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Nr. 1345

Zeitschrift für Humor und Kunst

13

Der verfolgte Brief

ich halte ein Stück steifen Papiers in meinen Länden, das
ich nach den Regeln der Königlich bayerischen Post auf dem
zuständigen Postamt gegen bare 300 Mark umtauschen kann.
Änd wer hatte dieses Papier mit fo angenehmer Bedeutung
versehen? Meine Tante Alrike, dieses prächtige Äerz,
gegen das ich soeben giftige Pfeile abgeschnellt halte. Auf
dem kleinen, zu Mitteilungen bestimmten Abschnitt aber
stand: War krank; schickte deshalb nicht sofort.

O Verehrtester, wie schwarz kam ich mir in diesem
Augenblick vorl Ich meine natürlich innerlich. Wie würde
diese brave, prächtige Tante mein übereilter unzarter Brief
treffen! Vielleicht war sie noch kränklich; nun würde ihr
Leiden mit doppelter Macht zurückkehren, und sterbend würde
sie Verwünschungen auf das fluchwürdige Laupt ihres un-
dankbaren Neffen häufen. Gewiß: die 300 Mark hatte
ich, die konnte sie mir nicht wieder nehmen, aber sie würde
sich schwer hüten, mir je wieder einen Pfennig zukommen zu
lassen. Nicht in meinen kühnsten Träumen hatte ich gedacht,
daß Tante Lilrike gleich 300 Mark auf einmal schicken würde.
And nun hatte ich auf eine in so reichem Strom fließende
Quelle verstopfenden Schlamm geschleudert!

Aber noch hatte sie den Brief ja gar nicht. Äer mit
dem elenden Wisch! Ich entsann mich, an dem Briefkasten
gelesen zu haben, daß er um sieben Ahr geleert werden
sollte. Noch war es Zeit. Es schlug gerade sieben, als
ich vor dem Kasten stand. Er war noch nicht geleert.
Oder war es doch schon geschehn und hatte der damit
beauftragte Mensch nur vergeffen, das bekannte Schildchen
umzustellen? Nagende Angewißheit knabberte an meiner
unglücklichen Seele. Endlich, um sieben !lhr zehn Minuten,
nahte sich auf einem gelben Fahrrade ein blauer Mann
mit einer schwarzen Tasche. Sie wissen ja, Bester, wie
in großen Städten die Leerung der Briefkästen vollzogen
wird. Der Postbeamte klafft seine Tasche derart auf, daß

sie einen einzigen großen Rachen bildet, und schiebt sie
dann ganz und gar unter den Brieskasten, deffen Inhalt
dann auf einmal in die Tasche fällt; der Mann kommt gar
nicht an die Briefe heran. Früher war mir dies als ein
ganz vorzügliches System erschienen. Ietzt aber wäre es
mir lieber gewesen, wenn der Postmensch die Briefe einzeln
hätte aus dem Kasten grabbeln müssen, denn dann hätte er
vielleicht den an Tante Alrike herausgesucht. So aber lehnte
er, als ich wie selbstverständlich dies Verlangen an ihn stellte,
höflich aber bestimmt ab. Das dürfte er unter keinen !lm-
ständen tun, sagte er; da könnte ja jeder auf der Straße
das von ihm verlangen. Nun, er hatte nicht ganz unrecht,
das sah ich sogar in meiner Aufregung ein. Er war aber
ein liebenswürdiger Mensch und gab mir den Rat, den
Brief doch vom Postamt zurückzuverlangen, wohin er ihn
jetzt gleich bringen würde. Nur eines müßte ich dabei
beobachten: ich müßte zur Legitimation genau den gleichen
Briefumschlag mit derselben Adreffe vorweisen; das wäre
die Vorschrift. Dann schwang er stch wieder aus sein gelbes
Rad und fuhr davon. Aeber der Anterhaltung hatte er
übrigens richtig vergessen, das erwähnte Schildchen am
Vriefkasten umzustellen.

Wie ein edler arabischer Renner galoppiere ich nach
Lause. Ich stürze in mein Zimmer, wobei ich meinen Äut

Mit dieser Nummer beginnt das !V. Quartal 1916 der

Meggendorfer-Blätter.

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