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Kriegschronik der Meggendorfer-Blätter, München
EIn Mittel gegen den Kricg
Staaten dürfen so etwas
natürlich nicht für sich allein
behalten. Sie werden schon
damit herausrücken."
„Wenn sie aber nicht
wollen?"
Da schlug Alban Num
poldin mit der Faust aus
den Tisch. „Sie müssen!
Man wird sie schon klein
kriegen. Ganz eklig zwie-
beln muß man sie, blockieren,
ihren Landel lahm legen.
Und wenn das alles nichts
hilft, — zum Donnerwetter,
dann uimmt man ihnen die
Erfindung mit Waffenge-
walt weg!" (m.) —on.
Vielsagende Erklärung
Söhnchen: „Vater, was
sind eigentlich Zivilge-
gefangene?"
V aterlmik einem Blick aufseine
Frau): „Die Ehemänner."
LÜ
— „Ich bin ganz zufrieden,
daß es jetzt Kleiderkarten
gibt. Bekam ich früher ein
Paar alte Losen geschenkt,
dann mußt' ich erst zusehn,
wie ich sie zu Geld machte.
Ietzt schenken mir die Leut'
lieber gleich bar Geld."
— „Sie haben wohl heuer
keine Ferienreise unter-
nommen, Frau Professor?"
— „Leider nicht! Mein
Mann hatke sich aus allen
Gegenden Prospekte kom-
men lassen und ehe er sie
alle studiert hatte, waren
die Ferien vorüber."
„Schäume Maritza" (oder die Russen in der Dobrudscha)
„Du wirst sehen, Brüderchen, sobald wir dem Vulgaren die ,Schäume Maritza' vor-
spielen, laust er zu uns herüber."
-„Richtig, Iwan Nikiforowitsch, er kommt und bringt sogar andere mit!"
Anbegreifliche Iustiz
Die „Molkereizeitung" ärgert sich über die Gerichte,
weil ihrer Meinung nach die Milchfälscher jetzt gar zu
barbarisch bestraft würden. So sei ein Milchgroßhändler
mit Gefängnis bestraft worden, trotzdem er der Milch nicht
Wasser, sondern eine milchweiße, aus Milch und Wasser
bestehende Mischung zugesetzt habe. Die „Molkereizeitung"
sagt dazu: „Das kann die Lust an der wohltätigen Vermeh-
rung der knappen Milcheingänge schließlich ganz verleiden."
Ach ja, die „Molkereizeitung" hat recht. llnsere
Gerichte verurteilen darauf los, ohne darauf zu achten, daß
mancher Angeklagte nur beabsichtigte, sich nützlich zu be-
tätigen. Zahlreiche Fälle beweisen das; nur einige seien
hier angeführt.
Neulich wurde ein Kassierer verurteilt, der mit acht-
zigtausend Mark ausgeriffen und ergriffen worden war,
während er eine Rundreise durch kleine Orte Thllringens
machte. Wie konnte man den Mann bestrafen? Er wollte
fich doch nur um die Lebung des Fremdenverkehrs bemühen.
Poggen-Emil hatte aus dem Schaukasten eines Iuweliers
zwanzig goldene Ketten herausgeholt und bekam zwei Iahre
Zuchthaus. Ia, warum denn? Poggen-Emil ist ein ver-
ständiger Mensch; er n ollte gegen den Kettenhandel auf-
treten.
Verurteilungen wegen Plagiats sind zwar selten, aber
kürzlich wurde Eugen Werner Schwärzlich verdonnert, weil
er zehn Lumoresken abgeschrieben und an einen Verleger
verkauft hatte, der daraus ein Markbüchlein machte. Ist
das Arteil zu begreifen? Eugen Werner Schwärzlich wollte
sür erheiternde Schützengrabenlektüre sorgen, und das ist
gewiß ein lobenswertes, höchst patriotisches Bestreben.
Am peinlichsten aber zeigt sich die Verständnislosigkeit
der Richter im Fall eines Wechselfälschers, der fünf Dutzend
falsche Wechsel im Gesamtbetrage von dreiundachtzigtausend
Mark in Verkehr gebracht hatte. Man hat den Mann ins
Loch gesteckt, und er hat sich doch nur um die so dringend
notwendige Lebung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs ver-
dient machen wollen. (m.) sedanensis
LeclLLtLoiissekluL: 25. Lepiemd«' IStt.
