Nr. lZSS
173
Zeitschrift sür Humor und Kunft
Der Wahnsinnlg«
Ach, Maria und Ioseph, wie mir der Schreck in alle Glieder
gesahren ist!"
Dies war wirklich sehr merkwürdig. Wie, zum Teufel,
kam ein wildfremder Mensch dazu, das Kindermädchen ver-
hindern zu wollen, mit den Kindern auf die Straße zu
gehn? Was ging ihn das an! Es war das schönfie Wekter,
wie es besser zum Spazierengehn für die Kinder gar nicht
hätte sein können, aber selbst wenn es geschneit und gehagelt,
gestürmt, gedonnert und geblitzt hätte, — dann wäre es
einen Fremden doch auch nichts angegangen, daß die Kinder
hinaus sollten.
„Lat der Mann denn gar nichts gesagt?" erkundigte
ich mich.
„Nein, gar nichts. Ein paarmal hat cr den Mund
aufgemacht, als ob er was sagen wollte, aber dann lachte
er wieder, und da hab' ich mich so gegraut. Nein, heute
gehe ich nicht wieder 'raus!" schloß das Kindermädchen.
„Die Polizei müßte man rufen," schlug die Köchin vor.
„Ich hab's ja schon immer gesagt, der Lerr sollt' ein Tele-
pho» anschaffen." — Das stimmte; die Köchin halte bereits
oft einen Fernsprechanschluß in Vorschlag gebracht, aber
natürlich nur aus Eigennutz, um die Besorgungen ersparen
und Stelldicheine verabreden zu können. Ich bin aber
grundsätzlich gegen das Telephon, das eine der viclen Er-
findungen ist, die die Menschheit unglücklich gemacht haben.
Jch werde mich hüten, mir einen Fernsprecher anzuschaffe».
Da könnte mich ja zum Beispiel jemand, dem diese Geschichte
nicht gefällt, einfach anklingeln, um mir das schnell zu er-
zählen. !lnd überhaupt, — die Telephonklingeln sind so
gräßlich schrill; etwas so aufreizend Störendes haben sie.
Die Türglocke nimmt einem schon genug Ruhe.
La, — da ging die Glocke. „Der ist es!" flüsterte
das Kindermädchen, bleich vor Entsetzen. „Er ist uns nach-
gekommen, — der Verrückte will uns was tun!"
„Ach Ansinn, Sie find ja selbst verrückt," sagte die
Köchin und ging entschlossen auf die Tür zu. Ansere älteste
Tochter schloß stch ihr neugierig an.
Die Köchin öffnete die Tür ein wenig, und es war nun
zu bemerken, wie fie erst hinaussah, dann schaute, dann
starrte. Sie wurde blaß, begann zu zittern, warf die Tür
wieder zu und flüchtete weiter in den Korridor hinein.
„Es muß derselbe Mann sein," brachte sie in einer Tonart
hervor, die man, wenn es sich nichk um eine Köchin, sondern
eine Gräfin gehandelt hätte, als „Lauchen" hätte bezeichnen
können. „Ein dickes rotes Gesicht hat er und ganz kleine
Augen. And er ist wirklich verrückt. Erst hat er mich an-
gesehen und dann das Kind, und dann hat er gegrinst,
und dann hat er ein paarmal den Mund ausgemacht, und
das war ganz greulich anzusehen. Ach Gott, wenn er nun
die Tür einschlägt und uns alle umbringt!"
„Lassen wir ihn stehen," entschied ich; „er wird schon
wieder sort gehen."
Aber nein, die Klingel ertönte wieder, diesmal nach-
drücklich und anhaltend. Das Kindermädchen verschwand;
die Gesahr schien ihr wohl zu sehr zu wachsen. Sollte
man überhaupt noch einmal öffnen? Wenn der Mann
dort draußen wirklich wahnsinnig war, so mochte er dort-
hin gehen, wo Wahnsinnige hingehören, — unsere Woh-
nung war das jedenfalls nicht. War er aber nicht ver-
rückt, dann hätte er ja schon längst sagen können, was er
eigenlich wollte. Es lag aber wirklich keine Veranlas-
sung vor, seinetwegen noch einmal auf die Türklinke
zu drücken. Vielleicht wurde ihm die Geschichte bald
ourrrKsr»
' ckar 5/aa/' uuck ek-
riett ber uac/rFeckuuLette/u, b/auuem oktc/-
^ ^ bto/rcte
. __ tta/c/r //cc/rna/rmc ^tarc/ls I.SO
TIWoLsoL/srrÄsr-rr
Vürkvpplvvrkv Livlekvlä.
Bei Bestelluiigk» vou Ware» «tc. beziehc man sich auf diefe Zeitfchrist.
tui III»<1
Kii«l, 8l,«8cI»<»lLi<, 1«
Lsict»ri«n sick ckurckr ^olieic
un<I slodile Kkiinilruktioiiaii'»
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gegen Schnupsen.
