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Z 27

Zeitschrift für Humor und Kunst

Vorsichtig Vesucherin: „Sie zittern ja förmlich vor Wut?"

Äausfrau: „O, ich habe mich furchtbar mit der Köchin gezankt! So-
bald wie das Schnitzel fertig ist, das sie gerade bratct — kündige ich ihr!"

Die Einbrecher

„O, Fräulein/ erwiderte
ebenso diplomatisch Auguste,

„es ist wunderschön heraußen."

„Nicht wahr? Geradezu
einzig. Diese prächtige Luft
und diese gesegnete Ruhe.

Schläfst du denn auch immer
guk, Auguste?"

„O ja, Fräulein, meifiens.

Aber manchmal ist es mir doch
ein bißchen unheimlich."

„O pfui, Auguste," wandte
verweisend Fräulein Beate ein,

„ich glaube gar, du fürchtest
dich. Was soll uns denn hier
draußen passteren! Wo doch
alles so friedlich ist. !lnd alle
Türen so fest verschlossen sind."

.Freilich,Früulein," stimm-
te Auguste zu, „aber 's ist halt
so eigentümlich. Wenn man
in der Stadt ein Geräusch im
Lause hörte, so wußte man,
es mußte von einem Inwoh-
ner herrühren, regt sich aber
hier draußen was, dann kann's
nur ein fremder Eindringling
sein, der das Geräusch verur-
sacht. Kann er nicht durch die
Fenster einsteigen oder durch
das Dach? Wo doch die
Läuser so niedrig sind."

„Auguste, du jagst mir Angst ein mit deinen törichten
Phantasien. Ich hätte gar nicht gedacht, daß du so ein
Lasenherz wärst. Geh, schäme dich und geh zu Bett."

So endete die Konferenz wenig befriedigend. Wenn
Fräulein Beate gehofft hatte, an ihrer Dienerin eine mora-
lische Stütze gegen ihre eigene verfteckte Furcht zu finden,
so war diese Stütze ein morscher Pfahl gewesen, der bei
dem ersten Dagegenlehnen zusammengebrochen war und sie
mitgerissen hatte. Sie konnte fast die ganze Nacht kein
Auge zutun, und als einmal die Treppenstufen zu krachen
anfingen, wie sie das infolge des Temperaturwechsels gerne
tun, da fiel der letzte Rest ihrer mühsam aufrechterhaltenen
Selbstbeherrschung, und ste flüchtete in die Kammer ihrer
nicht minder geängsteten Dienerin.

Am nächsten Tage, als die Sonne wieder schicn und
das Laus bis ins kleinfte Winkelchen durchlcuchtete, lachten
sie freilich über die ganz unnötige Aufregung der ver-
flossenen Nacht, aber da dem Tage wieder eine Nacht
folgen mußte, so begegneten flch die Gedanken der beiden
Frauen in dem Bestreben, ein Mittel zum Schutze gegen
unvorhergesehene Ereignisse ausfindig zu machen.

Die Anregung Augustes, einen großen Lund anzu-
schaffen, verwarf Fräulein Beate energisch. Sie fürchtete
sich vor Lunden; hatte sie doch oft genug gelescn, daß
Lunde, die plötzlich toll geworden waren, ihre eigenen Lerren
gebissen hatten. !lnd dann der Lundewurm! Welch unan-
genehme Krankheitserscheinung. Puh! Nein. Damitwar's
also nichts.

Oder man nahm sich einen Mann ins Laus? Er konnte
in der Kellerstube wohnen und allerhand kleine Arbeiten
verrichten. Nein, auch diesen Vorschlag konnte Fräulein
Beate nicht gutheißen. Ein Mann beständig in ihrer !lm-

gebung genierte sie, und wer weiß dcnn, ob man sich da
nicht den Vock zum Gärtner machte? Waren die beiden
Frauen nichk schutzlos einem Lausgenossen überantwortet,
wenn dieser eine schwarze Seele hatte und die Gelegenheit
ausnützte? Ist alles schon dagewesen.

Man ließ sich einen Katalog über Alarmvorrichtungen
kommen, aber allein konnten sie die nicht montieren und
sie mußten wiederum eine fremde Person ins Laus lassen.
Wie leicht konnten da nicht Wachsabdrücke genommen
werden. !lnd ein geriebener Einbrecher kannte den Lumbug
ohnedies viel zu genau und wußte mit derlei Vorrichtungen
umzuspringen.

Bei dem Studieren des Katalogs war abcr Auguste
plötzlich auf eine Idee gekommen, die eben so praktisch wie
billig war.

„Fräulein," rief sie in glühendem Eifer, „ich weiß
etwas."

„Na, was denn Auguste?" fragte ebenso eifrig Fräulein
Beate.

„Ganz einfach, wir kaufen eine Schachtel Knallerbsen
und verstreuen sie nachts überall im Laufe. Auf der Treppe
und in den Gängen vom Keller bis zum Dach. Vetritt
nun ein ünberufencr das Laus, so gibt es untcr seinen
Füßen einen Kracb, er wird denken, ein Schuß sei aus
einem verborgenen Winkel auf ihn abgefeuert worden und
schleunigst Fersengeld geben. Außerdem erwachen wir und
können aus den Fenstern um Lilfe rufen."

Fräulein Beate war überwältigt von der großartigen
Idee ihrer Dienerin und schenkte ihr zum Lohne dafür ein
graues Ripskleid, das einen kleinen Weinflecken hatte. Auf
der Stelle fuhr sie in die Stadt und kaufte die Knallerbsen
ein. And als man am Abend zur Ruhe ging, legte man
 
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