Q78-'2-'^Ll-'D Zeitschrift für Humor und Kunst 139
Die Zigarett
„Na ... wenn Se se partu nich rausschmeißen wollen,
dann legen Se se man da in den Aschenkasten, daß die
verdammte Raucherei nun mal endlich hier aufhören tut."
Ich leg also meine Zigarctt in den Aschenkasten, wissen
Se, Lerr Redaktör. so ein bißchen schief, daß das Mund
stück oben herausgeguckt hat. Nun weiß aber jeder ver-
»ünftige Mensch u»d Sie auch, 5oerr Rcdaktör, daß eine
Zigarett nich von allein aufhört zu rauchen. sondern daß
se immer hübsch weiter quaimt bis an das Mundstück,
wenn eins dran is'.
!>nd nun denkcn Se sich die Bescherung, wie nach der
nächsten Station der Sebaffner seine Zang wieder durch
den Waggon spazieren trägt und, wie cr den schönen Rauch
riecht, wo im ganzen Waggon ist. Lerrschasten, da hätten
Se mal was hören können. Gegen den is' ein Major ein
Waisenkind.
„Limmelkreuzdonnerwetter ..." hat er gesagt und noch
mehr hinten dran und nich elwa leis .. . die Fensterscheiben
haben daber gezittert... „Sie... Sie ... Sie haben ja schon
wieder geraucht... Lcrr . .. rrr ..." — Wisscn Se, Äerr
Redaktör ... so ein Lerr wie beim Militär mit zwanzig
R hinten dran, daß nran im Augenblick gemeint hat, der
Waggon hätt' ein paar Räder mehr.
Na, da hätte Se mal die Soldate hören sollen, wo
bei mir im Waggon waren ... gelacht haben die ... gelacht,
sag ich Jhne, . . . der eine — es war so 'n Dicker — der
is' schlankweg von der Bank runtergefallen und hat sich
sein Fell am Kopp geschunden, daß ihm die andern hernach
ein Pflaster haben drauspappen müssen. —
Wie es nun wieder ein bißche still geworden is', daß
man sein eigen Wort hat hören können, da hab' ich gesagt:
„Lerr Schaffner," hab' ich gesagt, „ich verbitt mir die
Anverschämtheit... ja, die verbitt ich mir. Die Leri schaften
hier können bezeugen, daß ich nich geraucht hab'. And
wenn Se mich jetz nich im Momang in Ruh lassen und
sich anständig gegen mich betragen, dann beschwer ich mich.
Laben Se mich verstanden?"
„Was," hat der Schaffner dagegen geschrien, daß ihm
sein Kopp ganz blau geworden is', „beschweren wolln Se
sich? S>e wolln sich beschweren? Lerr ... rrr ..., über
mich wolln Se sich beschweren? Aeber 'n preußischen Be-
amten? Sie haben wvhl keine Disziplin im Bauch? Da
an der Wand hängt ein Schild, und dadrauf stebt „Nicht-
raucher," und dann wird hier nich geraucht. And wenn
ich das Schild rumdrehe, dann steht „Naucher" drauf, und
dann wird hier geraucht. Verstehn Se mich? And nun
schmeißen Se sofort den Glimmstengel raus, sonst sollen
Se mal sehe», wie ich Ihne grob werden tu!"
Ich hab' aber an mich gehalten und hab' ganz ruhig
gesagt:
„Lerr Schaffner, das tu ich nich. Ich bin kein Brand-
stifter."
Da hat er geschrien:
„Dann schmeißen Se das Ding auf die Erd und tram
peln Se drauf."
„Meinen Sie," hab' ich gesagt, „daß Se mir hernach
60 Reichspfennige abknöppen können, von wegen weil ich
den Waggon dreckig gemacht hätt'?"
„Dann spucken Sie drauf, dann geht sie aus!" kreischt
er da.
Ich hab' aber gesagt:
„Fällt mir gar nicht ein. Ich werd doch noch lesen
können. Da hinten steht an der Wand: Es wird dringend
gebeten, nicht in den Waggon zu spucken."
Leicht abgeholsen
Geschäftsmann (zum Freier): „Es tut mir leid, Ihnen die
Land meiner Tochter verweigern zu müssen, — Sie sind
mir viel zu jung!"-
Da hat er aber gekrischen, daß man's hat vorn in der
Lokomotiv hören können:
„Lerr . . . rr. . . Sie wollen wobl einen preußischen
Beamten veräppeln? Da müsscn Se aber früher aufstehn,
wiffen Se! Sie glauben wohl, Sie könnten sich was bei
uns herausnehmen, weil wir ne Sekundärbahn sind? Da
sind Se aber schies gewickelt, sag ich Ihne, dann fliegen
Se raus bei uns . .. rausgeschmissen werden Se!"
Nun frag ich Sie, Lerr Redaktör, soll icb mir, — Rentier
Alois Strohmayer — so was gefallen lassen? And noch
von so einem Kerl? Na, ich hab' ihm denn auch den Star
gestocden und nich zu knapp. Ich hab' zu ihm geiagt:
„Lerr Schaffner," hab' ich gesagt, „nun will ich Ihne
mal in aller Freundschaft was sagen. Sie bilden sich wohl
ein, daß Sie hier was zu sagen haben? Wissen Se, was
Se haben? Se haben sich anständig und höflich gegen das
Publikum zu benehmen, und wenn Se das nich lun, dann
werden Sie rausgescbmissen. Verstehn Se mich? And
morgen werd ich gleich bei den Lerrn Eisenbahnminister
Die Zigarett
„Na ... wenn Se se partu nich rausschmeißen wollen,
dann legen Se se man da in den Aschenkasten, daß die
verdammte Raucherei nun mal endlich hier aufhören tut."
