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Nr. 1353

Zeitschrift für Hurnor und Kunst

141

Die Ztgarett

gehn, wo nämlich ein ganz spezieller Freund von mir is, und
werd mich über Sie beschweren. And dann wolln wir mal
sehen, was der mil Ihne macht. Gell, da könne Se gucken?"

Wissen Se, Lerr Redaktör, das mit dem Eisenbahn-
minister, das war gestunkert. Das geb ich ganz gern zu.
Aber was tut man nicht alles um den lieben Frieden?
Die Soldaten haben denn auch schrecklich lachen müffen und
haben sich auf die Knie gehauen, daß es nur so geklatscht
hat. Der Schaffner is' aber ganz weiß geworden im Gesicht,
und dann hat er gesagk:

„Na, ich will mal bei Ihne ein Aug zudrücken. Ich
will mal annehmen, daß Se nich geraucht haben. Aber
das sag ich Ihne, daß Se mir die Zigarett nich wieder
anfassen. Lassen Se se ruhig liegen, bis se fertig is'."

Was glauben Se aber, Lerr Redaktör, was da passiert!
Nimmt da doch einer von den Soldaten, wo mit mir ge-
fahren sind, seine dickgestoppte Nudeltasch raus, grad dem
Schaffner vor dem Gestcht, und gibt jedem von den Kerlen
eine Zigarett. And der, wo eben von der Bank runter
gefallen war, macht ein Streichholz an, und die andern
halten wahrhaftig ihrc Zigaretten dran, bis daß se hübsch
am Brennen sind, und dann legen se se wie auf Kommando
in den Aschenkasten und gucken an die Deck'. Einen Qualm
hat das gegeben, sag ich Ihne, und gerochen hat das gar
nich schön.

Der Schaffner is' auch für ein paar Minuten wie eine
Leich gewesen. Gar nix hat er mehr gesagt. Er hat nich
mal mehr die Augen auf- und zugeklappt. Wie weg war
er. Aber dann hat er mit einemmal einen Krisch getan
und einen Satz gemacht, sag ich Ihne, daß ich gemeint hab',
er wollt den Kerlen mit der Zang alle Zähne aus dem

Kopp hauen und gekrischen hat er: „Lausejungen ... Lause-
jungen ...," daß ich mir die Ohren zugehalten hab'. Und dann
wollt er partu die Arlaubsscheine von den Sowaten haben.

Da hat aber der eine — ich glaub', es war ein Ein-
jähriger, gesagt:

„Lerr Konduktör," hat er gesagt, „wenn wir Lause-
jungen sind, dann find Sie auch einer. Wie kommen Sie
überhaupt dazu, hier so'n Nadau zu machen? Wir werden
uns auf der nächsten Station über Sie beschweren. Ver-
stehn Se uns?"

Der Schaffner hat aber immer weiter gebrüllt und hat
gesagt, hier wär Nichtraucher usw. und das andere würd
sich finden . . .

Da is' aber der Einjährige aufgestanden und hat zu ihm

gesagt: „Geraucht?-Ia, Lerr Konduktör, ich versteh

Sie wohl nich recht, wer hat denn hier geraucht? Wir doch
nich. Wir lass."n doch nur unsere Zigaretten rauchen, wie
der Lerr da drüben — damit haben se mich gemeint — auch.
Oder meine Se vielleicht, was der da drüben darf, das
dürfen wir hier nich? So weit sind mir nun, Gott sei Dank,
noch nich gekommen, daß der eine darf, was der andere
nich darf..." —

Es is' nich angenehm, Lerr Redaktör, wenn man zu-
sehen muß, wie einer dran is', einen Schlaganfall zu kriegen.
!lnd das wär' nun ganz sicher passiert, wenn nich der Zug
mit einemmal stehn geblieben wär', weil draußen einer ge
rufen hat: „Klingelbach! Eine Minute Aufenthalt!"

Wie ein Blitz war der Schaffner aus dem Waggon
raus. Na und dann kam die Bescherung. Erst kam ein
Mann mit einer roten Mütz rein, nnd dann kam einer
mit 'ner blauen. Wie mich nun der Schaffner wiederge-
sehen hat, da hat er mit dem Finger auf mich getippt und

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