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Nr. 1345

Zeitschrift sür Humor und Kunst

15

Der verfolgte Brief

habe ich immer noch den andern. Gleich bei Oberpollinger,
dort, wo die Modezeitschristen für die Damen ausliegen,
schreibe ich die Adresse. Ich ziehe mir dabei hestige Be-
schimpfungen von zwei dicken Damen zu, zwischen die ich mich
mit einer von mir sonst dem weiblichen Geschlecht gegenüber
stets vermiedenen Nücksichtslosigkeit drängen muß, um an
das Tintenfaß zu gelangen. Ein stisches Auto her! Schleu-
nigst zum Postamt! Aber ach, — die !lhr ist der Feind so
vieler menschlicher Bestrebungen; es ist schon fünf Minuten
über acht, und gerade schließt ein blauer Postmensch die
eiserne Gittertür.

Allen möglichen Wohllaut lege ich in meine Stimme,
als ich den Mann durch das Gitter anflehe, mir zur Wieder-
erlangung des verfluchten Briests behilslich zu sein. Aber
der Wohllaut rührt ihn nicht; er sieht auch gar nicht auf
den die Berechtigung meines Verlangens nachweisenden
Briefumschlag. Kalt und mitleidlos, als schlüge kein Lerz
in seiner Brust, erklärt er mir: jetzt wäre auf dem Postamt
Schluß gemacht, und daran könnte selbst der König nichts
ändern. (Der Kerl müßte wegen Lochverrats angezeigt
werden, nicht wahr?) And überhaupt wäre es zu spät; eben
wären die Briesschaften vom Postauto abgeholt worden. —
Damit geht er, nachdem er mich noch angegrinst hatte, —
weil er das sichere Gitter zwischen uns weiß, so wie man
im Zoologischen Garten die Affen ärgert, vor deren Land-
greiflichkeiten man auch durch ein Gitter geschützt ist.

Lol' dich der Teufel! denke ich; ich selbst habe keine
Zeit dazu, ich muß meinen Brief kriegen. !lm acht Ahr
dreißig bin ich auf dem Bahnhof, von dem acht Ahr fünf-
undvierzig ein Schnellzug jenen lieblichen niederdeutschen
Gefilden zustrebt, in deren milder Schönheit die tränenum-
florten Augen meiner Tante Alrike Trost suchen werden,
wenn der Brief ihres Neffen Adam ihr edles Lerz ver-
wundet hat. Zch kaufe einem Automaten eine Vahnsteig-
karte ab und wanke an den Postwagen im Zuge, wo ich
lallend meine Bitte vorbringe. Antwort: die Bahnpost
hat nichts mit dem Publikum zu tun.

O mein Bester, Wertgeschätzter: ich wußte gar nicht,
was ich tat. Wie in der Lypnose gehe ich an den Schalter,
kaufe mir eine Fahrkarte und klettere dann stumpfsinnig
in den Zug, der mich, ein willenloses Objekt, in die Nacht
hinausträgt. Einmal auf einer Station habe ich noch einen
Versuch am Postwagen gemacht, natürlich ergebnislos.
Schrecklich war die Fahrt. Ich hatte noch soviel Bestnnung
gehabt, an die Notwendigkeit der Rückreise zu denken, und
nur eine Karte dritter Klasse genommen. Mit sieben Land-
lungsreisenden war ich zusammen gesperrt, die Schauder
erregend schnarchten. Niemand kann so gut auf der Bahn
schlafen wie Landlungsreisende. Sie sind das eben gewohnt,
denn am guten Gewissen allein kann es nicht liegen.

Am drei Viertel auf sieben Ahr morgens entsteige ich
dem Zuge am Wohnort meiner Tante. Der Mann, der
die aus dem Postwagen geschmissenen Säcke aufhebt, sagt,
ich soll nur aufs Postamt gehen. Gut, ich gehe aufs
Postamt. Es ist noch geschlossen, aber ein fteundlicher
Briefträger nimmt mich hinein und führt mich zu einem
Sekretär oder einer ähnlichen Persönlichkeit von Rang im
Postbetriebe- Ich zeige meinen Briefumschlag vor, ich
schildere mein Elend, der Sekretär lacht schrecklich. Aber
es war ein gutmütiges Lachen. Er bittet mich zu warten,
und nach einer halben Stunde bringt er mir meinen in-
zwischen herausgesuchten Brief. Welch ein Glück! Nein
und schuldlos werde ich vor Tante Alrike dastehn!

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ab und verursacht hier in Form nadelartiger, harter und äußerst schwer löslicher Kristalle
naturgemäß böse, schmerzhafte Entzundungen. Erst nach Bindung und Auflösung dieser
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