Kriegschronik der Meggendorfer-Blätter, München
EIn Mittel gegen den Kricg
Staaten dürfen so etwas
natürlich nicht für sich allein
behalten. Sie werden schon
damit herausrücken."
„Wenn sie aber nicht
wollen?"
Da schlug Alban Num
poldin mit der Faust aus
den Tisch. „Sie müssen!
Man wird sie schon klein
kriegen. Ganz eklig zwie-
beln muß man sie, blockieren,
ihren Landel lahm legen.
Und wenn das alles nichts
hilft, — zum Donnerwetter,
dann uimmt man ihnen die
Erfindung mit Waffenge-
walt weg!" (m.) —on.
Vielsagende Erklärung
Söhnchen: „Vater, was
sind eigentlich Zivilge-
gefangene?"
V aterlmik einem Blick aufseine
Frau): „Die Ehemänner."
LÜ
— „Ich bin ganz zufrieden,
daß es jetzt Kleiderkarten
gibt. Bekam ich früher ein
Paar alte Losen geschenkt,
dann mußt' ich erst zusehn,
wie ich sie zu Geld machte.
Ietzt schenken mir die Leut'
lieber gleich bar Geld."
— „Sie haben wohl heuer
keine Ferienreise unter-
nommen, Frau Professor?"
— „Leider nicht! Mein
Mann hatke sich aus allen
Gegenden Prospekte kom-
men lassen und ehe er sie
alle studiert hatte, waren
die Ferien vorüber."
„Schäume Maritza" (oder die Russen in der Dobrudscha)
„Du wirst sehen, Brüderchen, sobald wir dem Vulgaren die ,Schäume Maritza' vor-
spielen, laust er zu uns herüber."
-„Richtig, Iwan Nikiforowitsch, er kommt und bringt sogar andere mit!"
Anbegreifliche Iustiz
Die „Molkereizeitung" ärgert sich über die Gerichte,
weil ihrer Meinung nach die Milchfälscher jetzt gar zu
barbarisch bestraft würden. So sei ein Milchgroßhändler
mit Gefängnis bestraft worden, trotzdem er der Milch nicht
Wasser, sondern eine milchweiße, aus Milch und Wasser
bestehende Mischung zugesetzt habe. Die „Molkereizeitung"
sagt dazu: „Das kann die Lust an der wohltätigen Vermeh-
rung der knappen Milcheingänge schließlich ganz verleiden."
Ach ja, die „Molkereizeitung" hat recht. llnsere
Gerichte verurteilen darauf los, ohne darauf zu achten, daß
mancher Angeklagte nur beabsichtigte, sich nützlich zu be-
tätigen. Zahlreiche Fälle beweisen das; nur einige seien
hier angeführt.
Neulich wurde ein Kassierer verurteilt, der mit acht-
zigtausend Mark ausgeriffen und ergriffen worden war,
während er eine Rundreise durch kleine Orte Thllringens
machte. Wie konnte man den Mann bestrafen? Er wollte
fich doch nur um die Lebung des Fremdenverkehrs bemühen.
Poggen-Emil hatte aus dem Schaukasten eines Iuweliers
zwanzig goldene Ketten herausgeholt und bekam zwei Iahre
Zuchthaus. Ia, warum denn? Poggen-Emil ist ein ver-
ständiger Mensch; er n ollte gegen den Kettenhandel auf-
treten.
Verurteilungen wegen Plagiats sind zwar selten, aber
kürzlich wurde Eugen Werner Schwärzlich verdonnert, weil
er zehn Lumoresken abgeschrieben und an einen Verleger
verkauft hatte, der daraus ein Markbüchlein machte. Ist
das Arteil zu begreifen? Eugen Werner Schwärzlich wollte
sür erheiternde Schützengrabenlektüre sorgen, und das ist
gewiß ein lobenswertes, höchst patriotisches Bestreben.
Am peinlichsten aber zeigt sich die Verständnislosigkeit
der Richter im Fall eines Wechselfälschers, der fünf Dutzend
falsche Wechsel im Gesamtbetrage von dreiundachtzigtausend
Mark in Verkehr gebracht hatte. Man hat den Mann ins
Loch gesteckt, und er hat sich doch nur um die so dringend
notwendige Lebung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs ver-
dient machen wollen. (m.) sedanensis
LeclLLtLoiissekluL: 25. Lepiemd«' IStt.