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180 Kriegschronik der Meggendorfer-Blätter, Müncheu

— „Des kennl's ihr net, was ihr für an guaten Vatern habt. Er
ißt a Ganserl, damit für euch mehra Fleischmarken überig bleiben!"

Stiller Wunsch öes
Lanöwehrmanns Danncboom

Ls gibt so manche Sachen wohl,

Die eiren Menschen besser laben;
Doch tut ein seder, was er muß,

Und ich sitz' hier im Schützengraben.
2ch weiß, Las kann nicht andecs sein,
Und diene gern Lem Daterlande,

Und hilf' ich nicht zu seinem Schutz,
Das wär' ja eine Affenschande.

Doch krieg' ich von ;u Hause mal
So was GeLrucktes !n -ie Hänüe,

Wo einer was geschrieben hat,

Wi'e er die Sache richtlg fände,

Und «o er, wie man schärfer sei,

Sich was am Schreibpult ausgebrütet,
Und auf verhaßtes Ieintepack
Nit allem Donnerwetter wütet, —
Dann denk' ich mir unü wünsche mrr;
Ach, könnt' ich ihn üoch be! mir haben,
Unü säß' er statt an seinem Pult

Traum

Bei mir gan; vorn im Schützengrabenl

Der Mehgermeister Beilhack lag im Bett. Oder nein, das war falsch. Er
saß in einem bequemen Lehnstuhl mit Samtüberzug und reicher Vergoldung.
Eine reichgestickte Llniform, von Gold und schwerer Stickerei firotzend, um-
schloß seinen umfangreichen Leib und sämtliche europäischen Lausorden zierten
seine breite Vrust. Linter seinem Stuhl standen wie zwei lebensgroße Wachs-
kerzen zwei Lakaien und titulierten ihn Exzellenz, woraus Lerr Beilhack entnahm,
daß er durch eine wunderbare Fügung des Schicksals Minister geworden war.

Tiefe Stille herrschte im Gemach, draußen im Vorzimmer aber summte
und schwirrte es von halbgedämpften Stimmen durcheinander und ein un-
geduldiges Getrappel von Füßen ließ sich dazwischen vernehmen.

„Was ist das für ein Lärm?" wandte stch Minister Beilhack an die Lakaien.

„Es flnd Leute, die draußen
warten, um von Euer Exzellenz
empfangen zu werden," erwider-
ten d!e Lakaien. „Grafen, kleine
Fürsten, Bankdirektoren, ehr-
geizige Iuristen, Landwerker-
deputationen, Landleute und ge-
wöhnlicheBitlsteller und Stellen-
schnorrer."

Seine Exzellenz versanken
in tiefes Nachdenken, denn er
wußke nicht, was er all diesen
Lerrschaften sagen sollte, da sein
Personalreferent merkwürdiger-
weise ins Schlachthaus gefahren
war, um einen Ochsen zu schlagen.

„Mvgen sie warten, mir
is Wurscht," dachte Minister
Beilhack.

Der Lärm wurde aber immer
größer, die Schritte immer unge-
duldiger und endlich klopfte man
gar mit den Füßen an die Tür.

„Ausg'schamts Volk, aus-
g'schamts," murmelte er; da aber
kam etwas wie ein nasser Lader — „Das ist doch sicher ein Druckfehler,

um seine Ohren geflogen, daß heißen, aber wo? Ich fange bei den Füßsn

tlnü wenn's üann tagelang gekracht,
Unü alles ringsherum nur Schutt ist,
Unü wenn üer Snglischmen üann stürmt
Auf alles, was noch nicht kaputt ist, —
Dann wünsche ich, Laß jcner Äerl
Sn all üem schlimmen Äuüüelmuüüel
Nichts anüeres ;ur Waffe hat
Als seine große Tintenbuüüel.

ssiro

ste ihm brannten wie in der Zeit,
da er noch Lehrbub war.

„Was is denn, du Schlaf-
haub'n, du?" rief eine weibliche
Stimme. „Mach, daß d' aus' m
Bett kimmst! Draußt steht schon
seit einer Stund' die Kundschaft
und schlagt 'n Laden z'samm!"

Da merkte Minister Beilhack,
daß nur ein schöner Traum ihn
geneckt hatte. Ltn, Lein,

Kennzeichen

— „Mutter, die Soldaten sind
doch jetzt alle feldgrau, woran er-
kenntman nundieKavalleristen?"

— „Dummer Bub', die Kavalle-
risten haben doch 'n Pferd!"

Nach und nach

Feldgrauer: „Zuerst hat sie
mir immer 'ne große Wurst ge-
schickt, dann 'n Paar Würstel,
nachher kam 'n Fingerhut voll
muß Butter — und jetzt kriege ich nur
an." noch Briese mit Fettflecken."

LeäLirtionsseLluÜi U. OsrewbTr 121L.
 
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