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Kriegschronik der Meggendorfer-Blätter, München
Ein Mittel gegen den Krieg
Alban Rumpoldin stieß einen Schrei aus
und schwenkte heftig das Zeitungsblatt, das
ihin die Kellnerin zu seiner Tasse Kriegskaffee
mit Saccharin gebracht hatte. Es schien mir
ein Freudenschrei und das Schwenken die Aus-
ladung inneren Zubels zu sein.
Alban Numpoldin ist Pazifizist und in
dieser Eigenschaft Gründen nicht zugänglich,
sonst aber ein ganz vernünftiger Mensch. „Za,
was haben Sie denn?" fragte ich ihn.
„Iubeln Sie mit mir!" rief er; „der ewige
Friede ist gesichert."
„Ein vorläufiger würde es auch tun," meinte
ich. „Aber wie kommen Sie denn gerade jetzt
darauf?"
„Edison," keuchte er, atemlos vor Erregung,
„der große Edison hat ein Mittel erfunden,
das in Zukunft jeden Krieg unmöglich macht.
Alle seine anderen Erfindungen müssen dagegen
verblaffen. Lier ist die herrliche Nachricht:
jeder Staat kann sich dagegen sichern, mit Krieg
überzogen zu werden. In gleichmäßigen Ab-
ständen werden gewaltige elektrische Akkumu-
latoren aufgestellt, die einen ununterbrochenen
Strom von außerordentlich hoher Spannung
erzeugen. Durch einen besonderen Apparat,
der der Kern und zugleich das noch unenthüllte
Geheimnis der Erfindung ist, strahlt dieser
Strom in weitem Umkreis elektrische Ströme
aus, sodaß er in der Luft eine elekkrische
Mauer errichtet, die niemand überwinden kann,
denn jeder, der ihr nahe kommt, wird auf der
Stelle durch die Elektrizität getötet. — Nun,
was sagen Sie dazu?" Er reichte mir die
Zeitung.
Zch war mißtrauisch. „Lier steht aber nicht, wie weit großartige Apparate doch sehr flink durch die dicke Berta
diese elektrischen Ströme wirksam find. Wenn das nicht zertöppert werden."
gegen dreißig Kilometer oder mehr find, können Edisons Alban Rumpoldin lächelte mich mitleidig an. „Das
wird Edison natürlich bedacht
haben. Lesen Sie doch: er macht
ja auch den Luftkrieg unmöglich;
selbst aus größter Löhe wird er
jedes Flugzeug oder Luftschiff
mit Lilfe der Elektrizität herun-
terholen."
Das stand da freilich zu lesen.
Aber auch noch etwas anderes.
„Lören Sie mal, lieber Rum
polvin, — Edison will ja seine
Erfindung erst nach Beendigung
des gegenwärtigen Krieges be
kannt geben."
Er zuckte die Achseln. „Das
ist freilich traurig. Aber was
wollen Sie, — der Mann ist
eben streng neutral."
Ich fand aber noch etwas.
„Ia zum Donnerwetter, — der
Kerl will ja seine Idee aus-
schließlich der Regierung der
Vereinigten Staaten zur Ver-
fügung stellen. Wo bleibt da
Ihr ewiger Frieden?"
Alban Rumpoldin machte
eine wegwerfende Landbewe-
gung. „Pah. — die Vereinigten
— „Nachher möchte ich aber um recht lächelnde
Gesichter bitten, — denkt doch an Numänien."
Zu Briands Nede
„Schön, aber wenig dauerhaft."
Kriegschronik der Meggendorfer-Blätter, München
Ein Mittel gegen den Krieg
Alban Rumpoldin stieß einen Schrei aus
und schwenkte heftig das Zeitungsblatt, das
ihin die Kellnerin zu seiner Tasse Kriegskaffee
mit Saccharin gebracht hatte. Es schien mir
ein Freudenschrei und das Schwenken die Aus-
ladung inneren Zubels zu sein.
Alban Numpoldin ist Pazifizist und in
dieser Eigenschaft Gründen nicht zugänglich,
sonst aber ein ganz vernünftiger Mensch. „Za,
was haben Sie denn?" fragte ich ihn.
„Iubeln Sie mit mir!" rief er; „der ewige
Friede ist gesichert."
„Ein vorläufiger würde es auch tun," meinte
ich. „Aber wie kommen Sie denn gerade jetzt
darauf?"
„Edison," keuchte er, atemlos vor Erregung,
„der große Edison hat ein Mittel erfunden,
das in Zukunft jeden Krieg unmöglich macht.
Alle seine anderen Erfindungen müssen dagegen
verblaffen. Lier ist die herrliche Nachricht:
jeder Staat kann sich dagegen sichern, mit Krieg
überzogen zu werden. In gleichmäßigen Ab-
ständen werden gewaltige elektrische Akkumu-
latoren aufgestellt, die einen ununterbrochenen
Strom von außerordentlich hoher Spannung
erzeugen. Durch einen besonderen Apparat,
der der Kern und zugleich das noch unenthüllte
Geheimnis der Erfindung ist, strahlt dieser
Strom in weitem Umkreis elektrische Ströme
aus, sodaß er in der Luft eine elekkrische
Mauer errichtet, die niemand überwinden kann,
denn jeder, der ihr nahe kommt, wird auf der
Stelle durch die Elektrizität getötet. — Nun,
was sagen Sie dazu?" Er reichte mir die
Zeitung.
Zch war mißtrauisch. „Lier steht aber nicht, wie weit großartige Apparate doch sehr flink durch die dicke Berta
diese elektrischen Ströme wirksam find. Wenn das nicht zertöppert werden."
gegen dreißig Kilometer oder mehr find, können Edisons Alban Rumpoldin lächelte mich mitleidig an. „Das
wird Edison natürlich bedacht
haben. Lesen Sie doch: er macht
ja auch den Luftkrieg unmöglich;
selbst aus größter Löhe wird er
jedes Flugzeug oder Luftschiff
mit Lilfe der Elektrizität herun-
terholen."
Das stand da freilich zu lesen.
Aber auch noch etwas anderes.
„Lören Sie mal, lieber Rum
polvin, — Edison will ja seine
Erfindung erst nach Beendigung
des gegenwärtigen Krieges be
kannt geben."
Er zuckte die Achseln. „Das
ist freilich traurig. Aber was
wollen Sie, — der Mann ist
eben streng neutral."
Ich fand aber noch etwas.
„Ia zum Donnerwetter, — der
Kerl will ja seine Idee aus-
schließlich der Regierung der
Vereinigten Staaten zur Ver-
fügung stellen. Wo bleibt da
Ihr ewiger Frieden?"
Alban Rumpoldin machte
eine wegwerfende Landbewe-
gung. „Pah. — die Vereinigten
— „Nachher möchte ich aber um recht lächelnde
Gesichter bitten, — denkt doch an Numänien."
Zu Briands Nede
„Schön, aber wenig dauerhaft."