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Nr. 1ZS6

Zeitschrift für Humor und Kunst

189

Sannchens Weihnachtsgeschenk

aus rückwärtigen Läuserwänden, zwischen denen die Stadt-
bahn entlang ging, und das war nicht sehr schön anzusehen.

Lerr Amtsrichter Schaeffer reiste schließlich wieder ab.
Aber es kam ein Brief von ihm: daran, daß seine Frau
»achkommen könnte, wäre vorläufig noch gar nicht zu denken;
erst müßte es zu Lause wieder ein bißchen menschlich aus-
sehen! So vergingen noch Monate und Monate, bis
Lannchen Stobbe eines Tages doch wieder im Zuge saß
und ostwärts suhr. Es war schon beinahe dunkel, als sie
in der kleinen Stadt an kam. Gleich vom Bahnhof, der
vorläufig nur eine Bretterbude war, lief sie auf den Kirch-
hof. Da stand der Stein vor den beiden Gräbern, und
Stein und Gräber und auch das Gitter darum waren un-
versehrt, und Lannchen konnte froh die Lände falten. Sie
hatte Furcht gehabt, — so schreckliche Dinge hatte sie ge-
lesen von Kirchhöfen, die durch Granaten aufgewühlt worden
waren. Dann ging sie langsam nach Lause. Bäckermeister
Enderutstand vor derTür. „Warten Sie, Fräulein Stobbe,—
gleich schließ' ich Ihre Wohnung auf."

Warum denn? wunderke sich Lannchen; sie hatte doch
den Schlüssel. Aber Bäckermeister Enderut hatte schon
Recht; es waren einige Veränderungen mit seinem Lause
vorgegangen, — wie bei, ach, so vielen Läusern der Stadt,
was Iohanna Stobbe bei ihrem eiligen Lauf nach dem
Kirchhof kaum bemerkt hakte. „Das Dach war einfach wie
abgesägt," erzählte Lerr Enderut, „und die hintere Wand
und die nach dem Garten, — na, als wir nachher aus
dem Keller rauskamen, dacht' ich zuerst, ich müßt' die ganze
Bude neu aufbauen lassen. Aber Maurermeister Matu-
scheit hat dann doch wieder alles ganz nett zusammenge-
flickt. Ihre Möbel find noch ganz gut weggekommen,
Fräulein Stobbe; für den Spiegel hat meine Frau Ihnen

vorläufig einen andern hingehängt, damit's doch netter
aussieht."

Ia wirklich, die gute Frau Enderut hatte getan, was
sie konnte. Aber die Möbel im Wohnzimmer hatten doch
frllher anders gestanden, fand Iohanna Stobbe. Der
Nähtisch, — der mußte doch so stehen, daß man, wenn

man daran saß, vom Fenster aus-- ja, wie war

denn das nun? Er stand ja am Fenster, aber das Fenster
war nicht mehr am alten Platz. Lannchen sah hinaus, —
wirklich, das Fenster ging jetzt nach dem Garten. „Ach
Gott," sagte sie ängstlich, „ich kann ja nicht mehr de»
Kirchhof sehen!"

Bäckermeister Enderut erschrak ordentlich. „Wahrhaftig,
daran hab' ich auch rein gar nicht gedacht! Maurermeister
Matuscheit hat mir so viel vorgeredet, wieviel schöner das
wäre, wenn das Fenster nach dem Garten ginge; die
Wand war ja auch eingefallen, — na, und da hab' ich ihn
eben machen lassen. Wenn ich doch bloß daran gedacht
hätte!"

Lannchen Stobbe konnte es »atürlich nicht vertragen,
daß Bäckermeister Enderut ihretwegen etwas bedauerte.
„Aber nein, — so ist es ja wohl viel schöner," sagte sie
sanft; „und der Kirchhof ist ja auch ganz nahe."

Die kleine Stadt suchte sich,was man ja auch in so vielen
andern Städten und ganzen Ländern wird tun müssen,
mit Ergebenheit und gutem Willen übcr alles Geschehene
hinweg zu helfen. Man lebte weiter, und manches wurde
ganz wie früher. Iohanna Stobbe ging Tag für Tag
bald in dies, bald in jenes Laus; auszubessern gab es bei-
nahe mehr als früher, denn jetzt wurden ja weniger neue
Sachen gekauft. So um die Mitte des Dezember wunderte

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