegt," sagte er, und weil er dabei gerade einen
halben Zwieback und eine viertel Taffe Tee im Munde
hatte, bekam der patriotische alte Lerr einige Partikel dieser
Mischung aus Festem und Flüssigem ab. Er beachtete das
aber gar nicht. „Donnerwekter I" dachte er, „wie gut, daß
ich dem jungen Mann nicht gesagt habe, ich hielte ihn sür
einen eben eingezogenen Nekruten. Er muß ja schon ein
sehr erprobter Krieger sein. „Also beinahe wären Sie ge°
fangen genommen worden," sagte er. „Wie interessant!"
„Iawohl, Sir. Eine verteufelte Geschichte wäre das
gewesen. Ra, glücklicherweise ist es ihnen nicht gelungen.
Llnsereiner ist auch nicht auf den Kopf gefallen, Sir: ich
roch den Braten noch zeitig genug."
„Ein entzückender junger Mann," dachte der patriotische
alte Lerr, „ein Krieger, wie ihn England gebrauchen kann.
Laha, er hat den Braten beizeiten gerochen, — er scheint
listenreich wie Odyffeus zu sein."
And voll Freude griff er in die Tasche, holte ein blankes
Pfundstück hervor und reichte es dem jungen Manne. „Da
mein Tapierer."
„Vielen Dank, Sir," sagte der junge Soldat. „Aber
mit der Tapferkeit, — das wollen wir erst noch sehn. Ich
bin nämlich erst vorige Woche eingezogen worden, und bis
jetzt macht mir die Geschichte verdammt wenig Spaß."
Der patriotische Lerr erschrak. „Aber junger Mann,
— Sie erzählten doch, daß Sie beinahe gefangen genommen
wären?"
„Wäre ich auch," sagte der Krieger trocken. „Aber
nicht als Soldat, Sir, sondern als Landlungsreisender.
Ich war nämlich Anfang August 1914 in Berlin. And
gerade noch den letzten Zug habe ich erwischt, ehe alle
Engländer festgenommen wurden." Piro
Auch etwas Gutes
— „Was meinen Sie denn zu der neuen Sommerzeit, Lerr
Schmidhuber? Sie sind doch auch kein Frühaufsteher."
— „Da kann man hernach mit recht viel Behagen seinen
Mittagsschlaf halten. Weil man das gute Gewissen hat,
daß man eine Stunde zu zeitig aufgestanden ist."
Frage
— „Kannst du mir einen Satz mit Lamster sagen?"
— „Nein."
— „Nun: Lams d'r schon deine Vorräte kontrolliert!"
Ein Schlaumeier
— „Warum sind Sie denn in den vegetarischen Verein
eingetreten?"
— „llm die Fleischkarten von den Mitgliedern zu kriegen."