Ich leg also meine Zigarctt in den Aschenkasten, wissen
Se, Lerr Redaktör. so ein bißchen schief, daß das Mund
stück oben herausgeguckt hat. Nun weiß aber jeder ver-
»ünftige Mensch u»d Sie auch, 5oerr Rcdaktör, daß eine
Zigarett nich von allein aufhört zu rauchen. sondern daß
se immer hübsch weiter quaimt bis an das Mundstück,
wenn eins dran is'.
!>nd nun denkcn Se sich die Bescherung, wie nach der
nächsten Station der Sebaffner seine Zang wieder durch
den Waggon spazieren trägt und, wie cr den schönen Rauch
riecht, wo im ganzen Waggon ist. Lerrschasten, da hätten
Se mal was hören können. Gegen den is' ein Major ein
Waisenkind.
„Limmelkreuzdonnerwetter ..." hat er gesagt und noch
mehr hinten dran und nich elwa leis .. . die Fensterscheiben
haben daber gezittert... „Sie... Sie ... Sie haben ja schon
wieder geraucht... Lcrr . .. rrr ..." — Wisscn Se, Äerr
Redaktör ... so ein Lerr wie beim Militär mit zwanzig
R hinten dran, daß nran im Augenblick gemeint hat, der
Waggon hätt' ein paar Räder mehr.
Na, da hätte Se mal die Soldate hören sollen, wo
bei mir im Waggon waren ... gelacht haben die ... gelacht,
sag ich Jhne, . . . der eine — es war so 'n Dicker — der
is' schlankweg von der Bank runtergefallen und hat sich
sein Fell am Kopp geschunden, daß ihm die andern hernach
ein Pflaster haben drauspappen müssen. —
Wie es nun wieder ein bißche still geworden is', daß
man sein eigen Wort hat hören können, da hab' ich gesagt:
„Lerr Schaffner," hab' ich gesagt, „ich verbitt mir die
Anverschämtheit... ja, die verbitt ich mir. Die Leri schaften
hier können bezeugen, daß ich nich geraucht hab'. And
wenn Se mich jetz nich im Momang in Ruh lassen und
sich anständig gegen mich betragen, dann beschwer ich mich.
Laben Se mich verstanden?"
„Was," hat der Schaffner dagegen geschrien, daß ihm
sein Kopp ganz blau geworden is', „beschweren wolln Se
sich? S>e wolln sich beschweren? Lerr ... rrr ..., über
mich wolln Se sich beschweren? Aeber 'n preußischen Be-
amten? Sie haben wvhl keine Disziplin im Bauch? Da
an der Wand hängt ein Schild, und dadrauf stebt „Nicht-
raucher," und dann wird hier nich geraucht. And wenn
ich das Schild rumdrehe, dann steht „Naucher" drauf, und
dann wird hier geraucht. Verstehn Se mich? And nun
schmeißen Se sofort den Glimmstengel raus, sonst sollen
Se mal sehe», wie ich Ihne grob werden tu!"
Ich hab' aber an mich gehalten und hab' ganz ruhig
gesagt:
„Lerr Schaffner, das tu ich nich. Ich bin kein Brand-
stifter."
Da hat er geschrien:
„Dann schmeißen Se das Ding auf die Erd und tram
peln Se drauf."
„Meinen Sie," hab' ich gesagt, „daß Se mir hernach
60 Reichspfennige abknöppen können, von wegen weil ich
den Waggon dreckig gemacht hätt'?"
„Dann spucken Sie drauf, dann geht sie aus!" kreischt
er da.
Ich hab' aber gesagt:
„Fällt mir gar nicht ein. Ich werd doch noch lesen
können. Da hinten steht an der Wand: Es wird dringend
gebeten, nicht in den Waggon zu spucken."
Leicht abgeholsen
Geschäftsmann (zum Freier): „Es tut mir leid, Ihnen die
Land meiner Tochter verweigern zu müssen, — Sie sind
mir viel zu jung!"-
Da hat er aber gekrischen, daß man's hat vorn in der
Lokomotiv hören können:
„Lerr . . . rr. . . Sie wollen wobl einen preußischen
Beamten veräppeln? Da müsscn Se aber früher aufstehn,
wiffen Se! Sie glauben wohl, Sie könnten sich was bei
uns herausnehmen, weil wir ne Sekundärbahn sind? Da
sind Se aber schies gewickelt, sag ich Ihne, dann fliegen
Se raus bei uns . .. rausgeschmissen werden Se!"
Nun frag ich Sie, Lerr Redaktör, soll icb mir, — Rentier
Alois Strohmayer — so was gefallen lassen? And noch
von so einem Kerl? Na, ich hab' ihm denn auch den Star
gestocden und nich zu knapp. Ich hab' zu ihm geiagt:
„Lerr Schaffner," hab' ich gesagt, „nun will ich Ihne
mal in aller Freundschaft was sagen. Sie bilden sich wohl
ein, daß Sie hier was zu sagen haben? Wissen Se, was
Se haben? Se haben sich anständig und höflich gegen das
Publikum zu benehmen, und wenn Se das nich lun, dann
werden Sie rausgescbmissen. Verstehn Se mich? And
morgen werd ich gleich bei den Lerrn Eisenbahnminister