Zeitschrift für Humor und Kunst 43
Ein unbedachtes Wort
Leider hatten wir nicht genug Proviant
für unsern Ausflug mitgehabt. Als das letzte
Krümelchen aus unsern Rucksäcken verschwun-
den war, hatten wir noch einen Weg von sechs
Stunden zu machen, und an diesem Weg lag
nicht ein einziges Wirtshaus. Das Maß der
Leiden voll zu machen, kamen wir erst im
letzten Augenblick auf die Bahnstation. Der
Zug war schon im Abfahren; gerade noch
konnten wir hineinspringen. Aber nun hatten
wir nichts Eßbares mehr erwischen können
und mußten noch zwei Stunden im Zuge aus-
halten.
Endlich war auch das geschafft. Gleich in
die nächste Speisewirtschast am Bahnhof fielen
wir wie die Wölfe. Ler mit der Speisekarte!
Anser Freund Fritz stöhnte laut. „Lerrschaften,
ihr habt keinen Begriff, wie schwach ich mich
fühle. So ausgehungert bin ich-—"
Bums, da fiel in der Nachbarschaft ein
Stuhl um. Ein dicker Lerr harte ihn umge-
worsen, so eilig war er aufgesprungen. And
wie eine Kugel schoß er auf unsern Freund
Fritz los. „Sie, was schreien Sie da durch
das ganze Lokal! Möchten Sie sich nicht lieber
zusammennehmen, he? Wo hier so viel Spione
'rumlaufen und die Enqländer alles gleich zu
wissen kriegen! Lügen sind das, verstehen Sie!
Kein Mensch ist bei uns ausgehungert!" —on.
Enttäuschung
— „Diese berühmte Leilquelle hat man ent-
deckt, als man nach Petroleum bohrte."
— „Ach, hätte man doch lieber nach der Leil-
quelle gebohrt und Petroleum entdeckt."
Rache
Die Familie Dimpfl fitzt beim Nach-
mittagskaffee. Plötzlich spuckt Lerr Dimpfl
heftig aus, und auf die schöne, zart gemusterte
Tischdecke ergießt sich eine häßliche, schwarze
Flut. Denn Lerr Dimpfl trinkt seinen Kaffee
schwarz.
„Löllsakra," schimpft er, „wie schmeckt
denn heut die Brüh?"
„Schmeckt dir der Kaffee nicht?" forscht
teilnehmend die Gattin.
„Schmecken? Es ist ja wohl Gift drin?"
„Gift? Wer soll denn Gift hineingetan
haben?"
„Na, dann hat sich der Satan die Länd'
drin gewaschen. Sag, was hast du damit ge-
macht?"
„Nur etwas Bier habe ich zugesetzt?"
„Bier? Du bist wohl verrückt?"
„Gar nicht. Aber hast du nicht gestern
wörtlich gesagt: ,Ich weiß gar nicht, was ibr
Weiberleut' immer um die Milch zetert. Ich
kann in Ewigkeit ohne Milch leben. Wenn ich
nur mein Bier hab'/ Na, und da habe ich dir
halt ein Quart in den Kaffee getan." C. A. Lg.
Eine gute Seele — „Was ist denn das für eine merkwürdige Szene?"
— „Das ist das alte Fräulein Lohenhaus. Die hat ein Schwalbenpaar
unter der Dachrinne nisten, und da hält fie jedesmal den Schirm zum
Fenster hinaus, wenn es regnet."
Frühe....
Blaufahl, als sei vor wenigen Minuten
Dec Borhang Nacht von ihm hinweggezogen,
Dehnt sich öer Himmel. — Kahler Bäume Ruten
Heben silhouettenhaft sich von üem Bogen
Der Linfahrt eines hellen Hauses ab. —
Und Dögel hocken schwarz wie Nachtgeöanken
Hoch ün Spalier . . . Derschlafen vom Rondelle
Lugt ein Satpr von Stein, wie zwischen Aanken
Die Irühe sich in stille Ienster stehle. —
Lin Auge hat das Haus schon aufgemacht.
Hier klettert heimlich nun die erste Helle
Behende durch die leeren Iensterbrauen
Und lauscht auf der verlassnen Räume Schwelle
Und küßt die lichten Bilder süßer Frauen,
Die von den seidnen Wänden niederschaun.
Die dämmrige Allee von Ahornbäumen
Iührt sacht' der Tag ;um Parktor hin die Uacht.