Preis: 50 und 35 Pfg. in allen Npotheken. Man achte
darauf, daß H. Trommsdorff, chem. Fabrik, Aachen, auf
feder Tofe fteht. Aus.: ..SozoiodoN'.^incum 3.5 D.. Mentkiol und MilcbiuLer.
I.lmgkiill!illeii
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aller Art. wie Katarrhen. tuberkulösen Erkrankungen, Dflhma ic. erzlelken, wte
zahlretche Mttteilungen von itrzten. «pothekern und Letdenden einwandstei
beweisen. unsere N0 t0 liN - PillLN
in jahrelauger Praxis — vorzügliche Erfolge.
huflen. Verschleimung. «uswurf, Nachtschwettz. Sttche im Rücken u. Brustschmerz
hörten aust Appetit u. Körpergewichi hoben flch rasch; allgsm. Wohlbefinden
siellte flch ->n7— Erhältltch dte Schachtel zu 2 M. in allen Lpotheken; wenn
nicht uorrätig. auch dlrekt von uns durch unsere Versandapotheke.
AusführlicheB^roschüre^kost Pl»-t s-L«„ Berlin svo b«.
Hauptniederlage: Lamariter-Avotheke Berli» 8.V. «8,
Sieuendurgerstraüe 41. Tel. Morihplatz ISI».
uz.U>jinixe InseratensuiiuiimL: Ikullolf hlosse, Lnnoneen-Lxxsäition.
173
Zeitschrift sür Humor und Kunft
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Ach, Maria und Ioseph, wie mir der Schreck in alle Glieder
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Dies war wirklich sehr merkwürdig. Wie, zum Teufel,
kam ein wildfremder Mensch dazu, das Kindermädchen ver-
hindern zu wollen, mit den Kindern auf die Straße zu
gehn? Was ging ihn das an! Es war das schönfie Wekter,
wie es besser zum Spazierengehn für die Kinder gar nicht
hätte sein können, aber selbst wenn es geschneit und gehagelt,
gestürmt, gedonnert und geblitzt hätte, — dann wäre es
einen Fremden doch auch nichts angegangen, daß die Kinder
hinaus sollten.
„Lat der Mann denn gar nichts gesagt?" erkundigte
ich mich.
„Nein, gar nichts. Ein paarmal hat cr den Mund
aufgemacht, als ob er was sagen wollte, aber dann lachte
er wieder, und da hab' ich mich so gegraut. Nein, heute
gehe ich nicht wieder 'raus!" schloß das Kindermädchen.
„Die Polizei müßte man rufen," schlug die Köchin vor.
„Ich hab's ja schon immer gesagt, der Lerr sollt' ein Tele-
pho» anschaffen." — Das stimmte; die Köchin halte bereits
oft einen Fernsprechanschluß in Vorschlag gebracht, aber
natürlich nur aus Eigennutz, um die Besorgungen ersparen
und Stelldicheine verabreden zu können. Ich bin aber
grundsätzlich gegen das Telephon, das eine der viclen Er-
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Jch werde mich hüten, mir einen Fernsprecher anzuschaffe».
Da könnte mich ja zum Beispiel jemand, dem diese Geschichte
nicht gefällt, einfach anklingeln, um mir das schnell zu er-
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gräßlich schrill; etwas so aufreizend Störendes haben sie.
Die Türglocke nimmt einem schon genug Ruhe.
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das Kindermädchen, bleich vor Entsetzen. „Er ist uns nach-
gekommen, — der Verrückte will uns was tun!"
„Ach Ansinn, Sie find ja selbst verrückt," sagte die
Köchin und ging entschlossen auf die Tür zu. Ansere älteste
Tochter schloß stch ihr neugierig an.
Die Köchin öffnete die Tür ein wenig, und es war nun
zu bemerken, wie fie erst hinaussah, dann schaute, dann
starrte. Sie wurde blaß, begann zu zittern, warf die Tür
wieder zu und flüchtete weiter in den Korridor hinein.
„Es muß derselbe Mann sein," brachte sie in einer Tonart
hervor, die man, wenn es sich nichk um eine Köchin, sondern
eine Gräfin gehandelt hätte, als „Lauchen" hätte bezeichnen
können. „Ein dickes rotes Gesicht hat er und ganz kleine
Augen. And er ist wirklich verrückt. Erst hat er mich an-
gesehen und dann das Kind, und dann hat er gegrinst,
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das war ganz greulich anzusehen. Ach Gott, wenn er nun
die Tür einschlägt und uns alle umbringt!"
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wieder sort gehen."
Aber nein, die Klingel ertönte wieder, diesmal nach-
drücklich und anhaltend. Das Kindermädchen verschwand;
die Gesahr schien ihr wohl zu sehr zu wachsen. Sollte
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dort draußen wirklich wahnsinnig war, so mochte er dort-
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