Ein unbedachtes Wort
Leider hatten wir nicht genug Proviant
für unsern Ausflug mitgehabt. Als das letzte
Krümelchen aus unsern Rucksäcken verschwun-
den war, hatten wir noch einen Weg von sechs
Stunden zu machen, und an diesem Weg lag
nicht ein einziges Wirtshaus. Das Maß der
Leiden voll zu machen, kamen wir erst im
letzten Augenblick auf die Bahnstation. Der
Zug war schon im Abfahren; gerade noch
konnten wir hineinspringen. Aber nun hatten
wir nichts Eßbares mehr erwischen können
und mußten noch zwei Stunden im Zuge aus-
halten.
Endlich war auch das geschafft. Gleich in
die nächste Speisewirtschast am Bahnhof fielen
wir wie die Wölfe. Ler mit der Speisekarte!
Anser Freund Fritz stöhnte laut. „Lerrschaften,
ihr habt keinen Begriff, wie schwach ich mich
fühle. So ausgehungert bin ich-—"
Bums, da fiel in der Nachbarschaft ein
Stuhl um. Ein dicker Lerr harte ihn umge-
worsen, so eilig war er aufgesprungen. And
wie eine Kugel schoß er auf unsern Freund
Fritz los. „Sie, was schreien Sie da durch
das ganze Lokal! Möchten Sie sich nicht lieber
zusammennehmen, he? Wo hier so viel Spione
'rumlaufen und die Enqländer alles gleich zu
wissen kriegen! Lügen sind das, verstehen Sie!
Kein Mensch ist bei uns ausgehungert!" —on.
Enttäuschung
— „Diese berühmte Leilquelle hat man ent-
deckt, als man nach Petroleum bohrte."
— „Ach, hätte man doch lieber nach der Leil-
quelle gebohrt und Petroleum entdeckt."
Rache
Die Familie Dimpfl fitzt beim Nach-
mittagskaffee. Plötzlich spuckt Lerr Dimpfl
heftig aus, und auf die schöne, zart gemusterte
Tischdecke ergießt sich eine häßliche, schwarze
Flut. Denn Lerr Dimpfl trinkt seinen Kaffee
schwarz.
„Löllsakra," schimpft er, „wie schmeckt
denn heut die Brüh?"
„Schmeckt dir der Kaffee nicht?" forscht
teilnehmend die Gattin.
„Schmecken? Es ist ja wohl Gift drin?"
„Gift? Wer soll denn Gift hineingetan
haben?"
„Na, dann hat sich der Satan die Länd'
drin gewaschen. Sag, was hast du damit ge-
macht?"
„Nur etwas Bier habe ich zugesetzt?"
„Bier? Du bist wohl verrückt?"
„Gar nicht. Aber hast du nicht gestern
wörtlich gesagt: ,Ich weiß gar nicht, was ibr
Weiberleut' immer um die Milch zetert. Ich
kann in Ewigkeit ohne Milch leben. Wenn ich
nur mein Bier hab'/ Na, und da habe ich dir
halt ein Quart in den Kaffee getan." C. A. Lg.
Eine gute Seele — „Was ist denn das für eine merkwürdige Szene?"
— „Das ist das alte Fräulein Lohenhaus. Die hat ein Schwalbenpaar
unter der Dachrinne nisten, und da hält fie jedesmal den Schirm zum
Fenster hinaus, wenn es regnet."
Frühe....
Blaufahl, als sei vor wenigen Minuten
Dec Borhang Nacht von ihm hinweggezogen,
Dehnt sich öer Himmel. — Kahler Bäume Ruten
Heben silhouettenhaft sich von üem Bogen
Der Linfahrt eines hellen Hauses ab. —
Und Dögel hocken schwarz wie Nachtgeöanken
Hoch ün Spalier . . . Derschlafen vom Rondelle
Lugt ein Satpr von Stein, wie zwischen Aanken
Die Irühe sich in stille Ienster stehle. —
Lin Auge hat das Haus schon aufgemacht.
Hier klettert heimlich nun die erste Helle
Behende durch die leeren Iensterbrauen
Und lauscht auf der verlassnen Räume Schwelle
Und küßt die lichten Bilder süßer Frauen,
Die von den seidnen Wänden niederschaun.
Die dämmrige Allee von Ahornbäumen
Iührt sacht' der Tag ;um Parktor hin die Uacht.